Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

bis zur dritten großen Afrikanischen Reise.
bald wieder in Freyheit, rettete sich heimlich auf ein
Englisches Schiff, das auf der Rhede lag, und entkam
glücklich seiner Sklaverey.

Aus meiner dritten Afrikanischen Reise wäre bey-
nahe nichts geworden. Die hiesige Regierung hatte be-
schlossen, in diesem Jahre einen Huker nach Madagas-
kar
zu schicken, um Sklaven einzutauschen. Der Gou-
verneur Baron Plettenberg trug mir die Stelle des er-
sten Wundarzts auf diesem Schiffe an, wenn ich Lust
hätte mitzugehen. Gern hätte ich zwar diese große
und merkwürdige Insel besucht; weit stärker aber war
und blieb doch bey mir der Wunsch, eine Reise in die
nördlichen Gegenden der Spitze von Afrika zu machen.
Ich lehnte daher den Antrag ab, und schlug einen mei-
ner Freunde und Landsleute, Herrn Oldenburg, zu je-
ner Stelle vor, der in meiner Gesellschaft zwey Jahre
hindurch botanische Excursionen gemacht hatte. Dieser
bekam sie auch, langte zwar glücklich auf Madagaskar
an, sammelte da auch viele dortige Kräuter, kam aber
nicht wieder zurück, sondern büßte unter dem ungesun-
den und brennend heißen Himmelsstriche dieser Insel sein
Leben ein.




H 2

bis zur dritten großen Afrikaniſchen Reiſe.
bald wieder in Freyheit, rettete ſich heimlich auf ein
Engliſches Schiff, das auf der Rhede lag, und entkam
gluͤcklich ſeiner Sklaverey.

Aus meiner dritten Afrikaniſchen Reiſe waͤre bey-
nahe nichts geworden. Die hieſige Regierung hatte be-
ſchloſſen, in dieſem Jahre einen Huker nach Madagas-
kar
zu ſchicken, um Sklaven einzutauſchen. Der Gou-
verneur Baron Plettenberg trug mir die Stelle des er-
ſten Wundarzts auf dieſem Schiffe an, wenn ich Luſt
haͤtte mitzugehen. Gern haͤtte ich zwar dieſe große
und merkwuͤrdige Inſel beſucht; weit ſtaͤrker aber war
und blieb doch bey mir der Wunſch, eine Reiſe in die
noͤrdlichen Gegenden der Spitze von Afrika zu machen.
Ich lehnte daher den Antrag ab, und ſchlug einen mei-
ner Freunde und Landsleute, Herrn Oldenburg, zu je-
ner Stelle vor, der in meiner Geſellſchaft zwey Jahre
hindurch botaniſche Excurſionen gemacht hatte. Dieſer
bekam ſie auch, langte zwar gluͤcklich auf Madagaskar
an, ſammelte da auch viele dortige Kraͤuter, kam aber
nicht wieder zuruͤck, ſondern buͤßte unter dem ungeſun-
den und brennend heißen Himmelsſtriche dieſer Inſel ſein
Leben ein.




H 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0453" n="115"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bis zur dritten großen Afrikani&#x017F;chen Rei&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
bald wieder in Freyheit, rettete &#x017F;ich heimlich auf ein<lb/>
Engli&#x017F;ches Schiff, das auf der Rhede lag, und entkam<lb/>
glu&#x0364;cklich &#x017F;einer Sklaverey.</p><lb/>
        <p>Aus meiner dritten Afrikani&#x017F;chen Rei&#x017F;e wa&#x0364;re bey-<lb/>
nahe nichts geworden. Die hie&#x017F;ige Regierung hatte be-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, in die&#x017F;em Jahre einen Huker nach <placeName>Madagas-<lb/>
kar</placeName> zu &#x017F;chicken, um Sklaven einzutau&#x017F;chen. Der Gou-<lb/>
verneur Baron <persName>Plettenberg</persName> trug mir die Stelle des er-<lb/>
&#x017F;ten Wundarzts auf die&#x017F;em Schiffe an, wenn ich Lu&#x017F;t<lb/>
ha&#x0364;tte mitzugehen. Gern ha&#x0364;tte ich zwar die&#x017F;e große<lb/>
und merkwu&#x0364;rdige In&#x017F;el be&#x017F;ucht; weit &#x017F;ta&#x0364;rker aber war<lb/>
und blieb doch bey mir der Wun&#x017F;ch, eine Rei&#x017F;e in die<lb/>
no&#x0364;rdlichen Gegenden der Spitze von <placeName>Afrika</placeName> zu machen.<lb/>
Ich lehnte daher den Antrag ab, und &#x017F;chlug einen mei-<lb/>
ner Freunde und Landsleute, Herrn <persName>Oldenburg</persName>, zu je-<lb/>
ner Stelle vor, der in meiner Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft zwey Jahre<lb/>
hindurch botani&#x017F;che Excur&#x017F;ionen gemacht hatte. Die&#x017F;er<lb/>
bekam &#x017F;ie auch, langte zwar glu&#x0364;cklich auf <placeName>Madagaskar</placeName><lb/>
an, &#x017F;ammelte da auch viele dortige Kra&#x0364;uter, kam aber<lb/>
nicht wieder zuru&#x0364;ck, &#x017F;ondern bu&#x0364;ßte unter dem unge&#x017F;un-<lb/>
den und brennend heißen Himmels&#x017F;triche die&#x017F;er In&#x017F;el &#x017F;ein<lb/>
Leben ein.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <fw place="bottom" type="sig">H 2</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0453] bis zur dritten großen Afrikaniſchen Reiſe. bald wieder in Freyheit, rettete ſich heimlich auf ein Engliſches Schiff, das auf der Rhede lag, und entkam gluͤcklich ſeiner Sklaverey. Aus meiner dritten Afrikaniſchen Reiſe waͤre bey- nahe nichts geworden. Die hieſige Regierung hatte be- ſchloſſen, in dieſem Jahre einen Huker nach Madagas- kar zu ſchicken, um Sklaven einzutauſchen. Der Gou- verneur Baron Plettenberg trug mir die Stelle des er- ſten Wundarzts auf dieſem Schiffe an, wenn ich Luſt haͤtte mitzugehen. Gern haͤtte ich zwar dieſe große und merkwuͤrdige Inſel beſucht; weit ſtaͤrker aber war und blieb doch bey mir der Wunſch, eine Reiſe in die noͤrdlichen Gegenden der Spitze von Afrika zu machen. Ich lehnte daher den Antrag ab, und ſchlug einen mei- ner Freunde und Landsleute, Herrn Oldenburg, zu je- ner Stelle vor, der in meiner Geſellſchaft zwey Jahre hindurch botaniſche Excurſionen gemacht hatte. Dieſer bekam ſie auch, langte zwar gluͤcklich auf Madagaskar an, ſammelte da auch viele dortige Kraͤuter, kam aber nicht wieder zuruͤck, ſondern buͤßte unter dem ungeſun- den und brennend heißen Himmelsſtriche dieſer Inſel ſein Leben ein. H 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/453
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/453>, abgerufen am 22.11.2024.