Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Europ. Einwohnern zu Batavia.
Ihr Geruch ist unbeschreiblich angenehm; er gleicht dem
Geruche der Pomeranzen- und Citronenblüthe, füllt
das ganze Haus mit seinem lieblichen Dufte, und er-
höhet das Vergnügen, welches man in der Gesellschaft
der hiesigen Damen hat.

Die Betten sind hier sehr einfach und kühl. Fe-
derbetten hat man wenig; sondern man schläft meistens
auf einer Matratze, einigen Kissen und einem Unte[r]-
laken, und deckt sich mit einer Decke von dünnem Kat-
tun, die nicht gefuttert ist, zu.

Sonderbar kam es mir vor, daß ich so wohl in Pri-
vat-Häusern als in den Packhäusern oder Waaren-Ma-
gazinen die Kisten fast durchgängig auf Bouteillen stehen
sah. Man bedient sich dieser Vorsicht deswegen, weil,
da die Luft sich hier fast gar nicht bewegt, und sich nur
wenig verändert, sonst nicht nur der Boden der Kiste,
sondern auch die darin befindlichen Sachen sehr bald
schimmelich werden, verderben und endlich gar verfau-
len würden.

Die Vornehmen fahren, wenn sie um die Mit-
tagszeit etwas außer Hause zu thun haben, in bedeckten
Wagen. Diese Wagen sind klein und leicht, und ha-
ben anstatt der Fenster dünne seidne Gardinen, die nicht
nur die Sonnenstrahlen abhalten, sondern auch die Luft
durch lassen. Die Pferde vor solchen Wagen sind ge-
meiniglich nur klein. Viele behelfen sich auch mit be-
deckten Cariolen. So wie hier aber in allen andern
Stücken der Rang genau beobachtet wird, geschieht dies
auch bey den Equipagen. Wer nicht einen gewissen ho-
hen Rang hat, darf keinen vergoldeten Wagen brau-
chen; Leute von gewissem geringern Range dürfen nur
in angemahlten, andre aber müssen in unangemahlten
Wagen fahren.


Von den Europ. Einwohnern zu Batavia.
Ihr Geruch iſt unbeſchreiblich angenehm; er gleicht dem
Geruche der Pomeranzen- und Citronenbluͤthe, fuͤllt
das ganze Haus mit ſeinem lieblichen Dufte, und er-
hoͤhet das Vergnuͤgen, welches man in der Geſellſchaft
der hieſigen Damen hat.

Die Betten ſind hier ſehr einfach und kuͤhl. Fe-
derbetten hat man wenig; ſondern man ſchlaͤft meiſtens
auf einer Matratze, einigen Kiſſen und einem Unte[r]-
laken, und deckt ſich mit einer Decke von duͤnnem Kat-
tun, die nicht gefuttert iſt, zu.

Sonderbar kam es mir vor, daß ich ſo wohl in Pri-
vat-Haͤuſern als in den Packhaͤuſern oder Waaren-Ma-
gazinen die Kiſten faſt durchgaͤngig auf Bouteillen ſtehen
ſah. Man bedient ſich dieſer Vorſicht deswegen, weil,
da die Luft ſich hier faſt gar nicht bewegt, und ſich nur
wenig veraͤndert, ſonſt nicht nur der Boden der Kiſte,
ſondern auch die darin befindlichen Sachen ſehr bald
ſchimmelich werden, verderben und endlich gar verfau-
len wuͤrden.

Die Vornehmen fahren, wenn ſie um die Mit-
tagszeit etwas außer Hauſe zu thun haben, in bedeckten
Wagen. Dieſe Wagen ſind klein und leicht, und ha-
ben anſtatt der Fenſter duͤnne ſeidne Gardinen, die nicht
nur die Sonnenſtrahlen abhalten, ſondern auch die Luft
durch laſſen. Die Pferde vor ſolchen Wagen ſind ge-
meiniglich nur klein. Viele behelfen ſich auch mit be-
deckten Cariolen. So wie hier aber in allen andern
Stuͤcken der Rang genau beobachtet wird, geſchieht dies
auch bey den Equipagen. Wer nicht einen gewiſſen ho-
hen Rang hat, darf keinen vergoldeten Wagen brau-
chen; Leute von gewiſſem geringern Range duͤrfen nur
in angemahlten, andre aber muͤſſen in unangemahlten
Wagen fahren.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0545" n="207"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Europ. Einwohnern zu <placeName>Batavia</placeName>.</hi></fw><lb/>
Ihr Geruch i&#x017F;t unbe&#x017F;chreiblich angenehm; er gleicht dem<lb/>
Geruche der Pomeranzen- und Citronenblu&#x0364;the, fu&#x0364;llt<lb/>
das ganze Haus mit &#x017F;einem lieblichen Dufte, und er-<lb/>
ho&#x0364;het das Vergnu&#x0364;gen, welches man in der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft<lb/>
der hie&#x017F;igen Damen hat.</p><lb/>
          <p>Die Betten &#x017F;ind hier &#x017F;ehr einfach und ku&#x0364;hl. Fe-<lb/>
derbetten hat man wenig; &#x017F;ondern man &#x017F;chla&#x0364;ft mei&#x017F;tens<lb/>
auf einer Matratze, einigen Ki&#x017F;&#x017F;en und einem Unte<supplied>r</supplied>-<lb/>
laken, und deckt &#x017F;ich mit einer Decke von du&#x0364;nnem Kat-<lb/>
tun, die nicht gefuttert i&#x017F;t, zu.</p><lb/>
          <p>Sonderbar kam es mir vor, daß ich &#x017F;o wohl in Pri-<lb/>
vat-Ha&#x0364;u&#x017F;ern als in den Packha&#x0364;u&#x017F;ern oder Waaren-Ma-<lb/>
gazinen die Ki&#x017F;ten fa&#x017F;t durchga&#x0364;ngig auf Bouteillen &#x017F;tehen<lb/>
&#x017F;ah. Man bedient &#x017F;ich die&#x017F;er Vor&#x017F;icht deswegen, weil,<lb/>
da die Luft &#x017F;ich hier fa&#x017F;t gar nicht bewegt, und &#x017F;ich nur<lb/>
wenig vera&#x0364;ndert, &#x017F;on&#x017F;t nicht nur der Boden der Ki&#x017F;te,<lb/>
&#x017F;ondern auch die darin befindlichen Sachen &#x017F;ehr bald<lb/>
&#x017F;chimmelich werden, verderben und endlich gar verfau-<lb/>
len wu&#x0364;rden.</p><lb/>
          <p>Die Vornehmen fahren, wenn &#x017F;ie um die Mit-<lb/>
tagszeit etwas außer Hau&#x017F;e zu thun haben, in bedeckten<lb/>
Wagen. Die&#x017F;e Wagen &#x017F;ind klein und leicht, und ha-<lb/>
ben an&#x017F;tatt der Fen&#x017F;ter du&#x0364;nne &#x017F;eidne Gardinen, die nicht<lb/>
nur die Sonnen&#x017F;trahlen abhalten, &#x017F;ondern auch die Luft<lb/>
durch la&#x017F;&#x017F;en. Die Pferde vor &#x017F;olchen Wagen &#x017F;ind ge-<lb/>
meiniglich nur klein. Viele behelfen &#x017F;ich auch mit be-<lb/>
deckten Cariolen. So wie hier aber in allen andern<lb/>
Stu&#x0364;cken der Rang genau beobachtet wird, ge&#x017F;chieht dies<lb/>
auch bey den Equipagen. Wer nicht einen gewi&#x017F;&#x017F;en ho-<lb/>
hen Rang hat, darf keinen vergoldeten Wagen brau-<lb/>
chen; Leute von gewi&#x017F;&#x017F;em geringern Range du&#x0364;rfen nur<lb/>
in angemahlten, andre aber mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en in unangemahlten<lb/>
Wagen fahren.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0545] Von den Europ. Einwohnern zu Batavia. Ihr Geruch iſt unbeſchreiblich angenehm; er gleicht dem Geruche der Pomeranzen- und Citronenbluͤthe, fuͤllt das ganze Haus mit ſeinem lieblichen Dufte, und er- hoͤhet das Vergnuͤgen, welches man in der Geſellſchaft der hieſigen Damen hat. Die Betten ſind hier ſehr einfach und kuͤhl. Fe- derbetten hat man wenig; ſondern man ſchlaͤft meiſtens auf einer Matratze, einigen Kiſſen und einem Unter- laken, und deckt ſich mit einer Decke von duͤnnem Kat- tun, die nicht gefuttert iſt, zu. Sonderbar kam es mir vor, daß ich ſo wohl in Pri- vat-Haͤuſern als in den Packhaͤuſern oder Waaren-Ma- gazinen die Kiſten faſt durchgaͤngig auf Bouteillen ſtehen ſah. Man bedient ſich dieſer Vorſicht deswegen, weil, da die Luft ſich hier faſt gar nicht bewegt, und ſich nur wenig veraͤndert, ſonſt nicht nur der Boden der Kiſte, ſondern auch die darin befindlichen Sachen ſehr bald ſchimmelich werden, verderben und endlich gar verfau- len wuͤrden. Die Vornehmen fahren, wenn ſie um die Mit- tagszeit etwas außer Hauſe zu thun haben, in bedeckten Wagen. Dieſe Wagen ſind klein und leicht, und ha- ben anſtatt der Fenſter duͤnne ſeidne Gardinen, die nicht nur die Sonnenſtrahlen abhalten, ſondern auch die Luft durch laſſen. Die Pferde vor ſolchen Wagen ſind ge- meiniglich nur klein. Viele behelfen ſich auch mit be- deckten Cariolen. So wie hier aber in allen andern Stuͤcken der Rang genau beobachtet wird, geſchieht dies auch bey den Equipagen. Wer nicht einen gewiſſen ho- hen Rang hat, darf keinen vergoldeten Wagen brau- chen; Leute von gewiſſem geringern Range duͤrfen nur in angemahlten, andre aber muͤſſen in unangemahlten Wagen fahren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/545
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/545>, abgerufen am 22.11.2024.