Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.
"Sind's tönende Wälder, "Sind's Menschenstimmen? "So fremd und vertraulich, "So ernst und so freundlich "Klingts fern herüber. "Ach wie trotzig braust der Strom sein Lied fort, "Ziehende Vögel spotten meiner in der Ferne, "Wolken sammeln sich um den Mond und nehmen ihn mit sich, "Ach kein Wesen, das meiner sich erbarmte. "Ist dies das Leben, "Voll Lieb und Freude? "Wo find ich die schöne, "Verlassene Heimath? -- -- Wie mag sich in meinem Vaterlande jetzt Das Wetter ist sehr trübe und ich will mich
»Sind’s toͤnende Waͤlder, »Sind’s Menſchenſtimmen? »So fremd und vertraulich, »So ernſt und ſo freundlich »Klingts fern heruͤber. »Ach wie trotzig brauſt der Strom ſein Lied fort, »Ziehende Voͤgel ſpotten meiner in der Ferne, »Wolken ſammeln ſich um den Mond und nehmen ihn mit ſich, »Ach kein Weſen, das meiner ſich erbarmte. »Iſt dies das Leben, »Voll Lieb und Freude? »Wo find ich die ſchoͤne, »Verlaſſene Heimath? — — Wie mag ſich in meinem Vaterlande jetzt Das Wetter iſt ſehr truͤbe und ich will mich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0400" n="394"/> </l> <l>»Sind’s toͤnende Waͤlder,</l><lb/> <l>»Sind’s Menſchenſtimmen?</l><lb/> <l>»So fremd und vertraulich,</l><lb/> <l>»So ernſt und ſo freundlich</l><lb/> <l>»Klingts fern heruͤber.</l><lb/> <l>»Ach wie trotzig brauſt der Strom ſein Lied fort,</l><lb/> <l>»Ziehende Voͤgel ſpotten meiner in der Ferne,</l><lb/> <l>»Wolken ſammeln ſich um den Mond und</l><lb/> <l>nehmen ihn mit ſich,</l><lb/> <l>»Ach kein Weſen, das meiner ſich erbarmte.</l><lb/> <l>»Iſt <hi rendition="#g">dies</hi> das Leben,</l><lb/> <l>»Voll Lieb und <choice><sic>Frende</sic><corr>Freude</corr></choice>?</l><lb/> <l>»Wo find ich die ſchoͤne,</l><lb/> <l>»Verlaſſene Heimath? — —</l> </lg><lb/> <p>Wie mag ſich in meinem Vaterlande jetzt<lb/> alles veraͤndert haben? — Wie habe ich mich<lb/> ſelbſt veraͤndert! — Und doch bin ich innerlich<lb/> noch ſo ſehr daſſelbe Weſen.</p><lb/> <p>Das Wetter iſt ſehr truͤbe und ich will mich<lb/> niederlegen, um zu ſchlafen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [394/0400]
»Sind’s toͤnende Waͤlder,
»Sind’s Menſchenſtimmen?
»So fremd und vertraulich,
»So ernſt und ſo freundlich
»Klingts fern heruͤber.
»Ach wie trotzig brauſt der Strom ſein Lied fort,
»Ziehende Voͤgel ſpotten meiner in der Ferne,
»Wolken ſammeln ſich um den Mond und
nehmen ihn mit ſich,
»Ach kein Weſen, das meiner ſich erbarmte.
»Iſt dies das Leben,
»Voll Lieb und Freude?
»Wo find ich die ſchoͤne,
»Verlaſſene Heimath? — —
Wie mag ſich in meinem Vaterlande jetzt
alles veraͤndert haben? — Wie habe ich mich
ſelbſt veraͤndert! — Und doch bin ich innerlich
noch ſo ſehr daſſelbe Weſen.
Das Wetter iſt ſehr truͤbe und ich will mich
niederlegen, um zu ſchlafen.
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/400>, abgerufen am 26.06.2024. |