den freyen Durchgang der Luft im mindesten nicht hindern.
Nachdem wir uns nunmehr hinlänglich ausgeruhet hatten, begaben wir uns den 4. Junius wieder auf den Weg. Den 11. kamen wir zu Miako an.
Zwischen Jedo und Miako sahen wir hie und da an den Landstraßen Bettler, die, und zwar meistens an den Füßen, gebrechlich waren. Dies war mir ein gar ungewohnter Anblick, da gebrechliche Leute in diesem Lan- de sehr selten sind. Auch traf ich in diesen Gegenden rothe und triefende Augen sehr häufig an, besonders bey armen Leuten, so wohl Alten, als kleinen Kindern. Diese Krankheit kommt hauptsächlich von zwey Ursachen her: dem Kohlendampfe in den Häusern, und dem Gestanke, den die in allen Dörfern bey jedem Hause befindlichen Urintöpfe von sich geben.
In der Gegend von Miako wächst eine eigne Gat- tung Corchorus (Corchorus Iaponicus), in der Landes- sprache Jamma Buki, wild. Er hat doppelte, sehr schöne Blumen. Getrocknet und zu Pulver gerieben, werden diese gegen Blutflüsse gebraucht; um Nasenblu- ten zu stillen, wird das Pulver durch eine Federspuhle in die Nase geblasen. -- Auch trifft man hier eine Art Gagelbäume (Myrica) an, welche die Einwohner Nagi nennen, und deren Holz sehr weiß und fein ist, und zu Kämmen und dergleichen gebraucht wird. Ein andrer Baum, aus dessen Holz auch Kämme gemacht werden, nennen die Japaner Fjun no ki.
Unsre Dolmetscher verschafften sich hier verschiedne Stinkkäfer von der Gattung, die den Nahmen Feuergluth (Buprestis ignita) führt, womit sie mir ein Geschenk machten. Die Japaner nennen sie Tamma Musi.
Ruͤckreiſe von Jedo nach Dezima.
den freyen Durchgang der Luft im mindeſten nicht hindern.
Nachdem wir uns nunmehr hinlaͤnglich ausgeruhet hatten, begaben wir uns den 4. Junius wieder auf den Weg. Den 11. kamen wir zu Miako an.
Zwiſchen Jedo und Miako ſahen wir hie und da an den Landſtraßen Bettler, die, und zwar meiſtens an den Fuͤßen, gebrechlich waren. Dies war mir ein gar ungewohnter Anblick, da gebrechliche Leute in dieſem Lan- de ſehr ſelten ſind. Auch traf ich in dieſen Gegenden rothe und triefende Augen ſehr haͤufig an, beſonders bey armen Leuten, ſo wohl Alten, als kleinen Kindern. Dieſe Krankheit kommt hauptſaͤchlich von zwey Urſachen her: dem Kohlendampfe in den Haͤuſern, und dem Geſtanke, den die in allen Doͤrfern bey jedem Hauſe befindlichen Urintoͤpfe von ſich geben.
In der Gegend von Miako waͤchſt eine eigne Gat- tung Corchorus (Corchorus Iaponicus), in der Landes- ſprache Jamma Buki, wild. Er hat doppelte, ſehr ſchoͤne Blumen. Getrocknet und zu Pulver gerieben, werden dieſe gegen Blutfluͤſſe gebraucht; um Naſenblu- ten zu ſtillen, wird das Pulver durch eine Federſpuhle in die Naſe geblaſen. — Auch trifft man hier eine Art Gagelbaͤume (Myrica) an, welche die Einwohner Nagi nennen, und deren Holz ſehr weiß und fein iſt, und zu Kaͤmmen und dergleichen gebraucht wird. Ein andrer Baum, aus deſſen Holz auch Kaͤmme gemacht werden, nennen die Japaner Fjun no ki.
Unſre Dolmetſcher verſchafften ſich hier verſchiedne Stinkkaͤfer von der Gattung, die den Nahmen Feuergluth (Bupreſtis ignita) fuͤhrt, womit ſie mir ein Geſchenk machten. Die Japaner nennen ſie Tamma Muſi.
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Ruͤckreiſe von Jedo nach Dezima.
den freyen Durchgang der Luft im mindeſten nicht
hindern.
Nachdem wir uns nunmehr hinlaͤnglich ausgeruhet
hatten, begaben wir uns den 4. Junius wieder auf den
Weg. Den 11. kamen wir zu Miako an.
Zwiſchen Jedo und Miako ſahen wir hie und da
an den Landſtraßen Bettler, die, und zwar meiſtens an
den Fuͤßen, gebrechlich waren. Dies war mir ein gar
ungewohnter Anblick, da gebrechliche Leute in dieſem Lan-
de ſehr ſelten ſind. Auch traf ich in dieſen Gegenden
rothe und triefende Augen ſehr haͤufig an, beſonders bey
armen Leuten, ſo wohl Alten, als kleinen Kindern. Dieſe
Krankheit kommt hauptſaͤchlich von zwey Urſachen her:
dem Kohlendampfe in den Haͤuſern, und dem Geſtanke,
den die in allen Doͤrfern bey jedem Hauſe befindlichen
Urintoͤpfe von ſich geben.
In der Gegend von Miako waͤchſt eine eigne Gat-
tung Corchorus (Corchorus Iaponicus), in der Landes-
ſprache Jamma Buki, wild. Er hat doppelte, ſehr
ſchoͤne Blumen. Getrocknet und zu Pulver gerieben,
werden dieſe gegen Blutfluͤſſe gebraucht; um Naſenblu-
ten zu ſtillen, wird das Pulver durch eine Federſpuhle in
die Naſe geblaſen. — Auch trifft man hier eine Art
Gagelbaͤume (Myrica) an, welche die Einwohner Nagi
nennen, und deren Holz ſehr weiß und fein iſt, und zu
Kaͤmmen und dergleichen gebraucht wird. Ein andrer
Baum, aus deſſen Holz auch Kaͤmme gemacht werden,
nennen die Japaner Fjun no ki.
Unſre Dolmetſcher verſchafften ſich hier verſchiedne
Stinkkaͤfer von der Gattung, die den Nahmen Feuergluth
(Bupreſtis ignita) fuͤhrt, womit ſie mir ein Geſchenk
machten. Die Japaner nennen ſie Tamma Muſi.
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/159>, abgerufen am 23.11.2024.
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