Die Frucht des Palmriets oder Rotang (Calamus Rotang) sah ich auch dann und wann zu Kauf brin- gen, und von den Indiern kaufen. Wenn sie reif ist, hat sie die Größe einer Haselnuß, und ist wie die Salacie von vorn nach hinten mit kleinen glänzenden Schuppen über einander belegt. Sie wächst allezeit in großen Trau- ben. Die breyartige Substanz, welche sie enthält, und wovon der Kern umgeben ist, wird meistentheils ausge- sogen, um den Durst zu löschen, bisweilen auch wohl mit Salz eingemacht, und zum Thee gegessen.
Das Ostindische Nephelium oder Rambutan (Ne- phelium lappaceum) wächst ebenfalls in großen Trau- ben oder Büscheln, und wird sehr häufig gegessen. Die äußere Schale wirft man weg. Den inwendigen weißen und zähen Saft, worin der Kern liegt, saugt man mit den Lippen aus; er schmeckt säuerlich und löscht den Durst. Diese Frucht ist etwas länglich oder ründlich, roth, überall haarig, und so groß als eine Schwetsche. Die Schale ist inwendig weiß, und geht leicht ab. Der Saft ist gleichfalls weiß, dabey klar und fast durchsich- tig, zugleich aber so zäh, daß man ihn mit den Zähnen nicht gut absondern kann; er schmeckt süßsauer und ziem- lich angenehm, ungefähr wie Citronensaft mit Zucker. Der inwendige Kern wird nicht gegessen. Es giebt auch noch eine andre Art Rambutan, die den Beynah- men Ati hat. Diese ist gut um die Hälfte größer, hat dickeres und kürzeres Haar, und die Schale läßt sich auch leichter von der inwendigen saftigen Materie ablö- sen. Man ißt sie auf gleiche Weise als jene; sie ist aber seltner und theurer.
Die Mangostan, Mangostanos, Frucht des Man- gostabaums, oder der Garcinie (Garcinia mangostana), wird von Bantam nach Batavia gebracht, wo man sie
Produkte des Gewaͤchsreiches auf Java.
Die Frucht des Palmriets oder Rotang (Calamus Rotang) ſah ich auch dann und wann zu Kauf brin- gen, und von den Indiern kaufen. Wenn ſie reif iſt, hat ſie die Groͤße einer Haſelnuß, und iſt wie die Salacie von vorn nach hinten mit kleinen glaͤnzenden Schuppen uͤber einander belegt. Sie waͤchſt allezeit in großen Trau- ben. Die breyartige Subſtanz, welche ſie enthaͤlt, und wovon der Kern umgeben iſt, wird meiſtentheils ausge- ſogen, um den Durſt zu loͤſchen, bisweilen auch wohl mit Salz eingemacht, und zum Thee gegeſſen.
Das Oſtindiſche Nephelium oder Rambutan (Ne- phelium lappaceum) waͤchſt ebenfalls in großen Trau- ben oder Buͤſcheln, und wird ſehr haͤufig gegeſſen. Die aͤußere Schale wirft man weg. Den inwendigen weißen und zaͤhen Saft, worin der Kern liegt, ſaugt man mit den Lippen aus; er ſchmeckt ſaͤuerlich und loͤſcht den Durſt. Dieſe Frucht iſt etwas laͤnglich oder ruͤndlich, roth, uͤberall haarig, und ſo groß als eine Schwetſche. Die Schale iſt inwendig weiß, und geht leicht ab. Der Saft iſt gleichfalls weiß, dabey klar und faſt durchſich- tig, zugleich aber ſo zaͤh, daß man ihn mit den Zaͤhnen nicht gut abſondern kann; er ſchmeckt ſuͤßſauer und ziem- lich angenehm, ungefaͤhr wie Citronenſaft mit Zucker. Der inwendige Kern wird nicht gegeſſen. Es giebt auch noch eine andre Art Rambutan, die den Beynah- men Ati hat. Dieſe iſt gut um die Haͤlfte groͤßer, hat dickeres und kuͤrzeres Haar, und die Schale laͤßt ſich auch leichter von der inwendigen ſaftigen Materie abloͤ- ſen. Man ißt ſie auf gleiche Weiſe als jene; ſie iſt aber ſeltner und theurer.
Die Mangoſtan, Mangoſtanos, Frucht des Man- goſtabaums, oder der Garcinie (Garcinia mangoſtana), wird von Bantam nach Batavia gebracht, wo man ſie
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Produkte des Gewaͤchsreiches auf Java.
Die Frucht des Palmriets oder Rotang (Calamus
Rotang) ſah ich auch dann und wann zu Kauf brin-
gen, und von den Indiern kaufen. Wenn ſie reif iſt,
hat ſie die Groͤße einer Haſelnuß, und iſt wie die Salacie
von vorn nach hinten mit kleinen glaͤnzenden Schuppen
uͤber einander belegt. Sie waͤchſt allezeit in großen Trau-
ben. Die breyartige Subſtanz, welche ſie enthaͤlt, und
wovon der Kern umgeben iſt, wird meiſtentheils ausge-
ſogen, um den Durſt zu loͤſchen, bisweilen auch wohl
mit Salz eingemacht, und zum Thee gegeſſen.
Das Oſtindiſche Nephelium oder Rambutan (Ne-
phelium lappaceum) waͤchſt ebenfalls in großen Trau-
ben oder Buͤſcheln, und wird ſehr haͤufig gegeſſen. Die
aͤußere Schale wirft man weg. Den inwendigen weißen
und zaͤhen Saft, worin der Kern liegt, ſaugt man mit
den Lippen aus; er ſchmeckt ſaͤuerlich und loͤſcht den
Durſt. Dieſe Frucht iſt etwas laͤnglich oder ruͤndlich,
roth, uͤberall haarig, und ſo groß als eine Schwetſche.
Die Schale iſt inwendig weiß, und geht leicht ab. Der
Saft iſt gleichfalls weiß, dabey klar und faſt durchſich-
tig, zugleich aber ſo zaͤh, daß man ihn mit den Zaͤhnen
nicht gut abſondern kann; er ſchmeckt ſuͤßſauer und ziem-
lich angenehm, ungefaͤhr wie Citronenſaft mit Zucker.
Der inwendige Kern wird nicht gegeſſen. Es giebt
auch noch eine andre Art Rambutan, die den Beynah-
men Ati hat. Dieſe iſt gut um die Haͤlfte groͤßer, hat
dickeres und kuͤrzeres Haar, und die Schale laͤßt ſich
auch leichter von der inwendigen ſaftigen Materie abloͤ-
ſen. Man ißt ſie auf gleiche Weiſe als jene; ſie iſt
aber ſeltner und theurer.
Die Mangoſtan, Mangoſtanos, Frucht des Man-
goſtabaums, oder der Garcinie (Garcinia mangoſtana),
wird von Bantam nach Batavia gebracht, wo man ſie
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/591>, abgerufen am 22.11.2024.
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