Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünfte Abtheilung. Vierter Abschnitt.
wendig von den hervor stehenden und herunter hangenden
Enden Stroh rauh sind.

Auf ein oder mehrere Kleidungsstücke, besonders
auf das Obergewand, läßt der Japaner allezeit sein Wa-
pen setzen. Es wird entweder auf den Aermeln oder
zwischen den Schultern angebracht. Die Absicht hiebey
ist, damit niemand sie stehlen oder umtauschen möge,
welches sonst sehr leicht würde geschehen können, da die
Kleidung an Zeug, Gestalt und Größe sich so gleich ist.
Auch kann jeder das Seinige ohne langes Suchen kennen
und finden. Wenn man eine Menge Leute beysammen
sieht, fallen diese Wapen auf den Kleidern gar sonder-
bar in die Augen.

Statt der Schnupftücher brauchen die Japaner
allezeit ein Stück feines, weiches Schreibpapier, das sie
zu dem Ende immer bey sich tragen. Dieses Papiers
bedienen sie sich auch, den Mund, die Finger, und den
Schweiß, im Gesichte, unter den Armen und am Leibe,
abzuwischen.

Fächer gebraucht man hier zu Lande allgemein.
Jedermann hat beständig einen Fächer bey sich. Man
steckt ihn auf der linken Seite in den Gürtel, und zwar
hinter den Säbel, so daß das offne Ende oben heraus
steht. Man kühlt sich damit, wenn man heiß wird;
und wenn man im Sonnenschein ausgeht, hält man ihn
vor die Sonne. Man zeichnet auch wohl dies oder je-
nes auf dem Fächer, wie in einer Schreibtafel, an. Oft
haben sie, wenn sie reisen, ihre ganze Reise-Route darauf
stehen.

Das unverheirathete Frauenzimmer schminkt sich
auch wohl. Vorzüglich thun es die Mädchen in den öf-
fentlichen Häusern zur Erhöhung ihrer Reitze. Sie ge-
brauchen dazu eine rothe Farbe, die Bing heißt, und in

Fuͤnfte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
wendig von den hervor ſtehenden und herunter hangenden
Enden Stroh rauh ſind.

Auf ein oder mehrere Kleidungsſtuͤcke, beſonders
auf das Obergewand, laͤßt der Japaner allezeit ſein Wa-
pen ſetzen. Es wird entweder auf den Aermeln oder
zwiſchen den Schultern angebracht. Die Abſicht hiebey
iſt, damit niemand ſie ſtehlen oder umtauſchen moͤge,
welches ſonſt ſehr leicht wuͤrde geſchehen koͤnnen, da die
Kleidung an Zeug, Geſtalt und Groͤße ſich ſo gleich iſt.
Auch kann jeder das Seinige ohne langes Suchen kennen
und finden. Wenn man eine Menge Leute beyſammen
ſieht, fallen dieſe Wapen auf den Kleidern gar ſonder-
bar in die Augen.

Statt der Schnupftuͤcher brauchen die Japaner
allezeit ein Stuͤck feines, weiches Schreibpapier, das ſie
zu dem Ende immer bey ſich tragen. Dieſes Papiers
bedienen ſie ſich auch, den Mund, die Finger, und den
Schweiß, im Geſichte, unter den Armen und am Leibe,
abzuwiſchen.

Faͤcher gebraucht man hier zu Lande allgemein.
Jedermann hat beſtaͤndig einen Faͤcher bey ſich. Man
ſteckt ihn auf der linken Seite in den Guͤrtel, und zwar
hinter den Saͤbel, ſo daß das offne Ende oben heraus
ſteht. Man kuͤhlt ſich damit, wenn man heiß wird;
und wenn man im Sonnenſchein ausgeht, haͤlt man ihn
vor die Sonne. Man zeichnet auch wohl dies oder je-
nes auf dem Faͤcher, wie in einer Schreibtafel, an. Oft
haben ſie, wenn ſie reiſen, ihre ganze Reiſe-Route darauf
ſtehen.

Das unverheirathete Frauenzimmer ſchminkt ſich
auch wohl. Vorzuͤglich thun es die Maͤdchen in den oͤf-
fentlichen Haͤuſern zur Erhoͤhung ihrer Reitze. Sie ge-
brauchen dazu eine rothe Farbe, die Bing heißt, und in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0220" n="186"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfte Abtheilung. Vierter Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
wendig von den hervor &#x017F;tehenden und herunter hangenden<lb/>
Enden Stroh rauh &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Auf ein oder mehrere Kleidungs&#x017F;tu&#x0364;cke, be&#x017F;onders<lb/>
auf das Obergewand, la&#x0364;ßt der Japaner allezeit &#x017F;ein Wa-<lb/>
pen &#x017F;etzen. Es wird entweder auf den Aermeln oder<lb/>
zwi&#x017F;chen den Schultern angebracht. Die Ab&#x017F;icht hiebey<lb/>
i&#x017F;t, damit niemand &#x017F;ie &#x017F;tehlen oder umtau&#x017F;chen mo&#x0364;ge,<lb/>
welches &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;ehr leicht wu&#x0364;rde ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nnen, da die<lb/>
Kleidung an Zeug, Ge&#x017F;talt und Gro&#x0364;ße &#x017F;ich &#x017F;o gleich i&#x017F;t.<lb/>
Auch kann jeder das Seinige ohne langes Suchen kennen<lb/>
und finden. Wenn man eine Menge Leute bey&#x017F;ammen<lb/>
&#x017F;ieht, fallen die&#x017F;e Wapen auf den Kleidern gar &#x017F;onder-<lb/>
bar in die Augen.</p><lb/>
          <p>Statt der Schnupftu&#x0364;cher brauchen die Japaner<lb/>
allezeit ein Stu&#x0364;ck feines, weiches Schreibpapier, das &#x017F;ie<lb/>
zu dem Ende immer bey &#x017F;ich tragen. Die&#x017F;es Papiers<lb/>
bedienen &#x017F;ie &#x017F;ich auch, den Mund, die Finger, und den<lb/>
Schweiß, im Ge&#x017F;ichte, unter den Armen und am Leibe,<lb/>
abzuwi&#x017F;chen.</p><lb/>
          <p>Fa&#x0364;cher gebraucht man hier zu Lande allgemein.<lb/>
Jedermann hat be&#x017F;ta&#x0364;ndig einen Fa&#x0364;cher bey &#x017F;ich. Man<lb/>
&#x017F;teckt ihn auf der linken Seite in den Gu&#x0364;rtel, und zwar<lb/>
hinter den Sa&#x0364;bel, &#x017F;o daß das offne Ende oben heraus<lb/>
&#x017F;teht. Man ku&#x0364;hlt &#x017F;ich damit, wenn man heiß wird;<lb/>
und wenn man im Sonnen&#x017F;chein ausgeht, ha&#x0364;lt man ihn<lb/>
vor die Sonne. Man zeichnet auch wohl dies oder je-<lb/>
nes auf dem Fa&#x0364;cher, wie in einer Schreibtafel, an. Oft<lb/>
haben &#x017F;ie, wenn &#x017F;ie rei&#x017F;en, ihre ganze Rei&#x017F;e-Route darauf<lb/>
&#x017F;tehen.</p><lb/>
          <p>Das unverheirathete Frauenzimmer &#x017F;chminkt &#x017F;ich<lb/>
auch wohl. Vorzu&#x0364;glich thun es die Ma&#x0364;dchen in den o&#x0364;f-<lb/>
fentlichen Ha&#x0364;u&#x017F;ern zur Erho&#x0364;hung ihrer Reitze. Sie ge-<lb/>
brauchen dazu eine rothe Farbe, die Bing heißt, und in<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0220] Fuͤnfte Abtheilung. Vierter Abſchnitt. wendig von den hervor ſtehenden und herunter hangenden Enden Stroh rauh ſind. Auf ein oder mehrere Kleidungsſtuͤcke, beſonders auf das Obergewand, laͤßt der Japaner allezeit ſein Wa- pen ſetzen. Es wird entweder auf den Aermeln oder zwiſchen den Schultern angebracht. Die Abſicht hiebey iſt, damit niemand ſie ſtehlen oder umtauſchen moͤge, welches ſonſt ſehr leicht wuͤrde geſchehen koͤnnen, da die Kleidung an Zeug, Geſtalt und Groͤße ſich ſo gleich iſt. Auch kann jeder das Seinige ohne langes Suchen kennen und finden. Wenn man eine Menge Leute beyſammen ſieht, fallen dieſe Wapen auf den Kleidern gar ſonder- bar in die Augen. Statt der Schnupftuͤcher brauchen die Japaner allezeit ein Stuͤck feines, weiches Schreibpapier, das ſie zu dem Ende immer bey ſich tragen. Dieſes Papiers bedienen ſie ſich auch, den Mund, die Finger, und den Schweiß, im Geſichte, unter den Armen und am Leibe, abzuwiſchen. Faͤcher gebraucht man hier zu Lande allgemein. Jedermann hat beſtaͤndig einen Faͤcher bey ſich. Man ſteckt ihn auf der linken Seite in den Guͤrtel, und zwar hinter den Saͤbel, ſo daß das offne Ende oben heraus ſteht. Man kuͤhlt ſich damit, wenn man heiß wird; und wenn man im Sonnenſchein ausgeht, haͤlt man ihn vor die Sonne. Man zeichnet auch wohl dies oder je- nes auf dem Faͤcher, wie in einer Schreibtafel, an. Oft haben ſie, wenn ſie reiſen, ihre ganze Reiſe-Route darauf ſtehen. Das unverheirathete Frauenzimmer ſchminkt ſich auch wohl. Vorzuͤglich thun es die Maͤdchen in den oͤf- fentlichen Haͤuſern zur Erhoͤhung ihrer Reitze. Sie ge- brauchen dazu eine rothe Farbe, die Bing heißt, und in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/220
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/220>, abgerufen am 16.05.2024.