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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise v. Camtous- bis zum Sonntagsflusse.
man alsdann davon nimmt, bekommt man ein sehr fei-
nes und reines Salz. An der Nord-Ost-Seite hatte
die Salzpfanne schon angefangen auszutrocknen; am
süd-westlichen Ende, wohin sie sich etwas neigte, war
sie voller. Westwärts dehnt sie sich in einen langen Hals
aus. So weit vom Meere und in einer so ansehnlichen
Höhe über demselben einen so großen und reichhaltigen
Salzteich zu finden, erregte mit Recht unsre ganze Ver-
wunderung. Allein das Wasser, welches dieses Salz
setzt, hat mit dem Seewasser nicht die mindeste Gemein-
schaft, sondern kommt bloß vom Regenwasser, das im
Frühlinge fällt, und des Sommers ganz wegdunstet.
Der ganze Boden des Landes ist durch und durch salzig.
Das Regenwasser, welches von den umliegenden höhern
Stellen herabläuft, löset diese Salztheilchen auf, führt
sie mit weg, sammelt sich in einem solchen niedrigen Thale,
steht da still, verdunstet nach und nach, und wird wäh-
rend dieses Verdunstens je länger desto salziger. Die
im langen Thale (Lange Kloof) und dem ganzen auf
dieser Seite belegenen Lande, wie auch die in Kamdebo,
Kanku und da herum wohnenden Kolonisten müssen ihr
Salz von dieser Pfanne hohlen. Nicht weit hievon sind
noch zwey dergleichen Salzpfannen befindlich; sie geben
aber kein Salz, ehe sie ausgetrocknet sind. In dem sal-
zigen Wasser waren verschiedne Insekten ertrunken und
liegen geblieben. Unter diesen waren mehrere, die ich
während der wenigen Stunden, da ich hier verweilte,
auf den Büschen nicht antraf. Verweilen und im Ge-
büsche umhergehen, hätte ich eigentlich nicht sollen,
weil dies in Ansehung der Löwen eine sehr gefährliche
Stelle war.

Als wir zurückkamen, fanden wir unsre Hottentot-
ten, die wir zur Bewachung unsrer auf der Weide ge-

Reiſe v. Camtous- bis zum Sonntagsfluſſe.
man alsdann davon nimmt, bekommt man ein ſehr fei-
nes und reines Salz. An der Nord-Oſt-Seite hatte
die Salzpfanne ſchon angefangen auszutrocknen; am
ſuͤd-weſtlichen Ende, wohin ſie ſich etwas neigte, war
ſie voller. Weſtwaͤrts dehnt ſie ſich in einen langen Hals
aus. So weit vom Meere und in einer ſo anſehnlichen
Hoͤhe uͤber demſelben einen ſo großen und reichhaltigen
Salzteich zu finden, erregte mit Recht unſre ganze Ver-
wunderung. Allein das Waſſer, welches dieſes Salz
ſetzt, hat mit dem Seewaſſer nicht die mindeſte Gemein-
ſchaft, ſondern kommt bloß vom Regenwaſſer, das im
Fruͤhlinge faͤllt, und des Sommers ganz wegdunſtet.
Der ganze Boden des Landes iſt durch und durch ſalzig.
Das Regenwaſſer, welches von den umliegenden hoͤhern
Stellen herablaͤuft, loͤſet dieſe Salztheilchen auf, fuͤhrt
ſie mit weg, ſammelt ſich in einem ſolchen niedrigen Thale,
ſteht da ſtill, verdunſtet nach und nach, und wird waͤh-
rend dieſes Verdunſtens je laͤnger deſto ſalziger. Die
im langen Thale (Lange Kloof) und dem ganzen auf
dieſer Seite belegenen Lande, wie auch die in Kamdebo,
Kanku und da herum wohnenden Koloniſten muͤſſen ihr
Salz von dieſer Pfanne hohlen. Nicht weit hievon ſind
noch zwey dergleichen Salzpfannen befindlich; ſie geben
aber kein Salz, ehe ſie ausgetrocknet ſind. In dem ſal-
zigen Waſſer waren verſchiedne Inſekten ertrunken und
liegen geblieben. Unter dieſen waren mehrere, die ich
waͤhrend der wenigen Stunden, da ich hier verweilte,
auf den Buͤſchen nicht antraf. Verweilen und im Ge-
buͤſche umhergehen, haͤtte ich eigentlich nicht ſollen,
weil dies in Anſehung der Loͤwen eine ſehr gefaͤhrliche
Stelle war.

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ten, die wir zur Bewachung unſrer auf der Weide ge-

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[79/0417] Reiſe v. Camtous- bis zum Sonntagsfluſſe. man alsdann davon nimmt, bekommt man ein ſehr fei- nes und reines Salz. An der Nord-Oſt-Seite hatte die Salzpfanne ſchon angefangen auszutrocknen; am ſuͤd-weſtlichen Ende, wohin ſie ſich etwas neigte, war ſie voller. Weſtwaͤrts dehnt ſie ſich in einen langen Hals aus. So weit vom Meere und in einer ſo anſehnlichen Hoͤhe uͤber demſelben einen ſo großen und reichhaltigen Salzteich zu finden, erregte mit Recht unſre ganze Ver- wunderung. Allein das Waſſer, welches dieſes Salz ſetzt, hat mit dem Seewaſſer nicht die mindeſte Gemein- ſchaft, ſondern kommt bloß vom Regenwaſſer, das im Fruͤhlinge faͤllt, und des Sommers ganz wegdunſtet. Der ganze Boden des Landes iſt durch und durch ſalzig. Das Regenwaſſer, welches von den umliegenden hoͤhern Stellen herablaͤuft, loͤſet dieſe Salztheilchen auf, fuͤhrt ſie mit weg, ſammelt ſich in einem ſolchen niedrigen Thale, ſteht da ſtill, verdunſtet nach und nach, und wird waͤh- rend dieſes Verdunſtens je laͤnger deſto ſalziger. Die im langen Thale (Lange Kloof) und dem ganzen auf dieſer Seite belegenen Lande, wie auch die in Kamdebo, Kanku und da herum wohnenden Koloniſten muͤſſen ihr Salz von dieſer Pfanne hohlen. Nicht weit hievon ſind noch zwey dergleichen Salzpfannen befindlich; ſie geben aber kein Salz, ehe ſie ausgetrocknet ſind. In dem ſal- zigen Waſſer waren verſchiedne Inſekten ertrunken und liegen geblieben. Unter dieſen waren mehrere, die ich waͤhrend der wenigen Stunden, da ich hier verweilte, auf den Buͤſchen nicht antraf. Verweilen und im Ge- buͤſche umhergehen, haͤtte ich eigentlich nicht ſollen, weil dies in Anſehung der Loͤwen eine ſehr gefaͤhrliche Stelle war. Als wir zuruͤckkamen, fanden wir unſre Hottentot- ten, die wir zur Bewachung unſrer auf der Weide ge-

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/417>, abgerufen am 02.06.2024.