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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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füllt, von eurem Geiste angeweht diese Mario-
nettenschauspiele betrachtet!

Und dann die frostigen langweiligen Lust-
spiele! wo ein sogenannter witziger Einfall das
ganze Parterre wie mit einem elektrischen Schla-
ge trifft, wo nicht Menschen, sondern ausgehöhl-
te Bilder auftreten, in welche sich der Dichter
mit seinem Witze verkriecht! -- Ein schaales,
leeres Wortgeschwätz, alles Ein Wesen, alles
Eine wiederkehrende, alltägliche Idee; doch ist
für diese Possen das Schellengeklingel ihrer
Reime etwas angemessener. --

In der großen, weltberühmten Pariser Oper
bin ich eingeschlafen. -- Arme und Füße eines
Giganten an den Körper eines Zwerges gesetzt,
machen doch wirklich ein vortreffliches Ganzes
aus! Musiker, Mahler, Tänzer, Dichter, ar-
beiten sich ausser Athem, um ein armseeliges
Ungeheuer zu Stande zu bringen, das nicht ein-
mahl das Verdienst der Unterhaltung hat.

Doch hinweg von diesen Kleinigkeiten! Seit
ich Frankreich kennen lerne, fang' ich an, mein
Vaterland um so höher zu achten, -- dort woh-
nen Freundschaft und Liebe, dort schämen sich

fuͤllt, von eurem Geiſte angeweht dieſe Mario-
nettenſchauſpiele betrachtet!

Und dann die froſtigen langweiligen Luſt-
ſpiele! wo ein ſogenannter witziger Einfall das
ganze Parterre wie mit einem elektriſchen Schla-
ge trifft, wo nicht Menſchen, ſondern ausgehoͤhl-
te Bilder auftreten, in welche ſich der Dichter
mit ſeinem Witze verkriecht! — Ein ſchaales,
leeres Wortgeſchwaͤtz, alles Ein Weſen, alles
Eine wiederkehrende, alltaͤgliche Idee; doch iſt
fuͤr dieſe Poſſen das Schellengeklingel ihrer
Reime etwas angemeſſener. —

In der großen, weltberuͤhmten Pariſer Oper
bin ich eingeſchlafen. — Arme und Fuͤße eines
Giganten an den Koͤrper eines Zwerges geſetzt,
machen doch wirklich ein vortreffliches Ganzes
aus! Muſiker, Mahler, Taͤnzer, Dichter, ar-
beiten ſich auſſer Athem, um ein armſeeliges
Ungeheuer zu Stande zu bringen, das nicht ein-
mahl das Verdienſt der Unterhaltung hat.

Doch hinweg von dieſen Kleinigkeiten! Seit
ich Frankreich kennen lerne, fang’ ich an, mein
Vaterland um ſo hoͤher zu achten, — dort woh-
nen Freundſchaft und Liebe, dort ſchaͤmen ſich

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[89[87]/0097] fuͤllt, von eurem Geiſte angeweht dieſe Mario- nettenſchauſpiele betrachtet! Und dann die froſtigen langweiligen Luſt- ſpiele! wo ein ſogenannter witziger Einfall das ganze Parterre wie mit einem elektriſchen Schla- ge trifft, wo nicht Menſchen, ſondern ausgehoͤhl- te Bilder auftreten, in welche ſich der Dichter mit ſeinem Witze verkriecht! — Ein ſchaales, leeres Wortgeſchwaͤtz, alles Ein Weſen, alles Eine wiederkehrende, alltaͤgliche Idee; doch iſt fuͤr dieſe Poſſen das Schellengeklingel ihrer Reime etwas angemeſſener. — In der großen, weltberuͤhmten Pariſer Oper bin ich eingeſchlafen. — Arme und Fuͤße eines Giganten an den Koͤrper eines Zwerges geſetzt, machen doch wirklich ein vortreffliches Ganzes aus! Muſiker, Mahler, Taͤnzer, Dichter, ar- beiten ſich auſſer Athem, um ein armſeeliges Ungeheuer zu Stande zu bringen, das nicht ein- mahl das Verdienſt der Unterhaltung hat. Doch hinweg von dieſen Kleinigkeiten! Seit ich Frankreich kennen lerne, fang’ ich an, mein Vaterland um ſo hoͤher zu achten, — dort woh- nen Freundſchaft und Liebe, dort ſchaͤmen ſich

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 89[87]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/97>, abgerufen am 22.11.2024.