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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.

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der Geburt unserer Seele eingeimpft ist, --
denn sonst würde schon der Knabe die Augen zu-
machen, sich vom langweiligen Schauspiel ent-
fernen und sterben; diese Wuth also etwas zu
thun
macht, daß ich Papier und Feder nehme
und Gedanken schreiben will, -- das un-
sinnigste, was der Mensch sich vorsetzen kann.

Ich wette Du lachst schon jetzt, so wie ich
über den Anfang meines Briefes gelacht habe,
daß mich die Brust schmerzt. -- Du liesest den
ganzen Brief nehmlich nur aus Dir heraus und
ich schreibe Dir im Grunde keinen Buchstaben.
Aber mags seyn. Bin ich doch auch wohl ehe-
dem ein Thor gewesen, ganze Bücher mit Ver-
gnügen durchzulesen, und mir einzubilden, daß
ich den Geist des Verfassers dicht vor meinen
Augen habe. Mein Bedienter ist gutwillig ge-
nug und so geschäftig, mir Papier, Dinte, Fe-
der und alles übrige zu besorgen, als wenn von
diesem meinem Schreiben das Heil ganzer Län-
der abhinge. Daß es noch Menschen giebt, die
das, was man Geschäfte nennt, ernsthaft treiben
können, ist das wunderbarste in der Welt: --
oder, ob sie noch gar nicht darauf gefallen sind,
sich selbst und andre näher zu betrachten, wie

der Geburt unſerer Seele eingeimpft iſt, —
denn ſonſt wuͤrde ſchon der Knabe die Augen zu-
machen, ſich vom langweiligen Schauſpiel ent-
fernen und ſterben; dieſe Wuth alſo etwas zu
thun
macht, daß ich Papier und Feder nehme
und Gedanken ſchreiben will, — das un-
ſinnigſte, was der Menſch ſich vorſetzen kann.

Ich wette Du lachſt ſchon jetzt, ſo wie ich
uͤber den Anfang meines Briefes gelacht habe,
daß mich die Bruſt ſchmerzt. — Du lieſeſt den
ganzen Brief nehmlich nur aus Dir heraus und
ich ſchreibe Dir im Grunde keinen Buchſtaben.
Aber mags ſeyn. Bin ich doch auch wohl ehe-
dem ein Thor geweſen, ganze Buͤcher mit Ver-
gnuͤgen durchzuleſen, und mir einzubilden, daß
ich den Geiſt des Verfaſſers dicht vor meinen
Augen habe. Mein Bedienter iſt gutwillig ge-
nug und ſo geſchaͤftig, mir Papier, Dinte, Fe-
der und alles uͤbrige zu beſorgen, als wenn von
dieſem meinem Schreiben das Heil ganzer Laͤn-
der abhinge. Daß es noch Menſchen giebt, die
das, was man Geſchaͤfte nennt, ernſthaft treiben
koͤnnen, iſt das wunderbarſte in der Welt: —
oder, ob ſie noch gar nicht darauf gefallen ſind,
ſich ſelbſt und andre naͤher zu betrachten, wie

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[31/0037] der Geburt unſerer Seele eingeimpft iſt, — denn ſonſt wuͤrde ſchon der Knabe die Augen zu- machen, ſich vom langweiligen Schauſpiel ent- fernen und ſterben; dieſe Wuth alſo etwas zu thun macht, daß ich Papier und Feder nehme und Gedanken ſchreiben will, — das un- ſinnigſte, was der Menſch ſich vorſetzen kann. Ich wette Du lachſt ſchon jetzt, ſo wie ich uͤber den Anfang meines Briefes gelacht habe, daß mich die Bruſt ſchmerzt. — Du lieſeſt den ganzen Brief nehmlich nur aus Dir heraus und ich ſchreibe Dir im Grunde keinen Buchſtaben. Aber mags ſeyn. Bin ich doch auch wohl ehe- dem ein Thor geweſen, ganze Buͤcher mit Ver- gnuͤgen durchzuleſen, und mir einzubilden, daß ich den Geiſt des Verfaſſers dicht vor meinen Augen habe. Mein Bedienter iſt gutwillig ge- nug und ſo geſchaͤftig, mir Papier, Dinte, Fe- der und alles uͤbrige zu beſorgen, als wenn von dieſem meinem Schreiben das Heil ganzer Laͤn- der abhinge. Daß es noch Menſchen giebt, die das, was man Geſchaͤfte nennt, ernſthaft treiben koͤnnen, iſt das wunderbarſte in der Welt: — oder, ob ſie noch gar nicht darauf gefallen ſind, ſich ſelbſt und andre naͤher zu betrachten, wie

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/37>, abgerufen am 09.11.2024.