thun, wenn es sehr heiß und dabey ganz still ist, oder wenn ihm die Flügel abgeschossen sind. Unterwegs ritt ich ein- mahl des Morgens bey einer Stelle, wo ein Weibchen auf dem Neste saß, dicht vorbey. Der Strauß sprang auf, um mich zu verfolgen, in der Absicht zu verhindern, daß ich die Eyer oder die Jungen nicht gewahr werden sollte. Jedesmahl da ich mich mit dem Pferde gegen ihn kehrte, ging er zwar weg, und ließ mich zehn bis zwölf Schritt voraus jagen; so bald ich aber weiter ritt, kam er mir sogleich wieder nach. Auch hier versicherten die Kolonisten, daß in den Straußeyern bisweilen ein oder zwey Steine angetroffen werden, die hart, weiß, et- was flach und glatt, und so groß als eine kleine Bohne sind; man schleift sie und faßt sie zu Knöpfen ein; ich bin aber nie so glücklich gewesen, einen solchen Stein zu sehen.
Rebhühner oder Berghühner (Tetrao) findet man so wohl hier als an andern Orten im Ueberfluß. Wenn man im Trabe ihnen nachreitet, fliegen sie nicht sogleich auf, sondern laufen so geschwind längs dem Wege hin, daß man sie kaum erreichen kann. Endlich aber fliegen sie unter gewaltigem Geschrey plötzlich zur Seite auf, und entkommen völlig.
Oben erwähnte ich des verlohrnen Sumpfes oder Thals (Verlooren Valley). Dies ist eigentlich ein tiefer, großer Sumpf, oder sich langsam fortbewegender, und fast still zu stehen scheinender Fluß, der vom Gebirge sein Wasser bekommt, und ins Meer fließt. Das Ufer ist an den meisten Stellen mit Rietgras, Schilf und Binsen (Carex, Arundo) bewachsen, und zwar nicht selten so hoch, daß man gar kein Wasser sehen kann. In solchem hohen Schilfe hat eine unzählbare Menge Vö- gel Aufenthalt und Zuflucht, unter andern verschiedne Arten Reiger, als die blauen und die großen (Ardea
Reiſe von Cap nach dem Bocklande.
thun, wenn es ſehr heiß und dabey ganz ſtill iſt, oder wenn ihm die Fluͤgel abgeſchoſſen ſind. Unterwegs ritt ich ein- mahl des Morgens bey einer Stelle, wo ein Weibchen auf dem Neſte ſaß, dicht vorbey. Der Strauß ſprang auf, um mich zu verfolgen, in der Abſicht zu verhindern, daß ich die Eyer oder die Jungen nicht gewahr werden ſollte. Jedesmahl da ich mich mit dem Pferde gegen ihn kehrte, ging er zwar weg, und ließ mich zehn bis zwoͤlf Schritt voraus jagen; ſo bald ich aber weiter ritt, kam er mir ſogleich wieder nach. Auch hier verſicherten die Koloniſten, daß in den Straußeyern bisweilen ein oder zwey Steine angetroffen werden, die hart, weiß, et- was flach und glatt, und ſo groß als eine kleine Bohne ſind; man ſchleift ſie und faßt ſie zu Knoͤpfen ein; ich bin aber nie ſo gluͤcklich geweſen, einen ſolchen Stein zu ſehen.
Rebhuͤhner oder Berghuͤhner (Tetrao) findet man ſo wohl hier als an andern Orten im Ueberfluß. Wenn man im Trabe ihnen nachreitet, fliegen ſie nicht ſogleich auf, ſondern laufen ſo geſchwind laͤngs dem Wege hin, daß man ſie kaum erreichen kann. Endlich aber fliegen ſie unter gewaltigem Geſchrey ploͤtzlich zur Seite auf, und entkommen voͤllig.
Oben erwaͤhnte ich des verlohrnen Sumpfes oder Thals (Verlooren Valley). Dies iſt eigentlich ein tiefer, großer Sumpf, oder ſich langſam fortbewegender, und faſt ſtill zu ſtehen ſcheinender Fluß, der vom Gebirge ſein Waſſer bekommt, und ins Meer fließt. Das Ufer iſt an den meiſten Stellen mit Rietgras, Schilf und Binſen (Carex, Arundo) bewachſen, und zwar nicht ſelten ſo hoch, daß man gar kein Waſſer ſehen kann. In ſolchem hohen Schilfe hat eine unzaͤhlbare Menge Voͤ- gel Aufenthalt und Zuflucht, unter andern verſchiedne Arten Reiger, als die blauen und die großen (Ardea
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Reiſe von Cap nach dem Bocklande.
thun, wenn es ſehr heiß und dabey ganz ſtill iſt, oder wenn
ihm die Fluͤgel abgeſchoſſen ſind. Unterwegs ritt ich ein-
mahl des Morgens bey einer Stelle, wo ein Weibchen
auf dem Neſte ſaß, dicht vorbey. Der Strauß ſprang
auf, um mich zu verfolgen, in der Abſicht zu verhindern,
daß ich die Eyer oder die Jungen nicht gewahr werden
ſollte. Jedesmahl da ich mich mit dem Pferde gegen
ihn kehrte, ging er zwar weg, und ließ mich zehn bis
zwoͤlf Schritt voraus jagen; ſo bald ich aber weiter ritt,
kam er mir ſogleich wieder nach. Auch hier verſicherten
die Koloniſten, daß in den Straußeyern bisweilen ein
oder zwey Steine angetroffen werden, die hart, weiß, et-
was flach und glatt, und ſo groß als eine kleine Bohne ſind;
man ſchleift ſie und faßt ſie zu Knoͤpfen ein; ich bin aber
nie ſo gluͤcklich geweſen, einen ſolchen Stein zu ſehen.
Rebhuͤhner oder Berghuͤhner (Tetrao) findet man
ſo wohl hier als an andern Orten im Ueberfluß. Wenn
man im Trabe ihnen nachreitet, fliegen ſie nicht ſogleich
auf, ſondern laufen ſo geſchwind laͤngs dem Wege hin,
daß man ſie kaum erreichen kann. Endlich aber fliegen
ſie unter gewaltigem Geſchrey ploͤtzlich zur Seite auf, und
entkommen voͤllig.
Oben erwaͤhnte ich des verlohrnen Sumpfes oder
Thals (Verlooren Valley). Dies iſt eigentlich ein
tiefer, großer Sumpf, oder ſich langſam fortbewegender,
und faſt ſtill zu ſtehen ſcheinender Fluß, der vom Gebirge
ſein Waſſer bekommt, und ins Meer fließt. Das Ufer
iſt an den meiſten Stellen mit Rietgras, Schilf und
Binſen (Carex, Arundo) bewachſen, und zwar nicht
ſelten ſo hoch, daß man gar kein Waſſer ſehen kann.
In ſolchem hohen Schilfe hat eine unzaͤhlbare Menge Voͤ-
gel Aufenthalt und Zuflucht, unter andern verſchiedne
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/461>, abgerufen am 16.06.2024.
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