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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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27.
Karl Wilmont an Mortimer.

Ich habe keine Ruhe und kann ihn auch nicht
finden. Es ist mir oft, als triebe es mich in
ein Haus hinein, daß er dort seyn müsse, und
wenn ich hineintrete, ist er doch nicht da. Eine
unbeschreibliche Ungeduld quält mich Tag und
Nacht, ich träume nur von ihm, und oft glaub'
ich am Morgen, daß er zu mir in das Zimmer
hereintrete. Ich laufe an öffentlichen Oertern
herum, ohne zu sehn und zu hören. Dann em-
pört sich meine Wuth in mir von neuem und
eine gänzliche Erschlaffung aller Kräfte folgt
dieser Anspannung. -- Wenn ich an alles zu-
rückdenke, so möchte ich manchmal an der
Wirklichkeit zweifeln, ich gerathe dann in einen
Taumel, in dem mir alles gleichgültig ist.
Dann könnt' ich meine Rache aufgeben und
mich mit Lovell versöhnen.

Ach, wie kömmt mir das Leben vor? Von
Thorheiten wird es zusammengehalten, damit

27.
Karl Wilmont an Mortimer.

Ich habe keine Ruhe und kann ihn auch nicht
finden. Es iſt mir oft, als triebe es mich in
ein Haus hinein, daß er dort ſeyn muͤſſe, und
wenn ich hineintrete, iſt er doch nicht da. Eine
unbeſchreibliche Ungeduld quaͤlt mich Tag und
Nacht, ich traͤume nur von ihm, und oft glaub'
ich am Morgen, daß er zu mir in das Zimmer
hereintrete. Ich laufe an oͤffentlichen Oertern
herum, ohne zu ſehn und zu hoͤren. Dann em-
poͤrt ſich meine Wuth in mir von neuem und
eine gaͤnzliche Erſchlaffung aller Kraͤfte folgt
dieſer Anſpannung. — Wenn ich an alles zu-
ruͤckdenke, ſo moͤchte ich manchmal an der
Wirklichkeit zweifeln, ich gerathe dann in einen
Taumel, in dem mir alles gleichguͤltig iſt.
Dann koͤnnt' ich meine Rache aufgeben und
mich mit Lovell verſoͤhnen.

Ach, wie koͤmmt mir das Leben vor? Von
Thorheiten wird es zuſammengehalten, damit

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[234/0241] 27. Karl Wilmont an Mortimer. Paris. Ich habe keine Ruhe und kann ihn auch nicht finden. Es iſt mir oft, als triebe es mich in ein Haus hinein, daß er dort ſeyn muͤſſe, und wenn ich hineintrete, iſt er doch nicht da. Eine unbeſchreibliche Ungeduld quaͤlt mich Tag und Nacht, ich traͤume nur von ihm, und oft glaub' ich am Morgen, daß er zu mir in das Zimmer hereintrete. Ich laufe an oͤffentlichen Oertern herum, ohne zu ſehn und zu hoͤren. Dann em- poͤrt ſich meine Wuth in mir von neuem und eine gaͤnzliche Erſchlaffung aller Kraͤfte folgt dieſer Anſpannung. — Wenn ich an alles zu- ruͤckdenke, ſo moͤchte ich manchmal an der Wirklichkeit zweifeln, ich gerathe dann in einen Taumel, in dem mir alles gleichguͤltig iſt. Dann koͤnnt' ich meine Rache aufgeben und mich mit Lovell verſoͤhnen. Ach, wie koͤmmt mir das Leben vor? Von Thorheiten wird es zuſammengehalten, damit

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/241>, abgerufen am 26.11.2024.