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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Vierte Abtheilung. Zweyter Abschnitt.

Da die ceylonschen Elephanten sich so leicht fangen
und zähmen lassen, so ist es auffallend, daß dies bey
den afrikanischen Elephanten am Cap so viel Schwierig-
keiten macht. Kurz vor meiner Abreise vom Cap, im
Jahr 1775 hatte man ein Junges lebendig gefangen,
nachdem die Mutter todt geschossen war; es glückte aber
nicht, das Junge groß zu ziehen; es brauchte zu sei-
nem Unterhalte täglich die Milch von drey Kühen, war
aber doch nicht am Leben zu erhalten.

Auf Ceylon, besonders um Negumbo, sind viele
Ameisenfresser oder Ameisenbären (Myrmecophaga).
Die Holländer nennen sie negumbosche Teufel, und die
Cingaleser Kaballe. Das Fleisch dieser Thiere wird den
Kranken als ein Arzneymittel zu essen gegeben. Die
Einwohner wissen mit einem Messer ein Loch durch seine
Schuppen zu bohren, da sie ihn denn nach Belieben
regieren können, weil die Spitze des Messers, das im
Loche festgehalten wird, ihm Schmerzen verursacht.

Die Ceylonsche Meerkatze, oder der weißbärtige
Affe (Simia Silenus) heißt in der Landessprache Rolle-
wai. Sie lassen sich leicht zahm machen, daher man der-
gleichen Meerkatzen häufig in den Häusern antrifft. Wenn
sie einen Bekannten sehen, springen sie ihm sogleich entge-
gen, umarmen ihn, machen eine gar freundliche Ge-
berde, und bezeugen ihre Freude mit einer besondern
Art Geschrey, das sehr hell klingt. Sie sind von Na-
tur sehr sanft, und beißen nicht leicht, wenn sie nicht
zu sehr gereizt werden. Wenn man ein Kind küsset und
streichelt, so will dieser Affe es auch thun; sieht er hingegen
daß man ein Kind schlägt, so winselt und schreyet er
auf eine jämmerliche Art, und ließe man ihn los, so würde

Vierte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.

Da die ceylonſchen Elephanten ſich ſo leicht fangen
und zaͤhmen laſſen, ſo iſt es auffallend, daß dies bey
den afrikaniſchen Elephanten am Cap ſo viel Schwierig-
keiten macht. Kurz vor meiner Abreiſe vom Cap, im
Jahr 1775 hatte man ein Junges lebendig gefangen,
nachdem die Mutter todt geſchoſſen war; es gluͤckte aber
nicht, das Junge groß zu ziehen; es brauchte zu ſei-
nem Unterhalte taͤglich die Milch von drey Kuͤhen, war
aber doch nicht am Leben zu erhalten.

Auf Ceylon, beſonders um Negumbo, ſind viele
Ameiſenfreſſer oder Ameiſenbaͤren (Myrmecophaga).
Die Hollaͤnder nennen ſie negumboſche Teufel, und die
Cingaleſer Kaballe. Das Fleiſch dieſer Thiere wird den
Kranken als ein Arzneymittel zu eſſen gegeben. Die
Einwohner wiſſen mit einem Meſſer ein Loch durch ſeine
Schuppen zu bohren, da ſie ihn denn nach Belieben
regieren koͤnnen, weil die Spitze des Meſſers, das im
Loche feſtgehalten wird, ihm Schmerzen verurſacht.

Die Ceylonſche Meerkatze, oder der weißbaͤrtige
Affe (Simìa Silenus) heißt in der Landesſprache Rolle-
wai. Sie laſſen ſich leicht zahm machen, daher man der-
gleichen Meerkatzen haͤufig in den Haͤuſern antrifft. Wenn
ſie einen Bekannten ſehen, ſpringen ſie ihm ſogleich entge-
gen, umarmen ihn, machen eine gar freundliche Ge-
berde, und bezeugen ihre Freude mit einer beſondern
Art Geſchrey, das ſehr hell klingt. Sie ſind von Na-
tur ſehr ſanft, und beißen nicht leicht, wenn ſie nicht
zu ſehr gereizt werden. Wenn man ein Kind kuͤſſet und
ſtreichelt, ſo will dieſer Affe es auch thun; ſieht er hingegen
daß man ein Kind ſchlaͤgt, ſo winſelt und ſchreyet er
auf eine jaͤmmerliche Art, und ließe man ihn los, ſo wuͤrde

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[180/0476] Vierte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. Da die ceylonſchen Elephanten ſich ſo leicht fangen und zaͤhmen laſſen, ſo iſt es auffallend, daß dies bey den afrikaniſchen Elephanten am Cap ſo viel Schwierig- keiten macht. Kurz vor meiner Abreiſe vom Cap, im Jahr 1775 hatte man ein Junges lebendig gefangen, nachdem die Mutter todt geſchoſſen war; es gluͤckte aber nicht, das Junge groß zu ziehen; es brauchte zu ſei- nem Unterhalte taͤglich die Milch von drey Kuͤhen, war aber doch nicht am Leben zu erhalten. Auf Ceylon, beſonders um Negumbo, ſind viele Ameiſenfreſſer oder Ameiſenbaͤren (Myrmecophaga). Die Hollaͤnder nennen ſie negumboſche Teufel, und die Cingaleſer Kaballe. Das Fleiſch dieſer Thiere wird den Kranken als ein Arzneymittel zu eſſen gegeben. Die Einwohner wiſſen mit einem Meſſer ein Loch durch ſeine Schuppen zu bohren, da ſie ihn denn nach Belieben regieren koͤnnen, weil die Spitze des Meſſers, das im Loche feſtgehalten wird, ihm Schmerzen verurſacht. Die Ceylonſche Meerkatze, oder der weißbaͤrtige Affe (Simìa Silenus) heißt in der Landesſprache Rolle- wai. Sie laſſen ſich leicht zahm machen, daher man der- gleichen Meerkatzen haͤufig in den Haͤuſern antrifft. Wenn ſie einen Bekannten ſehen, ſpringen ſie ihm ſogleich entge- gen, umarmen ihn, machen eine gar freundliche Ge- berde, und bezeugen ihre Freude mit einer beſondern Art Geſchrey, das ſehr hell klingt. Sie ſind von Na- tur ſehr ſanft, und beißen nicht leicht, wenn ſie nicht zu ſehr gereizt werden. Wenn man ein Kind kuͤſſet und ſtreichelt, ſo will dieſer Affe es auch thun; ſieht er hingegen daß man ein Kind ſchlaͤgt, ſo winſelt und ſchreyet er auf eine jaͤmmerliche Art, und ließe man ihn los, ſo wuͤrde

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/476>, abgerufen am 22.11.2024.