er sich aus den vielen Ostindischen Comtoiren, Facto- reyen und Besitzungen vereinigt.
Als im Anfange des Maymonaths die Zeit heran- nahete, da die nach Japan bestimmten Schiffe absegeln sollten, schickte ich mich zu meiner Reise dahin an. Herr Rademacher suchte mich zwar zu überreden, daß ich zu Batavia bliebe, und rieth mir, die erledigte Bedienung eines dasigen Arztes, deren Einkünfte man jährlich auf sechs bis achttausend Thaler schätzte, anzunehmen. Allein ich zog doch die Pflicht, dem in Holland gethanen Verspre- chen nachzukommen, meinem eignen Vortheile vor, welches mir um so viel leichter wurde, da ich während meines kur- zen Aufenthalts daselbst hinlänglich gewahr geworden war, daß man hier großen Gewinn nicht immer mit rei- nen Händen einsammelt. Ich dankte daher meinem Gön- ner aufs herzlichste für seine gute Absicht, und ließ mir zu meiner bevorstehenden Japanschen Reise allerhand Kleidungsstücke, theils seidne, theils tuchene mit Galo- nen und anderm Schmucke machen, um mich unter den neugierigen Japanern, welche die Europäer mit mehr Aufmerksamkeit betrachten, als je ein Naturforscher ein seltnes Thier besehen kann, mit Würde und Anstand zeigen zu können.
Bey der ersten Zusammenkunft des Raths war ich bereits als erster Wundarzt auf dem größten oder Admi- ralschiffe unter der nach Japan bestimmten Flotte ange- stellt. Der Befehlshaber, welcher dies Jahr ebenfalls dahin absegeln wollte, bekam zugleich Befehl, mich bey sich zu behalten, und mir zu erlauben, als Legations-Me- dicus die Reise an den Hof des Kaisers zu thun, wohin er während seines Aufenthalts in Japan als Ambassadeur gehen sollte.
Sechste
Fuͤnfte Abtheil. Zweyter Abſchn. u. ſ. w.
er ſich aus den vielen Oſtindiſchen Comtoiren, Facto- reyen und Beſitzungen vereinigt.
Als im Anfange des Maymonaths die Zeit heran- nahete, da die nach Japan beſtimmten Schiffe abſegeln ſollten, ſchickte ich mich zu meiner Reiſe dahin an. Herr Rademacher ſuchte mich zwar zu uͤberreden, daß ich zu Batavia bliebe, und rieth mir, die erledigte Bedienung eines daſigen Arztes, deren Einkuͤnfte man jaͤhrlich auf ſechs bis achttauſend Thaler ſchaͤtzte, anzunehmen. Allein ich zog doch die Pflicht, dem in Holland gethanen Verſpre- chen nachzukommen, meinem eignen Vortheile vor, welches mir um ſo viel leichter wurde, da ich waͤhrend meines kur- zen Aufenthalts daſelbſt hinlaͤnglich gewahr geworden war, daß man hier großen Gewinn nicht immer mit rei- nen Haͤnden einſammelt. Ich dankte daher meinem Goͤn- ner aufs herzlichſte fuͤr ſeine gute Abſicht, und ließ mir zu meiner bevorſtehenden Japanſchen Reiſe allerhand Kleidungsſtuͤcke, theils ſeidne, theils tuchene mit Galo- nen und anderm Schmucke machen, um mich unter den neugierigen Japanern, welche die Europaͤer mit mehr Aufmerkſamkeit betrachten, als je ein Naturforſcher ein ſeltnes Thier beſehen kann, mit Wuͤrde und Anſtand zeigen zu koͤnnen.
Bey der erſten Zuſammenkunft des Raths war ich bereits als erſter Wundarzt auf dem groͤßten oder Admi- ralſchiffe unter der nach Japan beſtimmten Flotte ange- ſtellt. Der Befehlshaber, welcher dies Jahr ebenfalls dahin abſegeln wollte, bekam zugleich Befehl, mich bey ſich zu behalten, und mir zu erlauben, als Legations-Me- dicus die Reiſe an den Hof des Kaiſers zu thun, wohin er waͤhrend ſeines Aufenthalts in Japan als Ambaſſadeur gehen ſollte.
Sechste
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[192/0530]
Fuͤnfte Abtheil. Zweyter Abſchn. u. ſ. w.
er ſich aus den vielen Oſtindiſchen Comtoiren, Facto-
reyen und Beſitzungen vereinigt.
Als im Anfange des Maymonaths die Zeit heran-
nahete, da die nach Japan beſtimmten Schiffe abſegeln
ſollten, ſchickte ich mich zu meiner Reiſe dahin an. Herr
Rademacher ſuchte mich zwar zu uͤberreden, daß ich zu
Batavia bliebe, und rieth mir, die erledigte Bedienung
eines daſigen Arztes, deren Einkuͤnfte man jaͤhrlich auf
ſechs bis achttauſend Thaler ſchaͤtzte, anzunehmen. Allein
ich zog doch die Pflicht, dem in Holland gethanen Verſpre-
chen nachzukommen, meinem eignen Vortheile vor, welches
mir um ſo viel leichter wurde, da ich waͤhrend meines kur-
zen Aufenthalts daſelbſt hinlaͤnglich gewahr geworden
war, daß man hier großen Gewinn nicht immer mit rei-
nen Haͤnden einſammelt. Ich dankte daher meinem Goͤn-
ner aufs herzlichſte fuͤr ſeine gute Abſicht, und ließ mir
zu meiner bevorſtehenden Japanſchen Reiſe allerhand
Kleidungsſtuͤcke, theils ſeidne, theils tuchene mit Galo-
nen und anderm Schmucke machen, um mich unter den
neugierigen Japanern, welche die Europaͤer mit mehr
Aufmerkſamkeit betrachten, als je ein Naturforſcher ein
ſeltnes Thier beſehen kann, mit Wuͤrde und Anſtand
zeigen zu koͤnnen.
Bey der erſten Zuſammenkunft des Raths war ich
bereits als erſter Wundarzt auf dem groͤßten oder Admi-
ralſchiffe unter der nach Japan beſtimmten Flotte ange-
ſtellt. Der Befehlshaber, welcher dies Jahr ebenfalls
dahin abſegeln wollte, bekam zugleich Befehl, mich bey
ſich zu behalten, und mir zu erlauben, als Legations-Me-
dicus die Reiſe an den Hof des Kaiſers zu thun, wohin
er waͤhrend ſeines Aufenthalts in Japan als Ambaſſadeur
gehen ſollte.
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/530>, abgerufen am 22.11.2024.
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