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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Aufenthalt in der Hauptstadt Jedo.
und der Statthalter von Nangasaki zwey. Sie sind von
dem feinsten Japanischen seidnen Zeuge gemacht, sehr
weit, reichen bis auf die Füße, haben große weite Aermel
nach Japanischer Art, und sind theils mit seidnen, theils
baumwollnen Watten ausgestopft. Unser Banjos bekam
deren zwey, ich und der Secretair jeder auch zwey, und
der Gesandte behielt für sich vier. Das Zeug ist entweder
schwarz, oder auf verschiedne Art geblümt. Die übrigen
blieben für die Ostindische Compagnie, und wurden für
jede in Europa befindliche Kammer derselben eingepackt,
und hernach von Batavia nach Holland geschickt.

Die Witterung war während der sechs und zwanzig
Tage unsers Aufenthalts zu Jedo nicht die beste. Die
meiste Zeit hatten wir feuchtes, und am Tage trübes Wet-
ter; manchmahl Staubregen, manchmahl starken Re-
gen, entweder Vormittags oder Nachmittags.

So ungeheuer groß und weitläuftig die Stadt Jedo
ist, eben so volkreich ist sie auch. Besonders strömt hier
eine unzählige Menge Fremder aus allen Theilen und Ge-
genden des Reichs zusammen. Jede Haushaltung hat
zwar ihr eignes Haus, und die Häuser sind nur ein oder
zwey Stockwerke hoch; indessen wohnen doch viele bey
einander, und packen sich in ein Haus zusammen. Nach
der Gasse sind allezeit Werkstätten und Buden. Vor je-
nen hängt gemeiniglich ein großes Laken, das sie entwe-
der ganz oder doch zum Theil verdeckt, damit man von
der Straße nicht gut sehen möge, was gearbeitet wird.
In den Kaufmannsläden aber sieht man Muster und
Proben beynahe von allem, die so gleich vorgezeigt wer-
den. Die Straßen, wenigstens die vornehmsten, sind
sehr lang und breit; die Breite beträgt oft vierzig bis
funfzig Ellen. Die Stadt wird, wie Nangasaki, von
zwey einander wechselsweise ablösenden Gouverneuren,

Thunbergs Reise. 2. Bandes 1. Theil. H

Aufenthalt in der Hauptſtadt Jedo.
und der Statthalter von Nangaſaki zwey. Sie ſind von
dem feinſten Japaniſchen ſeidnen Zeuge gemacht, ſehr
weit, reichen bis auf die Fuͤße, haben große weite Aermel
nach Japaniſcher Art, und ſind theils mit ſeidnen, theils
baumwollnen Watten ausgeſtopft. Unſer Banjos bekam
deren zwey, ich und der Secretair jeder auch zwey, und
der Geſandte behielt fuͤr ſich vier. Das Zeug iſt entweder
ſchwarz, oder auf verſchiedne Art gebluͤmt. Die uͤbrigen
blieben fuͤr die Oſtindiſche Compagnie, und wurden fuͤr
jede in Europa befindliche Kammer derſelben eingepackt,
und hernach von Batavia nach Holland geſchickt.

Die Witterung war waͤhrend der ſechs und zwanzig
Tage unſers Aufenthalts zu Jedo nicht die beſte. Die
meiſte Zeit hatten wir feuchtes, und am Tage truͤbes Wet-
ter; manchmahl Staubregen, manchmahl ſtarken Re-
gen, entweder Vormittags oder Nachmittags.

So ungeheuer groß und weitlaͤuftig die Stadt Jedo
iſt, eben ſo volkreich iſt ſie auch. Beſonders ſtroͤmt hier
eine unzaͤhlige Menge Fremder aus allen Theilen und Ge-
genden des Reichs zuſammen. Jede Haushaltung hat
zwar ihr eignes Haus, und die Haͤuſer ſind nur ein oder
zwey Stockwerke hoch; indeſſen wohnen doch viele bey
einander, und packen ſich in ein Haus zuſammen. Nach
der Gaſſe ſind allezeit Werkſtaͤtten und Buden. Vor je-
nen haͤngt gemeiniglich ein großes Laken, das ſie entwe-
der ganz oder doch zum Theil verdeckt, damit man von
der Straße nicht gut ſehen moͤge, was gearbeitet wird.
In den Kaufmannslaͤden aber ſieht man Muſter und
Proben beynahe von allem, die ſo gleich vorgezeigt wer-
den. Die Straßen, wenigſtens die vornehmſten, ſind
ſehr lang und breit; die Breite betraͤgt oft vierzig bis
funfzig Ellen. Die Stadt wird, wie Nangaſaki, von
zwey einander wechſelsweiſe abloͤſenden Gouverneuren,

Thunbergs Reiſe. 2. Bandes 1. Theil. H
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[113/0147] Aufenthalt in der Hauptſtadt Jedo. und der Statthalter von Nangaſaki zwey. Sie ſind von dem feinſten Japaniſchen ſeidnen Zeuge gemacht, ſehr weit, reichen bis auf die Fuͤße, haben große weite Aermel nach Japaniſcher Art, und ſind theils mit ſeidnen, theils baumwollnen Watten ausgeſtopft. Unſer Banjos bekam deren zwey, ich und der Secretair jeder auch zwey, und der Geſandte behielt fuͤr ſich vier. Das Zeug iſt entweder ſchwarz, oder auf verſchiedne Art gebluͤmt. Die uͤbrigen blieben fuͤr die Oſtindiſche Compagnie, und wurden fuͤr jede in Europa befindliche Kammer derſelben eingepackt, und hernach von Batavia nach Holland geſchickt. Die Witterung war waͤhrend der ſechs und zwanzig Tage unſers Aufenthalts zu Jedo nicht die beſte. Die meiſte Zeit hatten wir feuchtes, und am Tage truͤbes Wet- ter; manchmahl Staubregen, manchmahl ſtarken Re- gen, entweder Vormittags oder Nachmittags. So ungeheuer groß und weitlaͤuftig die Stadt Jedo iſt, eben ſo volkreich iſt ſie auch. Beſonders ſtroͤmt hier eine unzaͤhlige Menge Fremder aus allen Theilen und Ge- genden des Reichs zuſammen. Jede Haushaltung hat zwar ihr eignes Haus, und die Haͤuſer ſind nur ein oder zwey Stockwerke hoch; indeſſen wohnen doch viele bey einander, und packen ſich in ein Haus zuſammen. Nach der Gaſſe ſind allezeit Werkſtaͤtten und Buden. Vor je- nen haͤngt gemeiniglich ein großes Laken, das ſie entwe- der ganz oder doch zum Theil verdeckt, damit man von der Straße nicht gut ſehen moͤge, was gearbeitet wird. In den Kaufmannslaͤden aber ſieht man Muſter und Proben beynahe von allem, die ſo gleich vorgezeigt wer- den. Die Straßen, wenigſtens die vornehmſten, ſind ſehr lang und breit; die Breite betraͤgt oft vierzig bis funfzig Ellen. Die Stadt wird, wie Nangaſaki, von zwey einander wechſelsweiſe abloͤſenden Gouverneuren, Thunbergs Reiſe. 2. Bandes 1. Theil. H

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/147>, abgerufen am 21.11.2024.