Ihr sterbender Onkel hat sich auch an mich ge- wandt, um seine Bitten zu unterstützen, daß Sie nach England zurückkommen möchten, ich erfülle sein Ersuchen itzt, indem ich Ihnen Ihr Versprechen, meinen Sohn nach Italien und zurück zu begleiten, völlig erlasse. -- Nicht al- lein Ihr Onkel wünscht Ihre Gegenwart, son- dern die Umstände scheinen sie nothwendig zu machen, denn eine Menge von Verwandten er- warten nur den Augenblick, in welchem das Te- stament Fragmore's eröffnet wird, um einen Prozeß anzufangen, da sie sein Vermögen schon immer als ihr Eigenthum betrachtet haben. -- Ich fürchte nicht, daß für meinen Sohn etwas zu besorgen sey, wenn er sich allein überlassen bleibt, in Ihrer Gesellschaft wird er gewiß schon besser gelernt haben, Menschen zu beur- theilen, da er überdies von Rosa begleitet
30. Walter Lovell an Mortimer.
(Einlage des Vorigen.)
London.
Ihr ſterbender Onkel hat ſich auch an mich ge- wandt, um ſeine Bitten zu unterſtuͤtzen, daß Sie nach England zuruͤckkommen moͤchten, ich erfuͤlle ſein Erſuchen itzt, indem ich Ihnen Ihr Verſprechen, meinen Sohn nach Italien und zuruͤck zu begleiten, voͤllig erlaſſe. — Nicht al- lein Ihr Onkel wuͤnſcht Ihre Gegenwart, ſon- dern die Umſtaͤnde ſcheinen ſie nothwendig zu machen, denn eine Menge von Verwandten er- warten nur den Augenblick, in welchem das Te- ſtament Fragmore’s eroͤffnet wird, um einen Prozeß anzufangen, da ſie ſein Vermoͤgen ſchon immer als ihr Eigenthum betrachtet haben. — Ich fuͤrchte nicht, daß fuͤr meinen Sohn etwas zu beſorgen ſey, wenn er ſich allein uͤberlaſſen bleibt, in Ihrer Geſellſchaft wird er gewiß ſchon beſſer gelernt haben, Menſchen zu beur- theilen, da er uͤberdies von Roſa begleitet
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0193"n="185[183]"/><divn="2"><head>30.<lb/>
Walter Lovell an Mortimer.</head><lb/><head><hirendition="#c">(Einlage des Vorigen.)</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#et">London.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#in">I</hi>hr ſterbender Onkel hat ſich auch an mich ge-<lb/>
wandt, um ſeine Bitten zu unterſtuͤtzen, daß<lb/>
Sie nach England zuruͤckkommen moͤchten, ich<lb/>
erfuͤlle ſein Erſuchen itzt, indem ich Ihnen Ihr<lb/>
Verſprechen, meinen Sohn nach Italien und<lb/>
zuruͤck zu begleiten, voͤllig erlaſſe. — Nicht al-<lb/>
lein Ihr Onkel wuͤnſcht Ihre Gegenwart, ſon-<lb/>
dern die Umſtaͤnde ſcheinen ſie nothwendig zu<lb/>
machen, denn eine Menge von Verwandten er-<lb/>
warten nur den Augenblick, in welchem das Te-<lb/>ſtament Fragmore’s eroͤffnet wird, um einen<lb/>
Prozeß anzufangen, da ſie ſein Vermoͤgen ſchon<lb/>
immer als ihr Eigenthum betrachtet haben. —<lb/>
Ich fuͤrchte nicht, daß fuͤr meinen Sohn etwas<lb/>
zu beſorgen ſey, wenn er ſich allein uͤberlaſſen<lb/>
bleibt, in Ihrer Geſellſchaft wird er gewiß<lb/>ſchon beſſer gelernt haben, Menſchen zu beur-<lb/>
theilen, da er uͤberdies von <hirendition="#g">Roſa</hi> begleitet<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[185[183]/0193]
30.
Walter Lovell an Mortimer.
(Einlage des Vorigen.)
London.
Ihr ſterbender Onkel hat ſich auch an mich ge-
wandt, um ſeine Bitten zu unterſtuͤtzen, daß
Sie nach England zuruͤckkommen moͤchten, ich
erfuͤlle ſein Erſuchen itzt, indem ich Ihnen Ihr
Verſprechen, meinen Sohn nach Italien und
zuruͤck zu begleiten, voͤllig erlaſſe. — Nicht al-
lein Ihr Onkel wuͤnſcht Ihre Gegenwart, ſon-
dern die Umſtaͤnde ſcheinen ſie nothwendig zu
machen, denn eine Menge von Verwandten er-
warten nur den Augenblick, in welchem das Te-
ſtament Fragmore’s eroͤffnet wird, um einen
Prozeß anzufangen, da ſie ſein Vermoͤgen ſchon
immer als ihr Eigenthum betrachtet haben. —
Ich fuͤrchte nicht, daß fuͤr meinen Sohn etwas
zu beſorgen ſey, wenn er ſich allein uͤberlaſſen
bleibt, in Ihrer Geſellſchaft wird er gewiß
ſchon beſſer gelernt haben, Menſchen zu beur-
theilen, da er uͤberdies von Roſa begleitet
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 185[183]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/193>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.