Deinen Gruß an Charlotten magst Du bey der ersten Gelegenheit selbst bestellen, denn ich spreche nur ungern mit ihr, die übrigen sind besorgt und alle sagen von Herzen Dank, daß du Dich ihrer mit einem so fröhlichen Wohl- wollen erinnerst. Dein Brief, Karl, hat mir sehr gefallen, denn eine liebenswürdige Mensch- lichkeit führt darinn das Wort, wir sollten alle so empfinden, und die Menschen würden sich aus dieser dürren Erde einen Garten machen.
Nein, du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen, lieber, unbefangener Mensch. Liegt es denn nicht in unserer Natur, daß wir das Glück willkommen heißen, wo wir es finden? Deine Seele hat ihre Unschuld behalten und Du wirst nie schlecht empfinden, und wenn auch bey der Betrübniß andrer Dein Mund sich zum frohsten Lachen zieht.
Mit Deinem Plane bin ich ebenfalls sehr zufrieden, die Thätigkeit wird Dich zum Manne
3. Mortimer an Karl Willmont.
Roger — place
Deinen Gruß an Charlotten magſt Du bey der erſten Gelegenheit ſelbſt beſtellen, denn ich ſpreche nur ungern mit ihr, die uͤbrigen ſind beſorgt und alle ſagen von Herzen Dank, daß du Dich ihrer mit einem ſo froͤhlichen Wohl- wollen erinnerſt. Dein Brief, Karl, hat mir ſehr gefallen, denn eine liebenswuͤrdige Menſch- lichkeit fuͤhrt darinn das Wort, wir ſollten alle ſo empfinden, und die Menſchen wuͤrden ſich aus dieſer duͤrren Erde einen Garten machen.
Nein, du brauchſt dir keine Vorwuͤrfe zu machen, lieber, unbefangener Menſch. Liegt es denn nicht in unſerer Natur, daß wir das Gluͤck willkommen heißen, wo wir es finden? Deine Seele hat ihre Unſchuld behalten und Du wirſt nie ſchlecht empfinden, und wenn auch bey der Betruͤbniß andrer Dein Mund ſich zum frohſten Lachen zieht.
Mit Deinem Plane bin ich ebenfalls ſehr zufrieden, die Thaͤtigkeit wird Dich zum Manne
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0383"n="377"/><divn="2"><head>3.<lb/><hirendition="#g">Mortimer</hi> an <hirendition="#g">Karl Willmont</hi>.</head><lb/><dateline><placeName><hirendition="#right"><hirendition="#g">Roger — place</hi></hi></placeName></dateline><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>einen Gruß an Charlotten magſt Du bey<lb/>
der erſten Gelegenheit ſelbſt beſtellen, denn ich<lb/>ſpreche nur ungern mit ihr, die uͤbrigen ſind<lb/>
beſorgt und alle ſagen von Herzen Dank, daß<lb/>
du Dich ihrer mit einem ſo froͤhlichen Wohl-<lb/>
wollen erinnerſt. Dein Brief, Karl, hat mir<lb/>ſehr gefallen, denn eine liebenswuͤrdige Menſch-<lb/>
lichkeit fuͤhrt darinn das Wort, wir ſollten alle<lb/>ſo empfinden, und die Menſchen wuͤrden ſich<lb/>
aus dieſer duͤrren Erde einen Garten machen.</p><lb/><p>Nein, du brauchſt dir keine Vorwuͤrfe zu<lb/>
machen, lieber, unbefangener Menſch. Liegt<lb/>
es denn nicht in unſerer Natur, daß wir das<lb/>
Gluͤck willkommen heißen, wo wir es finden?<lb/>
Deine Seele hat ihre Unſchuld behalten und<lb/>
Du wirſt nie ſchlecht empfinden, und wenn<lb/>
auch bey der Betruͤbniß andrer Dein Mund ſich<lb/>
zum frohſten Lachen zieht.</p><lb/><p>Mit Deinem Plane bin ich ebenfalls ſehr<lb/>
zufrieden, die Thaͤtigkeit wird Dich zum Manne<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[377/0383]
3.
Mortimer an Karl Willmont.
Roger — place
Deinen Gruß an Charlotten magſt Du bey
der erſten Gelegenheit ſelbſt beſtellen, denn ich
ſpreche nur ungern mit ihr, die uͤbrigen ſind
beſorgt und alle ſagen von Herzen Dank, daß
du Dich ihrer mit einem ſo froͤhlichen Wohl-
wollen erinnerſt. Dein Brief, Karl, hat mir
ſehr gefallen, denn eine liebenswuͤrdige Menſch-
lichkeit fuͤhrt darinn das Wort, wir ſollten alle
ſo empfinden, und die Menſchen wuͤrden ſich
aus dieſer duͤrren Erde einen Garten machen.
Nein, du brauchſt dir keine Vorwuͤrfe zu
machen, lieber, unbefangener Menſch. Liegt
es denn nicht in unſerer Natur, daß wir das
Gluͤck willkommen heißen, wo wir es finden?
Deine Seele hat ihre Unſchuld behalten und
Du wirſt nie ſchlecht empfinden, und wenn
auch bey der Betruͤbniß andrer Dein Mund ſich
zum frohſten Lachen zieht.
Mit Deinem Plane bin ich ebenfalls ſehr
zufrieden, die Thaͤtigkeit wird Dich zum Manne
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/383>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.