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Tieck, Ludwig: Die Gemälde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–123. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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deckte die Kritzelei schon unlängst einmal; ich glaubte aber, da es nicht ganz deutlich war, es habe der Maler, oder ein Anderer, Höllenbreughel hineinschreiben wollen; so erklärte es mir der alte Schuft auch selbst, der mir, wie ich es ihm zeigte, Ellenbröeg herauslas und hinzufügte, die Künstler hätten sich nie um die Orthographie viel gekümmert. Nun geht mir erst ein Licht auf, daß der verruchte Säufer auch nur den jungen Mann verführt hat, mir den Salvator zu verkaufen, daß du einen solchen von ihm ebenfalls erhalten hast; und dabei müssen wir noch fürchten, unsre Gesichter einmal, wer weiß unter welchen abscheulichen Gegenständen, irgendwo unanständig auf pasquillantische Weise angebracht zu sehen.

Er war so zornig, daß er die Faust aufhob, um das Bild zu zerstören. Aber Erich hielt ihn zurück und sagte: Vernichte nicht im Unmuth ein merkwürdiges Product eines Virtuosen, das dich in Zukunft wieder ergötzen wird. Rührt es von unserm Eulenböck her, wie ich jetzt selber glauben muß, und sind gar noch die beiden Salvators von ihm, so muß ich die Geschicklichkeit des Mannes bewundern. Toll ist die Art, wie er sich selbst gezeichnet hat; indessen kann dieser Uebermuth nur ihm selber schädlich werden, da ich und du uns nun wohl hüten werden, von ihm zu kaufen, von denen er außerdem wohl noch manchen Thaler gelös't hätte. Aber dich wurmt noch etwas Anderes, ich sehe es dir wohl an. Kann ich dir rathen? Ist es vielleicht die alte Besorgniß um deine Tochter?

deckte die Kritzelei schon unlängst einmal; ich glaubte aber, da es nicht ganz deutlich war, es habe der Maler, oder ein Anderer, Höllenbreughel hineinschreiben wollen; so erklärte es mir der alte Schuft auch selbst, der mir, wie ich es ihm zeigte, Ellenbröeg herauslas und hinzufügte, die Künstler hätten sich nie um die Orthographie viel gekümmert. Nun geht mir erst ein Licht auf, daß der verruchte Säufer auch nur den jungen Mann verführt hat, mir den Salvator zu verkaufen, daß du einen solchen von ihm ebenfalls erhalten hast; und dabei müssen wir noch fürchten, unsre Gesichter einmal, wer weiß unter welchen abscheulichen Gegenständen, irgendwo unanständig auf pasquillantische Weise angebracht zu sehen.

Er war so zornig, daß er die Faust aufhob, um das Bild zu zerstören. Aber Erich hielt ihn zurück und sagte: Vernichte nicht im Unmuth ein merkwürdiges Product eines Virtuosen, das dich in Zukunft wieder ergötzen wird. Rührt es von unserm Eulenböck her, wie ich jetzt selber glauben muß, und sind gar noch die beiden Salvators von ihm, so muß ich die Geschicklichkeit des Mannes bewundern. Toll ist die Art, wie er sich selbst gezeichnet hat; indessen kann dieser Uebermuth nur ihm selber schädlich werden, da ich und du uns nun wohl hüten werden, von ihm zu kaufen, von denen er außerdem wohl noch manchen Thaler gelös't hätte. Aber dich wurmt noch etwas Anderes, ich sehe es dir wohl an. Kann ich dir rathen? Ist es vielleicht die alte Besorgniß um deine Tochter?

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:27:02Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Die Gemälde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–123. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_gemaelde_1910/61>, abgerufen am 26.05.2024.