Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

nur muß ich mich hüten, diesen Genuß zu
weit hinauszuschieben, ich muß anfangen mit
meinen Stunden zu sparen, ein Jahr ist schon
eine sehr große Summe für mich, das der ver-
schwendende, im Ueberflusse frohlockende Jüng-
ling oft so gleichgültig ansieht. Ich sah von
ohngefähr in den Spiegel, meine Haare fangen
wirklich schon an grau zu werden, darum wünscht'
ich sehnlich, daß Du Deine Reise sobald als mög-
lich antreten mögest, noch früher, als wir neu-
lich ausgemacht hatten, -- antworte mir doch
hierauf sogleich, oder besuche uns lieber selbst.
Für einen ältern Freund zu Deiner Begleitung
will ich indessen Sorge tragen. -- Lebe wohl,
bis ich Dich wieder an mein Herz drücken kann.

Dein Vater, Walter Lovell.


nur muß ich mich huͤten, dieſen Genuß zu
weit hinauszuſchieben, ich muß anfangen mit
meinen Stunden zu ſparen, ein Jahr iſt ſchon
eine ſehr große Summe fuͤr mich, das der ver-
ſchwendende, im Ueberfluſſe frohlockende Juͤng-
ling oft ſo gleichguͤltig anſieht. Ich ſah von
ohngefaͤhr in den Spiegel, meine Haare fangen
wirklich ſchon an grau zu werden, darum wuͤnſcht’
ich ſehnlich, daß Du Deine Reiſe ſobald als moͤg-
lich antreten moͤgeſt, noch fruͤher, als wir neu-
lich ausgemacht hatten, — antworte mir doch
hierauf ſogleich, oder beſuche uns lieber ſelbſt.
Fuͤr einen aͤltern Freund zu Deiner Begleitung
will ich indeſſen Sorge tragen. — Lebe wohl,
bis ich Dich wieder an mein Herz druͤcken kann.

Dein Vater, Walter Lovell.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0042" n="34[32]"/>
nur muß ich mich hu&#x0364;ten, die&#x017F;en Genuß zu<lb/>
weit hinauszu&#x017F;chieben, ich muß anfangen mit<lb/>
meinen Stunden zu &#x017F;paren, ein Jahr i&#x017F;t &#x017F;chon<lb/>
eine &#x017F;ehr große Summe fu&#x0364;r mich, das der ver-<lb/>
&#x017F;chwendende, im Ueberflu&#x017F;&#x017F;e frohlockende Ju&#x0364;ng-<lb/>
ling oft &#x017F;o gleichgu&#x0364;ltig an&#x017F;ieht. Ich &#x017F;ah von<lb/>
ohngefa&#x0364;hr in den Spiegel, meine Haare fangen<lb/>
wirklich &#x017F;chon an grau zu werden, darum wu&#x0364;n&#x017F;cht&#x2019;<lb/>
ich &#x017F;ehnlich, daß Du Deine Rei&#x017F;e &#x017F;obald als mo&#x0364;g-<lb/>
lich antreten mo&#x0364;ge&#x017F;t, noch fru&#x0364;her, als wir neu-<lb/>
lich ausgemacht hatten, &#x2014; antworte mir doch<lb/>
hierauf &#x017F;ogleich, oder be&#x017F;uche uns lieber &#x017F;elb&#x017F;t.<lb/>
Fu&#x0364;r einen a&#x0364;ltern Freund zu Deiner Begleitung<lb/>
will ich inde&#x017F;&#x017F;en Sorge tragen. &#x2014; Lebe wohl,<lb/>
bis ich Dich wieder an mein Herz dru&#x0364;cken kann.</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">Dein Vater, <hi rendition="#g">Walter Lovell</hi>.</hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34[32]/0042] nur muß ich mich huͤten, dieſen Genuß zu weit hinauszuſchieben, ich muß anfangen mit meinen Stunden zu ſparen, ein Jahr iſt ſchon eine ſehr große Summe fuͤr mich, das der ver- ſchwendende, im Ueberfluſſe frohlockende Juͤng- ling oft ſo gleichguͤltig anſieht. Ich ſah von ohngefaͤhr in den Spiegel, meine Haare fangen wirklich ſchon an grau zu werden, darum wuͤnſcht’ ich ſehnlich, daß Du Deine Reiſe ſobald als moͤg- lich antreten moͤgeſt, noch fruͤher, als wir neu- lich ausgemacht hatten, — antworte mir doch hierauf ſogleich, oder beſuche uns lieber ſelbſt. Fuͤr einen aͤltern Freund zu Deiner Begleitung will ich indeſſen Sorge tragen. — Lebe wohl, bis ich Dich wieder an mein Herz druͤcken kann. Dein Vater, Walter Lovell.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/42
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 34[32]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/42>, abgerufen am 21.11.2024.