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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Sechste Abtheilung. Siebenter Abschnitt.
und er geräth, ob er da gleich nicht unter Wasser steht,
wie doch sonst gewöhnlich erforderlich ist. Der hiesige
Reiß ist ganz vorzüglich weiß, und wird in Ansehung
der Güte sogleich nächst dem Japanschen gesetzt. Ehe
man auf Java den Reiß kannte, und so häufig als jetzt
bauete, lebten die Einwohner von Fennich (Panicum),
dessen Blumen schwärzlich sind, und das von ihnen all-
gemein gebauet wurde, aber weder so gut lohnt, noch
zum Gebrauch so gut als Reiß ist.

Außer dem Reiß bauet man hier auch an einigen
Orten nicht nur Türkischen Weitzen oder Mais (Zea
mais
), sondern auch Pferdgras oder Sorghosamen
(Holcus, Sorghum).

Von Europäischen Früchten, Wurzeln und Gar-
tengewächsen bauet man hier wenige, hauptsächlich nur
Kohl, Rüben, Kartoffeln und Bohnen. Dagegen
hat das Land an andern Früchten, Wurzeln, Zwie-
belgewächsen und sonstigen Gartenfrüchten, die hier
täglich zu Tische kommen, einen großen Ueberfluß.
Unter andern wachsen hier zwey Arten Erbsen häufig,
welche die Javaner gern essen, wovon sie aber hernach
aus dem Munde übel riechen. Die Holländer nennen
sie daher Stinkbohnen. Bey den Landeseingebohrnen
heißt die eine Gattung mit ganz kleinen Blättern Pettee,
die andre Tjenkol.

Kokosnüsse (Cocos nucifera) essen die Indier alle
Tage. Sie pflücken sie, bald mehr, bald weniger reif,
von den Palmbäumen ab, öffnen sie mit einem Messer,
trinken erst das inwendig befindliche Wasser, das wie
Zuckerwasser schmeckt, und den Durst löscht, heraus,
und essen darauf den weißen, mandelähnlichen Kern
entweder allein oder mit Reiß. Die Europäer reiben
den Kern, gießen Wasser hinzu, machen daraus eine

Sechste Abtheilung. Siebenter Abſchnitt.
und er geraͤth, ob er da gleich nicht unter Waſſer ſteht,
wie doch ſonſt gewoͤhnlich erforderlich iſt. Der hieſige
Reiß iſt ganz vorzuͤglich weiß, und wird in Anſehung
der Guͤte ſogleich naͤchſt dem Japanſchen geſetzt. Ehe
man auf Java den Reiß kannte, und ſo haͤufig als jetzt
bauete, lebten die Einwohner von Fennich (Panicum),
deſſen Blumen ſchwaͤrzlich ſind, und das von ihnen all-
gemein gebauet wurde, aber weder ſo gut lohnt, noch
zum Gebrauch ſo gut als Reiß iſt.

Außer dem Reiß bauet man hier auch an einigen
Orten nicht nur Tuͤrkiſchen Weitzen oder Mais (Zea
mais
), ſondern auch Pferdgras oder Sorghoſamen
(Holcus, Sorghum).

Von Europaͤiſchen Fruͤchten, Wurzeln und Gar-
tengewaͤchſen bauet man hier wenige, hauptſaͤchlich nur
Kohl, Ruͤben, Kartoffeln und Bohnen. Dagegen
hat das Land an andern Fruͤchten, Wurzeln, Zwie-
belgewaͤchſen und ſonſtigen Gartenfruͤchten, die hier
taͤglich zu Tiſche kommen, einen großen Ueberfluß.
Unter andern wachſen hier zwey Arten Erbſen haͤufig,
welche die Javaner gern eſſen, wovon ſie aber hernach
aus dem Munde uͤbel riechen. Die Hollaͤnder nennen
ſie daher Stinkbohnen. Bey den Landeseingebohrnen
heißt die eine Gattung mit ganz kleinen Blaͤttern Pettee,
die andre Tjenkol.

Kokosnuͤſſe (Cocos nucifera) eſſen die Indier alle
Tage. Sie pfluͤcken ſie, bald mehr, bald weniger reif,
von den Palmbaͤumen ab, oͤffnen ſie mit einem Meſſer,
trinken erſt das inwendig befindliche Waſſer, das wie
Zuckerwaſſer ſchmeckt, und den Durſt loͤſcht, heraus,
und eſſen darauf den weißen, mandelaͤhnlichen Kern
entweder allein oder mit Reiß. Die Europaͤer reiben
den Kern, gießen Waſſer hinzu, machen daraus eine

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[246/0584] Sechste Abtheilung. Siebenter Abſchnitt. und er geraͤth, ob er da gleich nicht unter Waſſer ſteht, wie doch ſonſt gewoͤhnlich erforderlich iſt. Der hieſige Reiß iſt ganz vorzuͤglich weiß, und wird in Anſehung der Guͤte ſogleich naͤchſt dem Japanſchen geſetzt. Ehe man auf Java den Reiß kannte, und ſo haͤufig als jetzt bauete, lebten die Einwohner von Fennich (Panicum), deſſen Blumen ſchwaͤrzlich ſind, und das von ihnen all- gemein gebauet wurde, aber weder ſo gut lohnt, noch zum Gebrauch ſo gut als Reiß iſt. Außer dem Reiß bauet man hier auch an einigen Orten nicht nur Tuͤrkiſchen Weitzen oder Mais (Zea mais), ſondern auch Pferdgras oder Sorghoſamen (Holcus, Sorghum). Von Europaͤiſchen Fruͤchten, Wurzeln und Gar- tengewaͤchſen bauet man hier wenige, hauptſaͤchlich nur Kohl, Ruͤben, Kartoffeln und Bohnen. Dagegen hat das Land an andern Fruͤchten, Wurzeln, Zwie- belgewaͤchſen und ſonſtigen Gartenfruͤchten, die hier taͤglich zu Tiſche kommen, einen großen Ueberfluß. Unter andern wachſen hier zwey Arten Erbſen haͤufig, welche die Javaner gern eſſen, wovon ſie aber hernach aus dem Munde uͤbel riechen. Die Hollaͤnder nennen ſie daher Stinkbohnen. Bey den Landeseingebohrnen heißt die eine Gattung mit ganz kleinen Blaͤttern Pettee, die andre Tjenkol. Kokosnuͤſſe (Cocos nucifera) eſſen die Indier alle Tage. Sie pfluͤcken ſie, bald mehr, bald weniger reif, von den Palmbaͤumen ab, oͤffnen ſie mit einem Meſſer, trinken erſt das inwendig befindliche Waſſer, das wie Zuckerwaſſer ſchmeckt, und den Durſt loͤſcht, heraus, und eſſen darauf den weißen, mandelaͤhnlichen Kern entweder allein oder mit Reiß. Die Europaͤer reiben den Kern, gießen Waſſer hinzu, machen daraus eine

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/584>, abgerufen am 17.06.2024.