Lieber Lovell, Sie halten nicht Wort, Sie sind nun schon sechs Tage länger ausgeblieben, als Sie mir bey Ihrer Abreise versprochen hat- ten. O sechs ewig lange Tage und heute ist es schon der siebente. Gott! wenn Sie nicht ge- zählt hätten, wenn Ihnen die Tage nicht so lang wie mir vorgekommen wären!
Ach nein, William, so lang können sie Ih- nen nicht geworden seyn, aber das kann und will ich auch nicht verlangen; denn mir war, als wenn die Zeit indessen still stände und mir langsam und bedächtig einen Tropfen ihres Schmerzes nach dem andern auf das Herz fal- len ließe. Ich habe viel unterdeß gelitten, und ich fürchte, daß ich krank werde. Mein Kopf ist in Verwirrung und alle meine Glieder zittern.
Ach Lovell, kehre schnell, schnell zurück. Ich weiß mich in der Einsamkeit nicht zu las- sen: ach, ich bedarf Deiner Hülfe in mehr als einer Rücksicht, Du weißt, daß ich kein Ver-
24. Emilie Burton an William Lovell.
Nottingham.
Lieber Lovell, Sie halten nicht Wort, Sie ſind nun ſchon ſechs Tage laͤnger ausgeblieben, als Sie mir bey Ihrer Abreiſe verſprochen hat- ten. O ſechs ewig lange Tage und heute iſt es ſchon der ſiebente. Gott! wenn Sie nicht ge- zaͤhlt haͤtten, wenn Ihnen die Tage nicht ſo lang wie mir vorgekommen waͤren!
Ach nein, William, ſo lang koͤnnen ſie Ih- nen nicht geworden ſeyn, aber das kann und will ich auch nicht verlangen; denn mir war, als wenn die Zeit indeſſen ſtill ſtaͤnde und mir langſam und bedaͤchtig einen Tropfen ihres Schmerzes nach dem andern auf das Herz fal- len ließe. Ich habe viel unterdeß gelitten, und ich fuͤrchte, daß ich krank werde. Mein Kopf iſt in Verwirrung und alle meine Glieder zittern.
Ach Lovell, kehre ſchnell, ſchnell zuruͤck. Ich weiß mich in der Einſamkeit nicht zu laſ- ſen: ach, ich bedarf Deiner Huͤlfe in mehr als einer Ruͤckſicht, Du weißt, daß ich kein Ver-
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24.
Emilie Burton an William Lovell.
Nottingham.
Lieber Lovell, Sie halten nicht Wort, Sie
ſind nun ſchon ſechs Tage laͤnger ausgeblieben,
als Sie mir bey Ihrer Abreiſe verſprochen hat-
ten. O ſechs ewig lange Tage und heute iſt es
ſchon der ſiebente. Gott! wenn Sie nicht ge-
zaͤhlt haͤtten, wenn Ihnen die Tage nicht ſo
lang wie mir vorgekommen waͤren!
Ach nein, William, ſo lang koͤnnen ſie Ih-
nen nicht geworden ſeyn, aber das kann und
will ich auch nicht verlangen; denn mir war,
als wenn die Zeit indeſſen ſtill ſtaͤnde und mir
langſam und bedaͤchtig einen Tropfen ihres
Schmerzes nach dem andern auf das Herz fal-
len ließe. Ich habe viel unterdeß gelitten, und
ich fuͤrchte, daß ich krank werde. Mein Kopf
iſt in Verwirrung und alle meine Glieder zittern.
Ach Lovell, kehre ſchnell, ſchnell zuruͤck.
Ich weiß mich in der Einſamkeit nicht zu laſ-
ſen: ach, ich bedarf Deiner Huͤlfe in mehr als
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/110>, abgerufen am 27.11.2024.
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