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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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in welchem Du, mit Shakspear zu reden, auch
nicht ein einziges Korn finden wirst. Ich setzte
mich nehmlich nieder, Dir zu schreiben, daß mei-
ne Schwester nach London zurückgeht und daß
Du sie nun also kannst kennen lernen; daß ich
nicht nach London reise, weil es der alte Bur-
ton eben so ungern als sein Sohn sehen würde, --
der alte Mann scheint an meiner Gesellschaft
Geschmack zu finden, -- und wer weiß, ob ich
es auch außerdem gethan haben würde.

Wie so? hör' ich dich fragen. -- Könnt' ich
nun den Brief nicht schließen und Dich mit
Deiner Frage im offnen Munde stehn lassen und
das Petschaft besehn? -- Hättest Du nicht Ge-
legenheit, in einem Briefe an mich Deinen Scharf-
sinn zu zeigen und mir tausend Erklärungen zu
schicken, ohne auch nur der wahren mit einer
Sylbe zu erwähnen? -- --

Der junge Burton, -- (der wirklich ein vor-
treflicher Jüngling ist; Schade, daß ich zeitlebens
nicht so seyn werde) -- der junge Burton also
hat eine Schwester, die zugleich die Tochter des
Alten ist --

Sei nur ruhig, ich werde nie in die Grube
fallen, die sich Lovell gegraben hat!


in welchem Du, mit Shakſpear zu reden, auch
nicht ein einziges Korn finden wirſt. Ich ſetzte
mich nehmlich nieder, Dir zu ſchreiben, daß mei-
ne Schweſter nach London zuruͤckgeht und daß
Du ſie nun alſo kannſt kennen lernen; daß ich
nicht nach London reiſe, weil es der alte Bur-
ton eben ſo ungern als ſein Sohn ſehen wuͤrde, —
der alte Mann ſcheint an meiner Geſellſchaft
Geſchmack zu finden, — und wer weiß, ob ich
es auch außerdem gethan haben wuͤrde.

Wie ſo? hoͤr’ ich dich fragen. — Koͤnnt’ ich
nun den Brief nicht ſchließen und Dich mit
Deiner Frage im offnen Munde ſtehn laſſen und
das Petſchaft beſehn? — Haͤtteſt Du nicht Ge-
legenheit, in einem Briefe an mich Deinen Scharf-
ſinn zu zeigen und mir tauſend Erklaͤrungen zu
ſchicken, ohne auch nur der wahren mit einer
Sylbe zu erwaͤhnen? — —

Der junge Burton, — (der wirklich ein vor-
treflicher Juͤngling iſt; Schade, daß ich zeitlebens
nicht ſo ſeyn werde) — der junge Burton alſo
hat eine Schweſter, die zugleich die Tochter des
Alten iſt —

Sei nur ruhig, ich werde nie in die Grube
fallen, die ſich Lovell gegraben hat!


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[14/0024] in welchem Du, mit Shakſpear zu reden, auch nicht ein einziges Korn finden wirſt. Ich ſetzte mich nehmlich nieder, Dir zu ſchreiben, daß mei- ne Schweſter nach London zuruͤckgeht und daß Du ſie nun alſo kannſt kennen lernen; daß ich nicht nach London reiſe, weil es der alte Bur- ton eben ſo ungern als ſein Sohn ſehen wuͤrde, — der alte Mann ſcheint an meiner Geſellſchaft Geſchmack zu finden, — und wer weiß, ob ich es auch außerdem gethan haben wuͤrde. Wie ſo? hoͤr’ ich dich fragen. — Koͤnnt’ ich nun den Brief nicht ſchließen und Dich mit Deiner Frage im offnen Munde ſtehn laſſen und das Petſchaft beſehn? — Haͤtteſt Du nicht Ge- legenheit, in einem Briefe an mich Deinen Scharf- ſinn zu zeigen und mir tauſend Erklaͤrungen zu ſchicken, ohne auch nur der wahren mit einer Sylbe zu erwaͤhnen? — — Der junge Burton, — (der wirklich ein vor- treflicher Juͤngling iſt; Schade, daß ich zeitlebens nicht ſo ſeyn werde) — der junge Burton alſo hat eine Schweſter, die zugleich die Tochter des Alten iſt — Sei nur ruhig, ich werde nie in die Grube fallen, die ſich Lovell gegraben hat!

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/24>, abgerufen am 21.11.2024.