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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Erste Abtheilung. Sechster Abschnitt.
werden sie fast allezeit von den Kaufleuten gewogen,
welche alsdenn auch ihr Zeichen darauf setzen, um an-
zudeuten, daß das Stück vollwichtig, vollgültig und
unverfälscht ist.

Die größte goldne Münze im ganzen Lande heißt
Obang. Sie ist eher für eine Schaumünze, als für
Geld zu achten. Im Handel und Wandel ist sie nicht
üblich, man findet sie auch selten bey Kaufleuten oder
andren Privatpersonen. Sie besteht aus einem
länglich runden flachen und dünnen Goldstück, das
nicht dicker als ungefähr ein Pfennig ist. Auf der ei-
nen Seite ist sie mit seinen abgebrochenen Queerstrichen,
und mit vier Stempeln an den vier Seiten, bezeichnet:
jeder Stempel stellt das Wappen des Dairi vor. Auf
die andre Seite, welche glatt ist, werden im Namen
desjenigen Provinzialfürsten, welcher sie schlagen lassen,
verschiedne große schwarze Buchstaben geschrieben, die
beynahe oben in der Mitte anfangen, und unterwärts
fortgehen. Diese Inschrift versichert den Besitzer von
ihrer Richtigkeit, und muß daher, sobald sie verwischt
ist, durch den Secretair des Fürsten der Provinz er-
neuert werden, wofür ein Itjib bezahlt wird. Eine
solche goldene Münze gilt zehn alte Kobang. Es sind
fast nur die Fürsten und Staatsräthe, welche derglei-
chen besitzen und ausgeben. Sie pflegen damit ein Ge-
schenk zu machen, wenn sie andre schickliche Geschenke
nicht bey der Hand haben. Sie stellen alsdenn ein
Ehrengeschenk vor, weil diese Herren es ihrer Würde
nicht gemäß halten, gewöhnliche Kobang, wenn gleich
vom nämlichen Werth, zu schenken.

Ich habe am angeführten Orte bemerkt, daß
auf einigen von den silbernen Münzen, welche Ko-
dama heißen, das Bild des Gottes des Reichthums

Erſte Abtheilung. Sechſter Abſchnitt.
werden ſie faſt allezeit von den Kaufleuten gewogen,
welche alsdenn auch ihr Zeichen darauf ſetzen, um an-
zudeuten, daß das Stuͤck vollwichtig, vollguͤltig und
unverfaͤlſcht iſt.

Die groͤßte goldne Muͤnze im ganzen Lande heißt
Obang. Sie iſt eher fuͤr eine Schaumuͤnze, als fuͤr
Geld zu achten. Im Handel und Wandel iſt ſie nicht
uͤblich, man findet ſie auch ſelten bey Kaufleuten oder
andren Privatperſonen. Sie beſteht aus einem
laͤnglich runden flachen und duͤnnen Goldſtuͤck, das
nicht dicker als ungefaͤhr ein Pfennig iſt. Auf der ei-
nen Seite iſt ſie mit ſeinen abgebrochenen Queerſtrichen,
und mit vier Stempeln an den vier Seiten, bezeichnet:
jeder Stempel ſtellt das Wappen des Dairi vor. Auf
die andre Seite, welche glatt iſt, werden im Namen
desjenigen Provinzialfuͤrſten, welcher ſie ſchlagen laſſen,
verſchiedne große ſchwarze Buchſtaben geſchrieben, die
beynahe oben in der Mitte anfangen, und unterwaͤrts
fortgehen. Dieſe Inſchrift verſichert den Beſitzer von
ihrer Richtigkeit, und muß daher, ſobald ſie verwiſcht
iſt, durch den Secretair des Fuͤrſten der Provinz er-
neuert werden, wofuͤr ein Itjib bezahlt wird. Eine
ſolche goldene Muͤnze gilt zehn alte Kobang. Es ſind
faſt nur die Fuͤrſten und Staatsraͤthe, welche derglei-
chen beſitzen und ausgeben. Sie pflegen damit ein Ge-
ſchenk zu machen, wenn ſie andre ſchickliche Geſchenke
nicht bey der Hand haben. Sie ſtellen alsdenn ein
Ehrengeſchenk vor, weil dieſe Herren es ihrer Wuͤrde
nicht gemaͤß halten, gewoͤhnliche Kobang, wenn gleich
vom naͤmlichen Werth, zu ſchenken.

Ich habe am angefuͤhrten Orte bemerkt, daß
auf einigen von den ſilbernen Muͤnzen, welche Ko-
dama heißen, das Bild des Gottes des Reichthums

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[94/0386] Erſte Abtheilung. Sechſter Abſchnitt. werden ſie faſt allezeit von den Kaufleuten gewogen, welche alsdenn auch ihr Zeichen darauf ſetzen, um an- zudeuten, daß das Stuͤck vollwichtig, vollguͤltig und unverfaͤlſcht iſt. Die groͤßte goldne Muͤnze im ganzen Lande heißt Obang. Sie iſt eher fuͤr eine Schaumuͤnze, als fuͤr Geld zu achten. Im Handel und Wandel iſt ſie nicht uͤblich, man findet ſie auch ſelten bey Kaufleuten oder andren Privatperſonen. Sie beſteht aus einem laͤnglich runden flachen und duͤnnen Goldſtuͤck, das nicht dicker als ungefaͤhr ein Pfennig iſt. Auf der ei- nen Seite iſt ſie mit ſeinen abgebrochenen Queerſtrichen, und mit vier Stempeln an den vier Seiten, bezeichnet: jeder Stempel ſtellt das Wappen des Dairi vor. Auf die andre Seite, welche glatt iſt, werden im Namen desjenigen Provinzialfuͤrſten, welcher ſie ſchlagen laſſen, verſchiedne große ſchwarze Buchſtaben geſchrieben, die beynahe oben in der Mitte anfangen, und unterwaͤrts fortgehen. Dieſe Inſchrift verſichert den Beſitzer von ihrer Richtigkeit, und muß daher, ſobald ſie verwiſcht iſt, durch den Secretair des Fuͤrſten der Provinz er- neuert werden, wofuͤr ein Itjib bezahlt wird. Eine ſolche goldene Muͤnze gilt zehn alte Kobang. Es ſind faſt nur die Fuͤrſten und Staatsraͤthe, welche derglei- chen beſitzen und ausgeben. Sie pflegen damit ein Ge- ſchenk zu machen, wenn ſie andre ſchickliche Geſchenke nicht bey der Hand haben. Sie ſtellen alsdenn ein Ehrengeſchenk vor, weil dieſe Herren es ihrer Wuͤrde nicht gemaͤß halten, gewoͤhnliche Kobang, wenn gleich vom naͤmlichen Werth, zu ſchenken. Ich habe am angefuͤhrten Orte bemerkt, daß auf einigen von den ſilbernen Muͤnzen, welche Ko- dama heißen, das Bild des Gottes des Reichthums

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/386>, abgerufen am 24.11.2024.