wenig um mich, ja, Thomas, er lacht mich so- gar manchmal aus, ob ich doch gleich um viele Jahre älter bin, als er. Du wirst gewiß nicht sagen können, daß er daran recht thut. Neu- lich kam mir das Weinen in die Augen, daß ich es nicht verstecken konnte, und da lachte er noch weit mehr. Mag ihm das Gott vergeben, so wie ich es ihm vergeben habe.
Ich will nur zu schreiben aufhören, um Dir nur nicht noch mehr vorzuklagen. Aber ich wünschte, ich säße bei Dir in unserm frommen, rechtgläubigen England; wenn es angienge, möch- te ich wohl zurückreisen, wie froh wollt' ich Dich in meine alten Arme nehmen und mit einer Freude, wie ein kleines Kind ausrufen: Gott- lob, daß ich wieder da bin, daß ich Dich wieder habe! -- Nun so lebe wohl, gebe der Himmel nur, daß wir uns noch einmahl wieder sehn!
wenig um mich, ja, Thomas, er lacht mich ſo- gar manchmal aus, ob ich doch gleich um viele Jahre aͤlter bin, als er. Du wirſt gewiß nicht ſagen koͤnnen, daß er daran recht thut. Neu- lich kam mir das Weinen in die Augen, daß ich es nicht verſtecken konnte, und da lachte er noch weit mehr. Mag ihm das Gott vergeben, ſo wie ich es ihm vergeben habe.
Ich will nur zu ſchreiben aufhoͤren, um Dir nur nicht noch mehr vorzuklagen. Aber ich wuͤnſchte, ich ſaͤße bei Dir in unſerm frommen, rechtglaͤubigen England; wenn es angienge, moͤch- te ich wohl zuruͤckreiſen, wie froh wollt’ ich Dich in meine alten Arme nehmen und mit einer Freude, wie ein kleines Kind ausrufen: Gott- lob, daß ich wieder da bin, daß ich Dich wieder habe! — Nun ſo lebe wohl, gebe der Himmel nur, daß wir uns noch einmahl wieder ſehn!
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wenig um mich, ja, Thomas, er lacht mich ſo-
gar manchmal aus, ob ich doch gleich um viele
Jahre aͤlter bin, als er. Du wirſt gewiß nicht
ſagen koͤnnen, daß er daran recht thut. Neu-
lich kam mir das Weinen in die Augen, daß ich
es nicht verſtecken konnte, und da lachte er noch
weit mehr. Mag ihm das Gott vergeben, ſo
wie ich es ihm vergeben habe.
Ich will nur zu ſchreiben aufhoͤren, um Dir
nur nicht noch mehr vorzuklagen. Aber ich
wuͤnſchte, ich ſaͤße bei Dir in unſerm frommen,
rechtglaͤubigen England; wenn es angienge, moͤch-
te ich wohl zuruͤckreiſen, wie froh wollt’ ich Dich
in meine alten Arme nehmen und mit einer
Freude, wie ein kleines Kind ausrufen: Gott-
lob, daß ich wieder da bin, daß ich Dich wieder
habe! — Nun ſo lebe wohl, gebe der Himmel
nur, daß wir uns noch einmahl wieder ſehn!
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 328[326]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/336>, abgerufen am 25.11.2024.
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