ein solcher Blutigel sich festgesogen, hätte ihn abgerissen, daraus sey ein arger Beinschade entstanden, und da dieser schlecht curirt worden, habe der Mann das Leben darüber eingebüßt.
Die Perlenfischerey ward vor diesem in dem zwi- schen der Insel und der Küste von Coromandel befind- lichen Kanale, welcher nicht sehr tief ist, und einen san- digen Boden hat, mit Vortheil getrieben. Seit vielen Jahren aber hat man sie nicht vornehmen können, weil zwischen einem Nabob auf der Küste Coromandel und zwischen der Compagnie, wegen der Befugniß zu dieser Fischerey, ein Streit entstanden ist, den, wie man sagt, die Engländer unterhalten. Ich habe verschiedene große und schöne Perlen gesehen, die hier gefischet worden sind. Die rei- chen Kaufmannsfrauen tragen hier auch oft ganze Schnüre großer und kleiner Perlen über den Haaren als einen sehr prächtigen Kopfschmuck. Die Perlen- fischerey wurde ehemals allezeit jährlich an eine oder mehrere Privatpersonen für eine gewisse Summe Gel- des verpachtet. Diese Pächter verpachteten hernach wieder an andre das Recht, mit einer gewissen Anzahl Böte und Leute zu fischen. Wenn die Muscheln von den Tauchern herauf geholt sind, werden sie am Stran- de in Haufen bey einander gelegt, und auf Gewinn und Verlust an Kaufleute, welche zu diesem Ende da- hin kamen, verkauft. Man sagt, daß die Muscheln sich öffnen, sobald das darin befindliche Thier gestorben ist und in Verwesung übergeht, da sie denn mit leichter Mühe untersucht, und die Perlen herausgenommen werden können. Manchmal gewann man nichts bey einem solchen Handel, manchmal konnte aber auch eine einzige Perle mehrere ganze Haufen bezahlen.
Vierte Abth. Zweyt. Abſchn. Zoologiſche ꝛc.
ein ſolcher Blutigel ſich feſtgeſogen, haͤtte ihn abgeriſſen, daraus ſey ein arger Beinſchade entſtanden, und da dieſer ſchlecht curirt worden, habe der Mann das Leben daruͤber eingebuͤßt.
Die Perlenfiſcherey ward vor dieſem in dem zwi- ſchen der Inſel und der Kuͤſte von Coromandel befind- lichen Kanale, welcher nicht ſehr tief iſt, und einen ſan- digen Boden hat, mit Vortheil getrieben. Seit vielen Jahren aber hat man ſie nicht vornehmen koͤnnen, weil zwiſchen einem Nabob auf der Kuͤſte Coromandel und zwiſchen der Compagnie, wegen der Befugniß zu dieſer Fiſcherey, ein Streit entſtanden iſt, den, wie man ſagt, die Englaͤnder unterhalten. Ich habe verſchiedene große und ſchoͤne Perlen geſehen, die hier gefiſchet worden ſind. Die rei- chen Kaufmannsfrauen tragen hier auch oft ganze Schnuͤre großer und kleiner Perlen uͤber den Haaren als einen ſehr praͤchtigen Kopfſchmuck. Die Perlen- fiſcherey wurde ehemals allezeit jaͤhrlich an eine oder mehrere Privatperſonen fuͤr eine gewiſſe Summe Gel- des verpachtet. Dieſe Paͤchter verpachteten hernach wieder an andre das Recht, mit einer gewiſſen Anzahl Boͤte und Leute zu fiſchen. Wenn die Muſcheln von den Tauchern herauf geholt ſind, werden ſie am Stran- de in Haufen bey einander gelegt, und auf Gewinn und Verluſt an Kaufleute, welche zu dieſem Ende da- hin kamen, verkauft. Man ſagt, daß die Muſcheln ſich oͤffnen, ſobald das darin befindliche Thier geſtorben iſt und in Verweſung uͤbergeht, da ſie denn mit leichter Muͤhe unterſucht, und die Perlen herausgenommen werden koͤnnen. Manchmal gewann man nichts bey einem ſolchen Handel, manchmal konnte aber auch eine einzige Perle mehrere ganze Haufen bezahlen.
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Vierte Abth. Zweyt. Abſchn. Zoologiſche ꝛc.
ein ſolcher Blutigel ſich feſtgeſogen, haͤtte ihn abgeriſſen,
daraus ſey ein arger Beinſchade entſtanden, und da
dieſer ſchlecht curirt worden, habe der Mann das Leben
daruͤber eingebuͤßt.
Die Perlenfiſcherey ward vor dieſem in dem zwi-
ſchen der Inſel und der Kuͤſte von Coromandel befind-
lichen Kanale, welcher nicht ſehr tief iſt, und einen ſan-
digen Boden hat, mit Vortheil getrieben. Seit
vielen Jahren aber hat man ſie nicht vornehmen
koͤnnen, weil zwiſchen einem Nabob auf der Kuͤſte
Coromandel und zwiſchen der Compagnie, wegen der
Befugniß zu dieſer Fiſcherey, ein Streit entſtanden iſt,
den, wie man ſagt, die Englaͤnder unterhalten.
Ich habe verſchiedene große und ſchoͤne Perlen
geſehen, die hier gefiſchet worden ſind. Die rei-
chen Kaufmannsfrauen tragen hier auch oft ganze
Schnuͤre großer und kleiner Perlen uͤber den Haaren
als einen ſehr praͤchtigen Kopfſchmuck. Die Perlen-
fiſcherey wurde ehemals allezeit jaͤhrlich an eine oder
mehrere Privatperſonen fuͤr eine gewiſſe Summe Gel-
des verpachtet. Dieſe Paͤchter verpachteten hernach
wieder an andre das Recht, mit einer gewiſſen Anzahl
Boͤte und Leute zu fiſchen. Wenn die Muſcheln von
den Tauchern herauf geholt ſind, werden ſie am Stran-
de in Haufen bey einander gelegt, und auf Gewinn
und Verluſt an Kaufleute, welche zu dieſem Ende da-
hin kamen, verkauft. Man ſagt, daß die Muſcheln
ſich oͤffnen, ſobald das darin befindliche Thier geſtorben
iſt und in Verweſung uͤbergeht, da ſie denn mit leichter
Muͤhe unterſucht, und die Perlen herausgenommen
werden koͤnnen. Manchmal gewann man nichts bey
einem ſolchen Handel, manchmal konnte aber auch eine
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/480>, abgerufen am 22.11.2024.
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