Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

bis zur dritten großen Afrikanischen Reise.
zum Exempel dem Dispenseur fünf von den einkommenden
Waaren, und eben so viel von ausgehenden, als Getrei-
de, Butter und dergleichen; dem Casseur drittehalb Pro-
cent von dem Gelde; dem Packhausmeister vier Procent;
dem Hospital-Commissarius fünf Procent, und dem Au-
ctions Meister fünf Procent von allen Waaren, die durch
öffentliche Versteigerung verkauft werden. Daher besitzt
jetzt nur noch einer und anderer von den höhern Beamten
nahe bey der Stadt kleine Landhäuser, die aber bloß zum
Vergnügen dienen, und wovon nichts verkauft wird.

Der hiesige Gouverneur hat in Gemeinschaft mit
sieben Polizey-Räthen den höchsten Befehl sowohl über
alles, was die hiesige Handlung der Compagnie betrifft,
als auch über die innere Einrichtung und die ökonomi-
schen Angelegenheiten der Kolonie, ohne unter der Re-
gierung zu Batavia zu stehen, welche sonst über die in
Indien vorhandnen Handels-Comtoire die oberste Be-
fehlshaberschaft hat. Alle Criminalsachen gehören vor
den Justiz-Rath. In diesem hat der Commandant der
Garnison den Vorsitz, und der Gouverneur hat nichts
darin zu sagen, außer daß er die Todesurtheile unter-
schreibt. Uebrigens sind in der Kolonie noch zwey an-
dre Jurisdictionen: die eine zu Stellenbosch, unter wel-
cher vier Kirchspiele, deren jedes seine eigne Kirche hat,
stehen, nämlich Stellenbosch, Drakenstein, Zwartland
und Rothesand; die andre zu Zwellendam, welche sich
nur über ein einziges, aber sehr weitläuftiges Kirchspiel,
das gleichwohl bis jetzt weder eigne Kirche noch Prediger
hat, erstreckt.

Wenn ein Sklave einem Einwohner zu Cap, oder
einem Kolonisten Schaden oder Leides zufügt, so muß
gemeiniglich der Herr, dem er gehört, den Schaden er-
setzen und Strafe bezahlen, oft halb so viel, als der

bis zur dritten großen Afrikaniſchen Reiſe.
zum Exempel dem Diſpenſeur fuͤnf von den einkommenden
Waaren, und eben ſo viel von ausgehenden, als Getrei-
de, Butter und dergleichen; dem Caſſeur drittehalb Pro-
cent von dem Gelde; dem Packhausmeiſter vier Procent;
dem Hoſpital-Commiſſarius fuͤnf Procent, und dem Au-
ctions Meiſter fuͤnf Procent von allen Waaren, die durch
oͤffentliche Verſteigerung verkauft werden. Daher beſitzt
jetzt nur noch einer und anderer von den hoͤhern Beamten
nahe bey der Stadt kleine Landhaͤuſer, die aber bloß zum
Vergnuͤgen dienen, und wovon nichts verkauft wird.

Der hieſige Gouverneur hat in Gemeinſchaft mit
ſieben Polizey-Raͤthen den hoͤchſten Befehl ſowohl uͤber
alles, was die hieſige Handlung der Compagnie betrifft,
als auch uͤber die innere Einrichtung und die oͤkonomi-
ſchen Angelegenheiten der Kolonie, ohne unter der Re-
gierung zu Batavia zu ſtehen, welche ſonſt uͤber die in
Indien vorhandnen Handels-Comtoire die oberſte Be-
fehlshaberſchaft hat. Alle Criminalſachen gehoͤren vor
den Juſtiz-Rath. In dieſem hat der Commandant der
Garniſon den Vorſitz, und der Gouverneur hat nichts
darin zu ſagen, außer daß er die Todesurtheile unter-
ſchreibt. Uebrigens ſind in der Kolonie noch zwey an-
dre Jurisdictionen: die eine zu Stellenboſch, unter wel-
cher vier Kirchſpiele, deren jedes ſeine eigne Kirche hat,
ſtehen, naͤmlich Stellenboſch, Drakenſtein, Zwartland
und Rotheſand; die andre zu Zwellendam, welche ſich
nur uͤber ein einziges, aber ſehr weitlaͤuftiges Kirchſpiel,
das gleichwohl bis jetzt weder eigne Kirche noch Prediger
hat, erſtreckt.

Wenn ein Sklave einem Einwohner zu Cap, oder
einem Koloniſten Schaden oder Leides zufuͤgt, ſo muß
gemeiniglich der Herr, dem er gehoͤrt, den Schaden er-
ſetzen und Strafe bezahlen, oft halb ſo viel, als der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0443" n="105"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bis zur dritten großen Afrikani&#x017F;chen Rei&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
zum Exempel dem Di&#x017F;pen&#x017F;eur fu&#x0364;nf von den einkommenden<lb/>
Waaren, und eben &#x017F;o viel von ausgehenden, als Getrei-<lb/>
de, Butter und dergleichen; dem Ca&#x017F;&#x017F;eur drittehalb Pro-<lb/>
cent von dem Gelde; dem Packhausmei&#x017F;ter vier Procent;<lb/>
dem Ho&#x017F;pital-Commi&#x017F;&#x017F;arius fu&#x0364;nf Procent, und dem Au-<lb/>
ctions Mei&#x017F;ter fu&#x0364;nf Procent von allen Waaren, die durch<lb/>
o&#x0364;ffentliche Ver&#x017F;teigerung verkauft werden. Daher be&#x017F;itzt<lb/>
jetzt nur noch einer und anderer von den ho&#x0364;hern Beamten<lb/>
nahe bey der Stadt kleine Landha&#x0364;u&#x017F;er, die aber bloß zum<lb/>
Vergnu&#x0364;gen dienen, und wovon nichts verkauft wird.</p><lb/>
        <p>Der hie&#x017F;ige Gouverneur hat in Gemein&#x017F;chaft mit<lb/>
&#x017F;ieben Polizey-Ra&#x0364;then den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Befehl &#x017F;owohl u&#x0364;ber<lb/>
alles, was die hie&#x017F;ige Handlung der Compagnie betrifft,<lb/>
als auch u&#x0364;ber die innere Einrichtung und die o&#x0364;konomi-<lb/>
&#x017F;chen Angelegenheiten der Kolonie, ohne unter der Re-<lb/>
gierung zu <placeName>Batavia</placeName> zu &#x017F;tehen, welche &#x017F;on&#x017F;t u&#x0364;ber die in<lb/><placeName>Indien</placeName> vorhandnen Handels-Comtoire die ober&#x017F;te Be-<lb/>
fehlshaber&#x017F;chaft hat. Alle Criminal&#x017F;achen geho&#x0364;ren vor<lb/>
den Ju&#x017F;tiz-Rath. In die&#x017F;em hat der Commandant der<lb/>
Garni&#x017F;on den Vor&#x017F;itz, und der Gouverneur hat nichts<lb/>
darin zu &#x017F;agen, außer daß er die Todesurtheile unter-<lb/>
&#x017F;chreibt. Uebrigens &#x017F;ind in der Kolonie noch zwey an-<lb/>
dre Jurisdictionen: die eine zu <placeName>Stellenbo&#x017F;ch</placeName>, unter wel-<lb/>
cher vier Kirch&#x017F;piele, deren jedes &#x017F;eine eigne Kirche hat,<lb/>
&#x017F;tehen, na&#x0364;mlich <placeName>Stellenbo&#x017F;ch</placeName>, <placeName>Draken&#x017F;tein</placeName>, <placeName>Zwartland</placeName><lb/>
und <placeName>Rothe&#x017F;and</placeName>; die andre zu <placeName>Zwellendam</placeName>, welche &#x017F;ich<lb/>
nur u&#x0364;ber ein einziges, aber &#x017F;ehr weitla&#x0364;uftiges Kirch&#x017F;piel,<lb/>
das gleichwohl bis jetzt weder eigne Kirche noch Prediger<lb/>
hat, er&#x017F;treckt.</p><lb/>
        <p>Wenn ein Sklave einem Einwohner zu <placeName>Cap</placeName>, oder<lb/>
einem Koloni&#x017F;ten Schaden oder Leides zufu&#x0364;gt, &#x017F;o muß<lb/>
gemeiniglich der Herr, dem er geho&#x0364;rt, den Schaden er-<lb/>
&#x017F;etzen und Strafe bezahlen, oft halb &#x017F;o viel, als der<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0443] bis zur dritten großen Afrikaniſchen Reiſe. zum Exempel dem Diſpenſeur fuͤnf von den einkommenden Waaren, und eben ſo viel von ausgehenden, als Getrei- de, Butter und dergleichen; dem Caſſeur drittehalb Pro- cent von dem Gelde; dem Packhausmeiſter vier Procent; dem Hoſpital-Commiſſarius fuͤnf Procent, und dem Au- ctions Meiſter fuͤnf Procent von allen Waaren, die durch oͤffentliche Verſteigerung verkauft werden. Daher beſitzt jetzt nur noch einer und anderer von den hoͤhern Beamten nahe bey der Stadt kleine Landhaͤuſer, die aber bloß zum Vergnuͤgen dienen, und wovon nichts verkauft wird. Der hieſige Gouverneur hat in Gemeinſchaft mit ſieben Polizey-Raͤthen den hoͤchſten Befehl ſowohl uͤber alles, was die hieſige Handlung der Compagnie betrifft, als auch uͤber die innere Einrichtung und die oͤkonomi- ſchen Angelegenheiten der Kolonie, ohne unter der Re- gierung zu Batavia zu ſtehen, welche ſonſt uͤber die in Indien vorhandnen Handels-Comtoire die oberſte Be- fehlshaberſchaft hat. Alle Criminalſachen gehoͤren vor den Juſtiz-Rath. In dieſem hat der Commandant der Garniſon den Vorſitz, und der Gouverneur hat nichts darin zu ſagen, außer daß er die Todesurtheile unter- ſchreibt. Uebrigens ſind in der Kolonie noch zwey an- dre Jurisdictionen: die eine zu Stellenboſch, unter wel- cher vier Kirchſpiele, deren jedes ſeine eigne Kirche hat, ſtehen, naͤmlich Stellenboſch, Drakenſtein, Zwartland und Rotheſand; die andre zu Zwellendam, welche ſich nur uͤber ein einziges, aber ſehr weitlaͤuftiges Kirchſpiel, das gleichwohl bis jetzt weder eigne Kirche noch Prediger hat, erſtreckt. Wenn ein Sklave einem Einwohner zu Cap, oder einem Koloniſten Schaden oder Leides zufuͤgt, ſo muß gemeiniglich der Herr, dem er gehoͤrt, den Schaden er- ſetzen und Strafe bezahlen, oft halb ſo viel, als der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/443
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/443>, abgerufen am 18.06.2024.