Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Reise von Cap nach dem Bocklande. thun, wenn es sehr heiß und dabey ganz still ist, oder wennihm die Flügel abgeschossen sind. Unterwegs ritt ich ein- mahl des Morgens bey einer Stelle, wo ein Weibchen auf dem Neste saß, dicht vorbey. Der Strauß sprang auf, um mich zu verfolgen, in der Absicht zu verhindern, daß ich die Eyer oder die Jungen nicht gewahr werden sollte. Jedesmahl da ich mich mit dem Pferde gegen ihn kehrte, ging er zwar weg, und ließ mich zehn bis zwölf Schritt voraus jagen; so bald ich aber weiter ritt, kam er mir sogleich wieder nach. Auch hier versicherten die Kolonisten, daß in den Straußeyern bisweilen ein oder zwey Steine angetroffen werden, die hart, weiß, et- was flach und glatt, und so groß als eine kleine Bohne sind; man schleift sie und faßt sie zu Knöpfen ein; ich bin aber nie so glücklich gewesen, einen solchen Stein zu sehen. Rebhühner oder Berghühner (Tetrao) findet man Oben erwähnte ich des verlohrnen Sumpfes oder Reiſe von Cap nach dem Bocklande. thun, wenn es ſehr heiß und dabey ganz ſtill iſt, oder wennihm die Fluͤgel abgeſchoſſen ſind. Unterwegs ritt ich ein- mahl des Morgens bey einer Stelle, wo ein Weibchen auf dem Neſte ſaß, dicht vorbey. Der Strauß ſprang auf, um mich zu verfolgen, in der Abſicht zu verhindern, daß ich die Eyer oder die Jungen nicht gewahr werden ſollte. Jedesmahl da ich mich mit dem Pferde gegen ihn kehrte, ging er zwar weg, und ließ mich zehn bis zwoͤlf Schritt voraus jagen; ſo bald ich aber weiter ritt, kam er mir ſogleich wieder nach. Auch hier verſicherten die Koloniſten, daß in den Straußeyern bisweilen ein oder zwey Steine angetroffen werden, die hart, weiß, et- was flach und glatt, und ſo groß als eine kleine Bohne ſind; man ſchleift ſie und faßt ſie zu Knoͤpfen ein; ich bin aber nie ſo gluͤcklich geweſen, einen ſolchen Stein zu ſehen. Rebhuͤhner oder Berghuͤhner (Tetrao) findet man Oben erwaͤhnte ich des verlohrnen Sumpfes oder <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0461" n="123"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Reiſe von <placeName>Cap</placeName> nach dem <placeName>Bocklande</placeName>.</hi></fw><lb/> thun, wenn es ſehr heiß und dabey ganz ſtill iſt, oder wenn<lb/> ihm die Fluͤgel abgeſchoſſen ſind. Unterwegs ritt ich ein-<lb/> mahl des Morgens bey einer Stelle, wo ein Weibchen<lb/> auf dem Neſte ſaß, dicht vorbey. Der Strauß ſprang<lb/> auf, um mich zu verfolgen, in der Abſicht zu verhindern,<lb/> daß ich die Eyer oder die Jungen nicht gewahr werden<lb/> ſollte. Jedesmahl da ich mich mit dem Pferde gegen<lb/> ihn kehrte, ging er zwar weg, und ließ mich zehn bis<lb/> zwoͤlf Schritt voraus jagen; ſo bald ich aber weiter ritt,<lb/> kam er mir ſogleich wieder nach. Auch hier verſicherten<lb/> die Koloniſten, daß in den Straußeyern bisweilen ein<lb/> oder zwey Steine angetroffen werden, die hart, weiß, et-<lb/> was flach und glatt, und ſo groß als eine kleine Bohne ſind;<lb/> man ſchleift ſie und faßt ſie zu Knoͤpfen ein; ich bin aber<lb/> nie ſo gluͤcklich geweſen, einen ſolchen Stein zu ſehen.</p><lb/> <p>Rebhuͤhner oder Berghuͤhner (<hi rendition="#aq">Tetrao</hi>) findet man<lb/> ſo wohl hier als an andern Orten im Ueberfluß. Wenn<lb/> man im Trabe ihnen nachreitet, fliegen ſie nicht ſogleich<lb/> auf, ſondern laufen ſo geſchwind laͤngs dem Wege hin,<lb/> daß man ſie kaum erreichen kann. Endlich aber fliegen<lb/> ſie unter gewaltigem Geſchrey ploͤtzlich zur Seite auf, und<lb/> entkommen voͤllig.</p><lb/> <p>Oben erwaͤhnte ich des <placeName>verlohrnen Sumpfes</placeName> oder<lb/><placeName full="abb">Thals</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Verlooren Valley</placeName></hi>). Dies iſt eigentlich ein<lb/> tiefer, großer Sumpf, oder ſich langſam fortbewegender,<lb/> und faſt ſtill zu ſtehen ſcheinender Fluß, der vom Gebirge<lb/> ſein Waſſer bekommt, und ins Meer fließt. Das Ufer<lb/> iſt an den meiſten Stellen mit Rietgras, Schilf und<lb/> Binſen (<hi rendition="#aq">Carex, Arundo</hi>) bewachſen, und zwar nicht<lb/> ſelten ſo hoch, daß man gar kein Waſſer ſehen kann.<lb/> In ſolchem hohen Schilfe hat eine unzaͤhlbare Menge Voͤ-<lb/> gel Aufenthalt und Zuflucht, unter andern verſchiedne<lb/> Arten Reiger, als die blauen und die großen (<hi rendition="#aq">Ardea</hi><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [123/0461]
Reiſe von Cap nach dem Bocklande.
thun, wenn es ſehr heiß und dabey ganz ſtill iſt, oder wenn
ihm die Fluͤgel abgeſchoſſen ſind. Unterwegs ritt ich ein-
mahl des Morgens bey einer Stelle, wo ein Weibchen
auf dem Neſte ſaß, dicht vorbey. Der Strauß ſprang
auf, um mich zu verfolgen, in der Abſicht zu verhindern,
daß ich die Eyer oder die Jungen nicht gewahr werden
ſollte. Jedesmahl da ich mich mit dem Pferde gegen
ihn kehrte, ging er zwar weg, und ließ mich zehn bis
zwoͤlf Schritt voraus jagen; ſo bald ich aber weiter ritt,
kam er mir ſogleich wieder nach. Auch hier verſicherten
die Koloniſten, daß in den Straußeyern bisweilen ein
oder zwey Steine angetroffen werden, die hart, weiß, et-
was flach und glatt, und ſo groß als eine kleine Bohne ſind;
man ſchleift ſie und faßt ſie zu Knoͤpfen ein; ich bin aber
nie ſo gluͤcklich geweſen, einen ſolchen Stein zu ſehen.
Rebhuͤhner oder Berghuͤhner (Tetrao) findet man
ſo wohl hier als an andern Orten im Ueberfluß. Wenn
man im Trabe ihnen nachreitet, fliegen ſie nicht ſogleich
auf, ſondern laufen ſo geſchwind laͤngs dem Wege hin,
daß man ſie kaum erreichen kann. Endlich aber fliegen
ſie unter gewaltigem Geſchrey ploͤtzlich zur Seite auf, und
entkommen voͤllig.
Oben erwaͤhnte ich des verlohrnen Sumpfes oder
Thals (Verlooren Valley). Dies iſt eigentlich ein
tiefer, großer Sumpf, oder ſich langſam fortbewegender,
und faſt ſtill zu ſtehen ſcheinender Fluß, der vom Gebirge
ſein Waſſer bekommt, und ins Meer fließt. Das Ufer
iſt an den meiſten Stellen mit Rietgras, Schilf und
Binſen (Carex, Arundo) bewachſen, und zwar nicht
ſelten ſo hoch, daß man gar kein Waſſer ſehen kann.
In ſolchem hohen Schilfe hat eine unzaͤhlbare Menge Voͤ-
gel Aufenthalt und Zuflucht, unter andern verſchiedne
Arten Reiger, als die blauen und die großen (Ardea
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