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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Reise von Batavia nach Japan u. s. w.
Arten sehr allgemein. Der Unterschied des Grades der
Wärme war indessen bey schönem Wetter nicht von
Erheblichkeit. Zu Batavia stand das Thermometer von
80 bis 86, und auf der nördlichen Höhe, die wir jetzt
hatten, 78 bis 79 Grad nach Fahrenheit.

Auf den letzten Sturm folgte starker Regen, die-
ser war uns nicht weniger beschwerlich, als die Orkane.
Denn alles, was wir zur Hand hatten, war naß, und
mußte heraus gelegt, und getrocknet werden; manches
war ganz verdorben.

Die Krebse und Blackfische, die ich mir ausge-
sucht hatte, um sie zu trocknen und aufzubewahren, ga-
ben mir gegen Abend, so bald es dunkel wurde, den schön-
sten Anblick, indem jene stellenweise, diese beynahe ganz
und gar, meine kleine Kajüte mit einem bläulichen phos-
phorischen Lichte erhelleten. Dieser Schein hatte das
Sonderbare, daß er, besonders an den Krebsen, nur hie
und da zu sehen war, aber keinen Theil des Körpers
ganz bedeckte, so daß auf der einen Seite des Schwan-
zes ein Fleck leuchtete, auf der andern nicht. Der
Schein blieb zwey Tage lang, wenn aber das Thier am
Tage aufs Verdeck genommen wurde, war nichts von
Schein zu sehen. Mit bloßen Augen konnte ich weder
See-Ungeziefer oder sonst etwas, das die Ursache des
Scheins seyn konnte, entdecken. Wenn ich eine leuch-
tende Stelle mit dem Nagel rieb, blieb der Schein, oh-
ne sich zu vermindern.

Die Chinesischen Fischerböte sind sehr groß und
lang, aber von dünnen Planken gebauet, haben ein
Verdeck, und sind an beyden Enden abgestutzt. Der
Hintertheil ist viel breiter, als der Vordertheil, und beym
Steuer offen. Sie haben einen Mastbaum, aber nur
ein einziges Segel. Mit solchen Böten gehen vier bis

Reiſe von Batavia nach Japan u. ſ. w.
Arten ſehr allgemein. Der Unterſchied des Grades der
Waͤrme war indeſſen bey ſchoͤnem Wetter nicht von
Erheblichkeit. Zu Batavia ſtand das Thermometer von
80 bis 86, und auf der noͤrdlichen Hoͤhe, die wir jetzt
hatten, 78 bis 79 Grad nach Fahrenheit.

Auf den letzten Sturm folgte ſtarker Regen, die-
ſer war uns nicht weniger beſchwerlich, als die Orkane.
Denn alles, was wir zur Hand hatten, war naß, und
mußte heraus gelegt, und getrocknet werden; manches
war ganz verdorben.

Die Krebſe und Blackfiſche, die ich mir ausge-
ſucht hatte, um ſie zu trocknen und aufzubewahren, ga-
ben mir gegen Abend, ſo bald es dunkel wurde, den ſchoͤn-
ſten Anblick, indem jene ſtellenweiſe, dieſe beynahe ganz
und gar, meine kleine Kajuͤte mit einem blaͤulichen phos-
phoriſchen Lichte erhelleten. Dieſer Schein hatte das
Sonderbare, daß er, beſonders an den Krebſen, nur hie
und da zu ſehen war, aber keinen Theil des Koͤrpers
ganz bedeckte, ſo daß auf der einen Seite des Schwan-
zes ein Fleck leuchtete, auf der andern nicht. Der
Schein blieb zwey Tage lang, wenn aber das Thier am
Tage aufs Verdeck genommen wurde, war nichts von
Schein zu ſehen. Mit bloßen Augen konnte ich weder
See-Ungeziefer oder ſonſt etwas, das die Urſache des
Scheins ſeyn konnte, entdecken. Wenn ich eine leuch-
tende Stelle mit dem Nagel rieb, blieb der Schein, oh-
ne ſich zu vermindern.

Die Chineſiſchen Fiſcherboͤte ſind ſehr groß und
lang, aber von duͤnnen Planken gebauet, haben ein
Verdeck, und ſind an beyden Enden abgeſtutzt. Der
Hintertheil iſt viel breiter, als der Vordertheil, und beym
Steuer offen. Sie haben einen Maſtbaum, aber nur
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[5/0039] Reiſe von Batavia nach Japan u. ſ. w. Arten ſehr allgemein. Der Unterſchied des Grades der Waͤrme war indeſſen bey ſchoͤnem Wetter nicht von Erheblichkeit. Zu Batavia ſtand das Thermometer von 80 bis 86, und auf der noͤrdlichen Hoͤhe, die wir jetzt hatten, 78 bis 79 Grad nach Fahrenheit. Auf den letzten Sturm folgte ſtarker Regen, die- ſer war uns nicht weniger beſchwerlich, als die Orkane. Denn alles, was wir zur Hand hatten, war naß, und mußte heraus gelegt, und getrocknet werden; manches war ganz verdorben. Die Krebſe und Blackfiſche, die ich mir ausge- ſucht hatte, um ſie zu trocknen und aufzubewahren, ga- ben mir gegen Abend, ſo bald es dunkel wurde, den ſchoͤn- ſten Anblick, indem jene ſtellenweiſe, dieſe beynahe ganz und gar, meine kleine Kajuͤte mit einem blaͤulichen phos- phoriſchen Lichte erhelleten. Dieſer Schein hatte das Sonderbare, daß er, beſonders an den Krebſen, nur hie und da zu ſehen war, aber keinen Theil des Koͤrpers ganz bedeckte, ſo daß auf der einen Seite des Schwan- zes ein Fleck leuchtete, auf der andern nicht. Der Schein blieb zwey Tage lang, wenn aber das Thier am Tage aufs Verdeck genommen wurde, war nichts von Schein zu ſehen. Mit bloßen Augen konnte ich weder See-Ungeziefer oder ſonſt etwas, das die Urſache des Scheins ſeyn konnte, entdecken. Wenn ich eine leuch- tende Stelle mit dem Nagel rieb, blieb der Schein, oh- ne ſich zu vermindern. Die Chineſiſchen Fiſcherboͤte ſind ſehr groß und lang, aber von duͤnnen Planken gebauet, haben ein Verdeck, und ſind an beyden Enden abgeſtutzt. Der Hintertheil iſt viel breiter, als der Vordertheil, und beym Steuer offen. Sie haben einen Maſtbaum, aber nur ein einziges Segel. Mit ſolchen Boͤten gehen vier bis

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/39>, abgerufen am 29.04.2024.