Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Reise von Cap nach Zwellendam. liegt, und dessen Einwohner verschiedne Monathe imJahr, vom April bis September, um der Kälte und des Schnees willen nach dem darunter liegenden Karro zie- hen, das alsdann Wasser, Regen und Gewitter hat. Die Einwohner dieses Bocklandes ziehen zwar auch mit ihrem Viehe eine Zeit im Jahre nach Karro, es ist ih- nen aber scharf verbothen. Das kalte Bockland ist fast genau so breit, als das Elefantthal, zu beyden Seiten mit hohen Bergen umgeben, die nord-westwärts zusam- menstoßen, und nur einen schmalen Eingang zu einem auf der andern Seite liegenden flachen Felde übrig las- sen. Hier fällt bisweilen Schnee, der eine Zeit lang liegen bleibt, ohne zu schmelzen. So kalt dies Land in- zwischen seyn mag, ist es doch vor diesem von den Hotten- totten weit mehr, als jetzt von den Europäern, die hier nur einige wenige kleine Höfe angelegt haben, bewohnt gewesen. Ueberhaupt wohnen die Hottentotten in ihren Ortschaften zu einer ziemlichen Anzahl beysammen, oft mehrere hundert in großen Dörfern; sie leben von Wur- zeln, dem Fleische wilder Thiere und ihren eignen Herden, zu deren Weide ihnen das ganze Land offen steht; und dabey sind sie mit wenigem zufrieden. Jeder Kolonist hingegen will für sich seinen eignen Hof haben; ein Theil des dazu gehörigen Distrikts soll zu Weitzenfeld und Weinbergen angewandt werden. Wilde Thiere werden ohne Barmherzigkeit, Ueberlegung und gehöriges Spa- ren getödtet; einige schießt man aus Lust, andre rottet man aus, entweder des Schadens wegen, den sie im Felde, in den Gärten und sonst anrichten, oder auch um des Fells willen. -- Das Bockland ist übrigens ziem- lich flach, und ohne Gebüsch und Waldung. Nur hie und da erblickt man einen niedrigen Strauch. Außer- dem bringt es weiter nichts als Gras, und an einigen Reiſe von Cap nach Zwellendam. liegt, und deſſen Einwohner verſchiedne Monathe imJahr, vom April bis September, um der Kaͤlte und des Schnees willen nach dem darunter liegenden Karro zie- hen, das alsdann Waſſer, Regen und Gewitter hat. Die Einwohner dieſes Bocklandes ziehen zwar auch mit ihrem Viehe eine Zeit im Jahre nach Karro, es iſt ih- nen aber ſcharf verbothen. Das kalte Bockland iſt faſt genau ſo breit, als das Elefantthal, zu beyden Seiten mit hohen Bergen umgeben, die nord-weſtwaͤrts zuſam- menſtoßen, und nur einen ſchmalen Eingang zu einem auf der andern Seite liegenden flachen Felde uͤbrig laſ- ſen. Hier faͤllt bisweilen Schnee, der eine Zeit lang liegen bleibt, ohne zu ſchmelzen. So kalt dies Land in- zwiſchen ſeyn mag, iſt es doch vor dieſem von den Hotten- totten weit mehr, als jetzt von den Europaͤern, die hier nur einige wenige kleine Hoͤfe angelegt haben, bewohnt geweſen. Ueberhaupt wohnen die Hottentotten in ihren Ortſchaften zu einer ziemlichen Anzahl beyſammen, oft mehrere hundert in großen Doͤrfern; ſie leben von Wur- zeln, dem Fleiſche wilder Thiere und ihren eignen Herden, zu deren Weide ihnen das ganze Land offen ſteht; und dabey ſind ſie mit wenigem zufrieden. Jeder Koloniſt hingegen will fuͤr ſich ſeinen eignen Hof haben; ein Theil des dazu gehoͤrigen Diſtrikts ſoll zu Weitzenfeld und Weinbergen angewandt werden. Wilde Thiere werden ohne Barmherzigkeit, Ueberlegung und gehoͤriges Spa- ren getoͤdtet; einige ſchießt man aus Luſt, andre rottet man aus, entweder des Schadens wegen, den ſie im Felde, in den Gaͤrten und ſonſt anrichten, oder auch um des Fells willen. — Das Bockland iſt uͤbrigens ziem- lich flach, und ohne Gebuͤſch und Waldung. 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Reiſe von Cap nach Zwellendam.
liegt, und deſſen Einwohner verſchiedne Monathe im
Jahr, vom April bis September, um der Kaͤlte und des
Schnees willen nach dem darunter liegenden Karro zie-
hen, das alsdann Waſſer, Regen und Gewitter hat.
Die Einwohner dieſes Bocklandes ziehen zwar auch mit
ihrem Viehe eine Zeit im Jahre nach Karro, es iſt ih-
nen aber ſcharf verbothen. Das kalte Bockland iſt faſt
genau ſo breit, als das Elefantthal, zu beyden Seiten
mit hohen Bergen umgeben, die nord-weſtwaͤrts zuſam-
menſtoßen, und nur einen ſchmalen Eingang zu einem
auf der andern Seite liegenden flachen Felde uͤbrig laſ-
ſen. Hier faͤllt bisweilen Schnee, der eine Zeit lang
liegen bleibt, ohne zu ſchmelzen. So kalt dies Land in-
zwiſchen ſeyn mag, iſt es doch vor dieſem von den Hotten-
totten weit mehr, als jetzt von den Europaͤern, die hier
nur einige wenige kleine Hoͤfe angelegt haben, bewohnt
geweſen. Ueberhaupt wohnen die Hottentotten in ihren
Ortſchaften zu einer ziemlichen Anzahl beyſammen, oft
mehrere hundert in großen Doͤrfern; ſie leben von Wur-
zeln, dem Fleiſche wilder Thiere und ihren eignen Herden,
zu deren Weide ihnen das ganze Land offen ſteht; und
dabey ſind ſie mit wenigem zufrieden. Jeder Koloniſt
hingegen will fuͤr ſich ſeinen eignen Hof haben; ein Theil
des dazu gehoͤrigen Diſtrikts ſoll zu Weitzenfeld und
Weinbergen angewandt werden. Wilde Thiere werden
ohne Barmherzigkeit, Ueberlegung und gehoͤriges Spa-
ren getoͤdtet; einige ſchießt man aus Luſt, andre rottet
man aus, entweder des Schadens wegen, den ſie im
Felde, in den Gaͤrten und ſonſt anrichten, oder auch um
des Fells willen. — Das Bockland iſt uͤbrigens ziem-
lich flach, und ohne Gebuͤſch und Waldung. Nur hie
und da erblickt man einen niedrigen Strauch. Außer-
dem bringt es weiter nichts als Gras, und an einigen
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