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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Rückreise von Jedo nach Dezima.
ßen vor den Häusern aufgehängt. Auf diese Art dauert
dasselbe ohne Wasser und irgend die mindeste Nahrung
nicht nur verschiedne Jahre lang aus, sondern wächst
und blühet so gar noch. Auch zieht man hier vollblühen-
den Farrn (Acrostichum bastatum) zum Vergnügen in
Töpfen, so schwer sich auch diese Gattung Gewächs in
Europa verpflanzen läßt.

Den hohen Berg Fusi betrachteten wir, als wir
vorbey kamen, noch genauer als das vorige Mahl. Sein
Fuß scheint besonders auf einer Seite sehr allmählig her-
ab zu gehen. Die Spitze erschien jetzt sehr hoch und schnee-
weiß über die Wolken erhaben.

Zu Nissaka mußten wir, wegen der Menge Leute,
die mit den reisenden Fürsten eintrafen, ganze drey Tage
verweilen.

In diesen Gegenden wachsen Wassernüsse oder
schwimmende Stachelnüsse (Trapa natans) allenthal-
ben auf den Reißfeldern. Die schwarzen Wurzeln der-
selben werden, in Suppe gekocht, sehr häufig gegessen, ob
sie gleich herbe und unangenehm schmecken. -- In den
Krambuden sah ich vielfältig Zapfen von Erlenbäumen
(Betula alnus) zu Kauf hangen. Auf meine Frage,
wozu man sie gebrauche, bekam ich zur Antwort, man
bediene sich ihrer, schwarz zu färben. -- Zu Hecken
braucht man hier durchgängig eine eigne Art Bocksdorn
(Licium Iaponicum), einen kleinen, schön ins Auge
fallenden Strauch. -- Fast vor allen Häusern sah ich
Indianisches Felsenkraut (Azalea Indica) in der schön-
sten Blüthe stehen; die Blumen haben verschiedne Farben
und sehen über die Maße schön aus. -- Hin und wieder
traf ich auch Zwergpalmen von der hohen Art (Chamae-
rops excelsa
) an. Sie haben mehr als Mannshöhe.
Aus der, den Stamm umgebenden netzförmigen Rinde

Ruͤckreiſe von Jedo nach Dezima.
ßen vor den Haͤuſern aufgehaͤngt. Auf dieſe Art dauert
daſſelbe ohne Waſſer und irgend die mindeſte Nahrung
nicht nur verſchiedne Jahre lang aus, ſondern waͤchſt
und bluͤhet ſo gar noch. Auch zieht man hier vollbluͤhen-
den Farrn (Acroſtichum baſtatum) zum Vergnuͤgen in
Toͤpfen, ſo ſchwer ſich auch dieſe Gattung Gewaͤchs in
Europa verpflanzen laͤßt.

Den hohen Berg Fuſi betrachteten wir, als wir
vorbey kamen, noch genauer als das vorige Mahl. Sein
Fuß ſcheint beſonders auf einer Seite ſehr allmaͤhlig her-
ab zu gehen. Die Spitze erſchien jetzt ſehr hoch und ſchnee-
weiß uͤber die Wolken erhaben.

Zu Niſſaka mußten wir, wegen der Menge Leute,
die mit den reiſenden Fuͤrſten eintrafen, ganze drey Tage
verweilen.

In dieſen Gegenden wachſen Waſſernuͤſſe oder
ſchwimmende Stachelnuͤſſe (Trapa natans) allenthal-
ben auf den Reißfeldern. Die ſchwarzen Wurzeln der-
ſelben werden, in Suppe gekocht, ſehr haͤufig gegeſſen, ob
ſie gleich herbe und unangenehm ſchmecken. — In den
Krambuden ſah ich vielfaͤltig Zapfen von Erlenbaͤumen
(Betula alnus) zu Kauf hangen. Auf meine Frage,
wozu man ſie gebrauche, bekam ich zur Antwort, man
bediene ſich ihrer, ſchwarz zu faͤrben. — Zu Hecken
braucht man hier durchgaͤngig eine eigne Art Bocksdorn
(Licium Iaponicum), einen kleinen, ſchoͤn ins Auge
fallenden Strauch. — Faſt vor allen Haͤuſern ſah ich
Indianiſches Felſenkraut (Azalea Indica) in der ſchoͤn-
ſten Bluͤthe ſtehen; die Blumen haben verſchiedne Farben
und ſehen uͤber die Maße ſchoͤn aus. — Hin und wieder
traf ich auch Zwergpalmen von der hohen Art (Chamae-
rops excelſa
) an. Sie haben mehr als Mannshoͤhe.
Aus der, den Stamm umgebenden netzfoͤrmigen Rinde

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[123/0157] Ruͤckreiſe von Jedo nach Dezima. ßen vor den Haͤuſern aufgehaͤngt. Auf dieſe Art dauert daſſelbe ohne Waſſer und irgend die mindeſte Nahrung nicht nur verſchiedne Jahre lang aus, ſondern waͤchſt und bluͤhet ſo gar noch. Auch zieht man hier vollbluͤhen- den Farrn (Acroſtichum baſtatum) zum Vergnuͤgen in Toͤpfen, ſo ſchwer ſich auch dieſe Gattung Gewaͤchs in Europa verpflanzen laͤßt. Den hohen Berg Fuſi betrachteten wir, als wir vorbey kamen, noch genauer als das vorige Mahl. Sein Fuß ſcheint beſonders auf einer Seite ſehr allmaͤhlig her- ab zu gehen. Die Spitze erſchien jetzt ſehr hoch und ſchnee- weiß uͤber die Wolken erhaben. Zu Niſſaka mußten wir, wegen der Menge Leute, die mit den reiſenden Fuͤrſten eintrafen, ganze drey Tage verweilen. In dieſen Gegenden wachſen Waſſernuͤſſe oder ſchwimmende Stachelnuͤſſe (Trapa natans) allenthal- ben auf den Reißfeldern. Die ſchwarzen Wurzeln der- ſelben werden, in Suppe gekocht, ſehr haͤufig gegeſſen, ob ſie gleich herbe und unangenehm ſchmecken. — In den Krambuden ſah ich vielfaͤltig Zapfen von Erlenbaͤumen (Betula alnus) zu Kauf hangen. Auf meine Frage, wozu man ſie gebrauche, bekam ich zur Antwort, man bediene ſich ihrer, ſchwarz zu faͤrben. — Zu Hecken braucht man hier durchgaͤngig eine eigne Art Bocksdorn (Licium Iaponicum), einen kleinen, ſchoͤn ins Auge fallenden Strauch. — Faſt vor allen Haͤuſern ſah ich Indianiſches Felſenkraut (Azalea Indica) in der ſchoͤn- ſten Bluͤthe ſtehen; die Blumen haben verſchiedne Farben und ſehen uͤber die Maße ſchoͤn aus. — Hin und wieder traf ich auch Zwergpalmen von der hohen Art (Chamae- rops excelſa) an. Sie haben mehr als Mannshoͤhe. Aus der, den Stamm umgebenden netzfoͤrmigen Rinde

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/157>, abgerufen am 15.05.2024.