gnie mit Geschenken bedacht wurden. Wir wurden in unsern Norimon nach ihren Pallästen getragen, und da- selbst mit grünem Thee, Tobak und Zucker-Backwerk regalirt.
Miaco ist nicht allein die älteste Hauptstadt des Reichs, und der Wohnsitz des Dairi, oder des geistli- chen Kaisers, sondern auch die größte Handelsstadt im ganzen Lande. Der Dairi hat sein Residenz-Schloß und seinen Hof gleichsam in einem besondern Quartier der Stadt, das an sich selbst schon eine ansehnliche Stadt ausmacht, und mit Wassergräben und steinernen Mauern umgeben ist. Wir hatten nicht das Glück, sie anders als von weitem zu besehen. Die Lage der Stadt unge- fähr mitten im Lande verschafft ihr den ungemein großen Vortheil der vorzüglichen Handlung. Sie erstreckt sich auf einer großen Ebene ungefähr eine Deutsche Meile in der Länge und eine halbe Meile in der Breite. Die mei- sten und geschicktesten Handwerker, Fabrikanten und Künst- ler und die angesehensten Kaufleute haben sich hier seß- haft niedergelassen. Alles was man will, kann man hier zu Kauf haben, besonders lackirte Sachen, Sammete, seidne Zeuge, Gold- und Silberstoffe, Arbeit von Gold, Silber und Kupfer; Sowa; Kleider und die vortreff- lichsten Waffen. Das an sich schon vortreffliche Japa- nische Kupfer wird hier geläutert und veredelt, nachdem es bey den Gruben nur geröstet und geschmelzt worden ist. Alles Geld wird hier gepräget. Und da nur am Hofe des Dairi, gleichsam als auf einer Reichs-Akademie, Litteratur und Gelehrsamkeit cultivirt werden, so werden hier auch alle Bücher gedruckt.
Den 14. April verließen wir Miaco und kamen über Keagi, JakoTjaja, Fasiri, Isiba oder Oits, Tsetta und Skinowa nach Kusats, wo wir das Nacht-
Zweyte Abtheilung. Reiſe von Dezima
gnie mit Geſchenken bedacht wurden. Wir wurden in unſern Norimon nach ihren Pallaͤſten getragen, und da- ſelbſt mit gruͤnem Thee, Tobak und Zucker-Backwerk regalirt.
Miaco iſt nicht allein die aͤlteſte Hauptſtadt des Reichs, und der Wohnſitz des Dairi, oder des geiſtli- chen Kaiſers, ſondern auch die groͤßte Handelsſtadt im ganzen Lande. Der Dairi hat ſein Reſidenz-Schloß und ſeinen Hof gleichſam in einem beſondern Quartier der Stadt, das an ſich ſelbſt ſchon eine anſehnliche Stadt ausmacht, und mit Waſſergraͤben und ſteinernen Mauern umgeben iſt. Wir hatten nicht das Gluͤck, ſie anders als von weitem zu beſehen. Die Lage der Stadt unge- faͤhr mitten im Lande verſchafft ihr den ungemein großen Vortheil der vorzuͤglichen Handlung. Sie erſtreckt ſich auf einer großen Ebene ungefaͤhr eine Deutſche Meile in der Laͤnge und eine halbe Meile in der Breite. Die mei- ſten und geſchickteſten Handwerker, Fabrikanten und Kuͤnſt- ler und die angeſehenſten Kaufleute haben ſich hier ſeß- haft niedergelaſſen. Alles was man will, kann man hier zu Kauf haben, beſonders lackirte Sachen, Sammete, ſeidne Zeuge, Gold- und Silberſtoffe, Arbeit von Gold, Silber und Kupfer; Sowa; Kleider und die vortreff- lichſten Waffen. Das an ſich ſchon vortreffliche Japa- niſche Kupfer wird hier gelaͤutert und veredelt, nachdem es bey den Gruben nur geroͤſtet und geſchmelzt worden iſt. Alles Geld wird hier gepraͤget. Und da nur am Hofe des Dairi, gleichſam als auf einer Reichs-Akademie, Litteratur und Gelehrſamkeit cultivirt werden, ſo werden hier auch alle Buͤcher gedruckt.
Den 14. April verließen wir Miaco und kamen uͤber Keagi, JakoTjaja, Faſiri, Iſiba oder Oits, Tſetta und Skinowa nach Kuſats, wo wir das Nacht-
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Zweyte Abtheilung. Reiſe von Dezima
gnie mit Geſchenken bedacht wurden. Wir wurden in
unſern Norimon nach ihren Pallaͤſten getragen, und da-
ſelbſt mit gruͤnem Thee, Tobak und Zucker-Backwerk
regalirt.
Miaco iſt nicht allein die aͤlteſte Hauptſtadt des
Reichs, und der Wohnſitz des Dairi, oder des geiſtli-
chen Kaiſers, ſondern auch die groͤßte Handelsſtadt im
ganzen Lande. Der Dairi hat ſein Reſidenz-Schloß
und ſeinen Hof gleichſam in einem beſondern Quartier der
Stadt, das an ſich ſelbſt ſchon eine anſehnliche Stadt
ausmacht, und mit Waſſergraͤben und ſteinernen Mauern
umgeben iſt. Wir hatten nicht das Gluͤck, ſie anders
als von weitem zu beſehen. Die Lage der Stadt unge-
faͤhr mitten im Lande verſchafft ihr den ungemein großen
Vortheil der vorzuͤglichen Handlung. Sie erſtreckt ſich
auf einer großen Ebene ungefaͤhr eine Deutſche Meile in
der Laͤnge und eine halbe Meile in der Breite. Die mei-
ſten und geſchickteſten Handwerker, Fabrikanten und Kuͤnſt-
ler und die angeſehenſten Kaufleute haben ſich hier ſeß-
haft niedergelaſſen. Alles was man will, kann man hier
zu Kauf haben, beſonders lackirte Sachen, Sammete,
ſeidne Zeuge, Gold- und Silberſtoffe, Arbeit von Gold,
Silber und Kupfer; Sowa; Kleider und die vortreff-
lichſten Waffen. Das an ſich ſchon vortreffliche Japa-
niſche Kupfer wird hier gelaͤutert und veredelt, nachdem
es bey den Gruben nur geroͤſtet und geſchmelzt worden iſt.
Alles Geld wird hier gepraͤget. Und da nur am Hofe
des Dairi, gleichſam als auf einer Reichs-Akademie,
Litteratur und Gelehrſamkeit cultivirt werden, ſo werden
hier auch alle Buͤcher gedruckt.
Den 14. April verließen wir Miaco und kamen
uͤber Keagi, Jako Tjaja, Faſiri, Iſiba oder Oits,
Tſetta und Skinowa nach Kuſats, wo wir das Nacht-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/116>, abgerufen am 24.11.2024.
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