Es ist endlich entschieden, lieber Freund, Amalie ist außer Gefahr, und ich bin der Va- ter eines jungen hoffnungsvollen Sohnes. Man kann nicht in die Zukunft sehn, sonst würde ich mich vielleicht noch mehr freuen, als es ge- schieht; Amalie ist sehr glücklich.
Ob denn auch bey mir jene Eitelkeit ein- treten wird, die mir an andern Vätern oft so sehr mißfallen hat? Man kann freilich für nichts stehn, am wenigsten für irgend eine menschliche Schwäche, allein ich glaube es doch nicht. Ich habe schon sehr genau auf mich Acht gegeben, aber ich muß Ihnen gestehn, daß mir das Schreyen meines Kindes eben so unharmo- nisch vorkömmt, als das aller übrigen, daß ich es nicht schön finde, so wie es bis jetzt ist, daß ich auch noch keinen Funken von Verstand oder Genie an ihm entdeckt habe; ich habe Väter gekannt, die darinn unendlich scharfsichtiger
Lovell. 3r Bd. O
15. Mortimer an Eduard Burton.
Roger-place.
Es iſt endlich entſchieden, lieber Freund, Amalie iſt außer Gefahr, und ich bin der Va- ter eines jungen hoffnungsvollen Sohnes. Man kann nicht in die Zukunft ſehn, ſonſt wuͤrde ich mich vielleicht noch mehr freuen, als es ge- ſchieht; Amalie iſt ſehr gluͤcklich.
Ob denn auch bey mir jene Eitelkeit ein- treten wird, die mir an andern Vaͤtern oft ſo ſehr mißfallen hat? Man kann freilich fuͤr nichts ſtehn, am wenigſten fuͤr irgend eine menſchliche Schwaͤche, allein ich glaube es doch nicht. Ich habe ſchon ſehr genau auf mich Acht gegeben, aber ich muß Ihnen geſtehn, daß mir das Schreyen meines Kindes eben ſo unharmo- niſch vorkoͤmmt, als das aller uͤbrigen, daß ich es nicht ſchoͤn finde, ſo wie es bis jetzt iſt, daß ich auch noch keinen Funken von Verſtand oder Genie an ihm entdeckt habe; ich habe Vaͤter gekannt, die darinn unendlich ſcharfſichtiger
Lovell. 3r Bd. O
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15.
Mortimer an Eduard Burton.
Roger-place.
Es iſt endlich entſchieden, lieber Freund,
Amalie iſt außer Gefahr, und ich bin der Va-
ter eines jungen hoffnungsvollen Sohnes. Man
kann nicht in die Zukunft ſehn, ſonſt wuͤrde ich
mich vielleicht noch mehr freuen, als es ge-
ſchieht; Amalie iſt ſehr gluͤcklich.
Ob denn auch bey mir jene Eitelkeit ein-
treten wird, die mir an andern Vaͤtern oft ſo
ſehr mißfallen hat? Man kann freilich fuͤr
nichts ſtehn, am wenigſten fuͤr irgend eine
menſchliche Schwaͤche, allein ich glaube es doch
nicht. Ich habe ſchon ſehr genau auf mich Acht
gegeben, aber ich muß Ihnen geſtehn, daß mir
das Schreyen meines Kindes eben ſo unharmo-
niſch vorkoͤmmt, als das aller uͤbrigen, daß ich
es nicht ſchoͤn finde, ſo wie es bis jetzt iſt, daß
ich auch noch keinen Funken von Verſtand oder
Genie an ihm entdeckt habe; ich habe Vaͤter
gekannt, die darinn unendlich ſcharfſichtiger
Lovell. 3r Bd. O
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/216>, abgerufen am 24.11.2024.
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