Ich bin gestern in London angekommen, das Gewühl der Stadt, das Geräusch der Wagen und die lärmende Munterkeit kontrastirte sehr mit der Ruhe des Landes, die ich so eben ver- ließ. -- Es war traurig, wieder in die Straßen hineinzufahren, die ich so freudig verlassen hatte, mir war es, als wären es die Mauern eines großen Gefängnisses.
Seitdem hab' ich oft an Dich und an mei- nen schönen Aufenthalt in Bonstreet gedacht. Die Gegend war doch sehr angenehm, die klei- ne Gesellschaft so zutraulich, man war mit je- dem Gefühle und Gedanken des andern vertraut, alle machten gleichsam nur eine Seele, -- und alles das im Glanze der Frühlingssonne, die so lieblich auf uns herabschien, -- ach, ich bin vielleicht in sehr langer Zeit nicht wieder so vergnügt.
8. Amalie Wilmont an ihren Bruder Karl Wilmont.
London.
Ich bin geſtern in London angekommen, das Gewuͤhl der Stadt, das Geraͤuſch der Wagen und die laͤrmende Munterkeit kontraſtirte ſehr mit der Ruhe des Landes, die ich ſo eben ver- ließ. — Es war traurig, wieder in die Straßen hineinzufahren, die ich ſo freudig verlaſſen hatte, mir war es, als waͤren es die Mauern eines großen Gefaͤngniſſes.
Seitdem hab’ ich oft an Dich und an mei- nen ſchoͤnen Aufenthalt in Bonſtreet gedacht. Die Gegend war doch ſehr angenehm, die klei- ne Geſellſchaft ſo zutraulich, man war mit je- dem Gefuͤhle und Gedanken des andern vertraut, alle machten gleichſam nur eine Seele, — und alles das im Glanze der Fruͤhlingsſonne, die ſo lieblich auf uns herabſchien, — ach, ich bin vielleicht in ſehr langer Zeit nicht wieder ſo vergnuͤgt.
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[43[41]/0051]
8.
Amalie Wilmont an ihren Bruder Karl
Wilmont.
London.
Ich bin geſtern in London angekommen, das
Gewuͤhl der Stadt, das Geraͤuſch der Wagen
und die laͤrmende Munterkeit kontraſtirte ſehr
mit der Ruhe des Landes, die ich ſo eben ver-
ließ. — Es war traurig, wieder in die Straßen
hineinzufahren, die ich ſo freudig verlaſſen
hatte, mir war es, als waͤren es die Mauern
eines großen Gefaͤngniſſes.
Seitdem hab’ ich oft an Dich und an mei-
nen ſchoͤnen Aufenthalt in Bonſtreet gedacht.
Die Gegend war doch ſehr angenehm, die klei-
ne Geſellſchaft ſo zutraulich, man war mit je-
dem Gefuͤhle und Gedanken des andern vertraut,
alle machten gleichſam nur eine Seele, — und
alles das im Glanze der Fruͤhlingsſonne, die ſo
lieblich auf uns herabſchien, — ach, ich bin
vielleicht in ſehr langer Zeit nicht wieder ſo
vergnuͤgt.
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 43[41]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/51>, abgerufen am 21.11.2024.
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