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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Von den Europ. Einwohnern zu Batavia.

Milch wird in den Europäischen haushaltungen in
großer Menge gebraucht. Sie wird auch täglich zur
Stadt zu Kauf gebracht.

Die Holländer brauen hier bisweilen eine Art Bier,
das dünnes Bier (Kleyn-Bier) heißt. Es wird frisch,
und zwar gegen Abend getrunken. Man trinkt es wäh-
rend des Aufgährens, und es giebt einen starken Knall
jedesmahl, wenn man die Kalabasse oder Flasche öffnet,
schäumt stark im Glase, dehnt den Magen etwas aus,
und erhält offnen Leib. Der Geschmack ist angenehm;
allein, da man gar keinen Hopfen dazu nimmt, kann es
sich nicht über vier und zwanzig Stunden halten.

Arrak wird nirgend so gut gemacht als auf Java.
Zur Verfertigung desselben sind außerhalb der Stadt meh-
rere sehr ansehnliche Brennereyen angelegt, die aber,
nebst dem ausschließenden Rechte, Arrak zu brennen, ver-
pachtet sind, und zwar nur von Chinesern in Pacht ge-
nommen werden. Reiß ist das vornehmste Ingredienz,
woraus dies geistige Getränk in großen Pfannen oder
Blasen, nach vorhergegangenem starken Gähren, mit Zu-
satz von Wasser, Syrup aus den Zuckersiedereyen und
Saft von Kokosbäumen destillirt wird. Man gebraucht
den Arrak in ganz Ostindien statt des Branntweins, und
zugleich, so wie in der übrigen von Europäern bewohnten
Welt, als das beste Mittel Punsch zu machen. Von
allen andern destillirten Getränken unterscheidet er sich
durch seinen eignen und besondern Geruch und Geschmack.
Man hat ihn von dreyerley Grad der Stärke. Der am
wenigsten starke wird von den Chinesern bey ihren Lustbar-
keiten warm aus Tassen getrunken. Der weiße, welcher
Kneip heißt, und sogleich auf Bouteillen gezapft wird,
ist stärker, und wird größtentheils in Indien verbraucht.
Wenn der Arrak auf Tonnen und Fässer gefaßt ist, um

Thunbergs Reise. 1. Bandes 2. Theil. O
Von den Europ. Einwohnern zu Batavia.

Milch wird in den Europaͤiſchen haushaltungen in
großer Menge gebraucht. Sie wird auch taͤglich zur
Stadt zu Kauf gebracht.

Die Hollaͤnder brauen hier bisweilen eine Art Bier,
das duͤnnes Bier (Kleyn-Bier) heißt. Es wird friſch,
und zwar gegen Abend getrunken. Man trinkt es waͤh-
rend des Aufgaͤhrens, und es giebt einen ſtarken Knall
jedesmahl, wenn man die Kalabaſſe oder Flaſche oͤffnet,
ſchaͤumt ſtark im Glaſe, dehnt den Magen etwas aus,
und erhaͤlt offnen Leib. Der Geſchmack iſt angenehm;
allein, da man gar keinen Hopfen dazu nimmt, kann es
ſich nicht uͤber vier und zwanzig Stunden halten.

Arrak wird nirgend ſo gut gemacht als auf Java.
Zur Verfertigung deſſelben ſind außerhalb der Stadt meh-
rere ſehr anſehnliche Brennereyen angelegt, die aber,
nebſt dem ausſchließenden Rechte, Arrak zu brennen, ver-
pachtet ſind, und zwar nur von Chineſern in Pacht ge-
nommen werden. Reiß iſt das vornehmſte Ingredienz,
woraus dies geiſtige Getraͤnk in großen Pfannen oder
Blaſen, nach vorhergegangenem ſtarken Gaͤhren, mit Zu-
ſatz von Waſſer, Syrup aus den Zuckerſiedereyen und
Saft von Kokosbaͤumen deſtillirt wird. Man gebraucht
den Arrak in ganz Oſtindien ſtatt des Branntweins, und
zugleich, ſo wie in der uͤbrigen von Europaͤern bewohnten
Welt, als das beſte Mittel Punſch zu machen. Von
allen andern deſtillirten Getraͤnken unterſcheidet er ſich
durch ſeinen eignen und beſondern Geruch und Geſchmack.
Man hat ihn von dreyerley Grad der Staͤrke. Der am
wenigſten ſtarke wird von den Chineſern bey ihren Luſtbar-
keiten warm aus Taſſen getrunken. Der weiße, welcher
Kneip heißt, und ſogleich auf Bouteillen gezapft wird,
iſt ſtaͤrker, und wird groͤßtentheils in Indien verbraucht.
Wenn der Arrak auf Tonnen und Faͤſſer gefaßt iſt, um

Thunbergs Reiſe. 1. Bandes 2. Theil. O
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[209/0547] Von den Europ. Einwohnern zu Batavia. Milch wird in den Europaͤiſchen haushaltungen in großer Menge gebraucht. Sie wird auch taͤglich zur Stadt zu Kauf gebracht. Die Hollaͤnder brauen hier bisweilen eine Art Bier, das duͤnnes Bier (Kleyn-Bier) heißt. Es wird friſch, und zwar gegen Abend getrunken. Man trinkt es waͤh- rend des Aufgaͤhrens, und es giebt einen ſtarken Knall jedesmahl, wenn man die Kalabaſſe oder Flaſche oͤffnet, ſchaͤumt ſtark im Glaſe, dehnt den Magen etwas aus, und erhaͤlt offnen Leib. Der Geſchmack iſt angenehm; allein, da man gar keinen Hopfen dazu nimmt, kann es ſich nicht uͤber vier und zwanzig Stunden halten. Arrak wird nirgend ſo gut gemacht als auf Java. Zur Verfertigung deſſelben ſind außerhalb der Stadt meh- rere ſehr anſehnliche Brennereyen angelegt, die aber, nebſt dem ausſchließenden Rechte, Arrak zu brennen, ver- pachtet ſind, und zwar nur von Chineſern in Pacht ge- nommen werden. Reiß iſt das vornehmſte Ingredienz, woraus dies geiſtige Getraͤnk in großen Pfannen oder Blaſen, nach vorhergegangenem ſtarken Gaͤhren, mit Zu- ſatz von Waſſer, Syrup aus den Zuckerſiedereyen und Saft von Kokosbaͤumen deſtillirt wird. Man gebraucht den Arrak in ganz Oſtindien ſtatt des Branntweins, und zugleich, ſo wie in der uͤbrigen von Europaͤern bewohnten Welt, als das beſte Mittel Punſch zu machen. Von allen andern deſtillirten Getraͤnken unterſcheidet er ſich durch ſeinen eignen und beſondern Geruch und Geſchmack. Man hat ihn von dreyerley Grad der Staͤrke. Der am wenigſten ſtarke wird von den Chineſern bey ihren Luſtbar- keiten warm aus Taſſen getrunken. Der weiße, welcher Kneip heißt, und ſogleich auf Bouteillen gezapft wird, iſt ſtaͤrker, und wird groͤßtentheils in Indien verbraucht. Wenn der Arrak auf Tonnen und Faͤſſer gefaßt iſt, um Thunbergs Reiſe. 1. Bandes 2. Theil. O

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/547>, abgerufen am 22.11.2024.