Und wo steht dann, fragte ich, bei dir die Gränze zwischen Wahrheit und Irrthum? --
Laß das, indem er abbrach; ich bin heut wider meinen Willen ein Schwätzer gewesen, da wir aber einmahl davon sprachen wollt' ich dir diese seltsame Idee nicht zurückhalten.
Wir gingen izt wieder zur Stadt zurück und Balder war wieder tief in sich gekehrt.
Ich habe Dir, mein Eduard, dies Gespräch, so gut ich konnte, niedergeschrieben, Du kannst daraus die wunderbare Wendung kennen lernen, die der Geist meines Freundes genommen hat. -- Ich will izt schließen, lebe wohl. --
Und doch, lieber Freund, ergreif' ich die Feder noch einmahl, um Dir einen Vorfall zu melden, der seltsam genug ist, so geringfügig er auch seyn mag. Vielleicht daß mich heut das oben niedergeschriebene Gespräch sonderbar ge- stimmt hat, oder daß es eine Schwachheit ist, weil ich seit einigen Nächten fast nicht geschla- fen habe, genug, ich will Dir die Sache erzäh- len, wie sie ist, Du wirst über Deinen Freund lächeln, -- aber, was ist es denn mehr? der Fall wird noch oft vorkommen. -- Damit Du
Und wo ſteht dann, fragte ich, bei dir die Graͤnze zwiſchen Wahrheit und Irrthum? —
Laß das, indem er abbrach; ich bin heut wider meinen Willen ein Schwaͤtzer geweſen, da wir aber einmahl davon ſprachen wollt’ ich dir dieſe ſeltſame Idee nicht zuruͤckhalten.
Wir gingen izt wieder zur Stadt zuruͤck und Balder war wieder tief in ſich gekehrt.
Ich habe Dir, mein Eduard, dies Geſpraͤch, ſo gut ich konnte, niedergeſchrieben, Du kannſt daraus die wunderbare Wendung kennen lernen, die der Geiſt meines Freundes genommen hat. — Ich will izt ſchließen, lebe wohl. —
Und doch, lieber Freund, ergreif’ ich die Feder noch einmahl, um Dir einen Vorfall zu melden, der ſeltſam genug iſt, ſo geringfuͤgig er auch ſeyn mag. Vielleicht daß mich heut das oben niedergeſchriebene Geſpraͤch ſonderbar ge- ſtimmt hat, oder daß es eine Schwachheit iſt, weil ich ſeit einigen Naͤchten faſt nicht geſchla- fen habe, genug, ich will Dir die Sache erzaͤh- len, wie ſie iſt, Du wirſt uͤber Deinen Freund laͤcheln, — aber, was iſt es denn mehr? der Fall wird noch oft vorkommen. — Damit Du
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[276[274]/0284]
Und wo ſteht dann, fragte ich, bei dir die
Graͤnze zwiſchen Wahrheit und Irrthum? —
Laß das, indem er abbrach; ich bin heut
wider meinen Willen ein Schwaͤtzer geweſen, da
wir aber einmahl davon ſprachen wollt’ ich dir
dieſe ſeltſame Idee nicht zuruͤckhalten.
Wir gingen izt wieder zur Stadt zuruͤck und
Balder war wieder tief in ſich gekehrt.
Ich habe Dir, mein Eduard, dies Geſpraͤch,
ſo gut ich konnte, niedergeſchrieben, Du kannſt
daraus die wunderbare Wendung kennen lernen,
die der Geiſt meines Freundes genommen hat.
— Ich will izt ſchließen, lebe wohl. —
Und doch, lieber Freund, ergreif’ ich die
Feder noch einmahl, um Dir einen Vorfall zu
melden, der ſeltſam genug iſt, ſo geringfuͤgig er
auch ſeyn mag. Vielleicht daß mich heut das
oben niedergeſchriebene Geſpraͤch ſonderbar ge-
ſtimmt hat, oder daß es eine Schwachheit iſt,
weil ich ſeit einigen Naͤchten faſt nicht geſchla-
fen habe, genug, ich will Dir die Sache erzaͤh-
len, wie ſie iſt, Du wirſt uͤber Deinen Freund
laͤcheln, — aber, was iſt es denn mehr? der
Fall wird noch oft vorkommen. — Damit Du
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 276[274]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/284>, abgerufen am 01.11.2024.
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