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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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Der Garten hier ist in einige Unordnung
gerathen; ich muß Ew. Wohlgebohren die
Ehre haben zu versichern, daß ich hier sonst
schon einmal Gärtner gewesen bin und noch
jeden Busch und jeden Steg kenne, aber da-
mals hatte ich keine freye Hand, denn die
gnädige Besitzerinn hatte, wenn ich der Wahr-
heit die Ehre geben soll, nicht sehr viel Ge-
schmack, es war ihr nur darum zu thun, daß
der Garten grün sey, und damit war dann alles
gut und fertig. Dieselben aber werden wohl
einsehn, daß das noch lange keinen Garten
ausmacht, und wir beyde wissen es am besten,
was wir in Bonstreet für Arbeit gehabt haben
und gewiß noch haben werden. Seit unsere
Eltern aus dem Paradiese getrieben sind und
auf die Erde ein Fluch gelegt wurde, hängt
sie ganz außerordentlich nach dem Verwildern
hin, nun muß der Mensch immer dagegen strei-
ten und arbeiten, um nur alles in der gehörigen
Ordnung zu halten; und so sind die Gärten
entstanden. Die Gartenkunst ist gewiß eine
große Kunst, und ich höre, daß man jetzt auch
ordentliche gedruckte Bücher darüber hat, und
das verdient sie auch ganz ohne Zweifel. Ew.

Der Garten hier iſt in einige Unordnung
gerathen; ich muß Ew. Wohlgebohren die
Ehre haben zu verſichern, daß ich hier ſonſt
ſchon einmal Gaͤrtner geweſen bin und noch
jeden Buſch und jeden Steg kenne, aber da-
mals hatte ich keine freye Hand, denn die
gnaͤdige Beſitzerinn hatte, wenn ich der Wahr-
heit die Ehre geben ſoll, nicht ſehr viel Ge-
ſchmack, es war ihr nur darum zu thun, daß
der Garten gruͤn ſey, und damit war dann alles
gut und fertig. Dieſelben aber werden wohl
einſehn, daß das noch lange keinen Garten
ausmacht, und wir beyde wiſſen es am beſten,
was wir in Bonſtreet fuͤr Arbeit gehabt haben
und gewiß noch haben werden. Seit unſere
Eltern aus dem Paradieſe getrieben ſind und
auf die Erde ein Fluch gelegt wurde, haͤngt
ſie ganz außerordentlich nach dem Verwildern
hin, nun muß der Menſch immer dagegen ſtrei-
ten und arbeiten, um nur alles in der gehoͤrigen
Ordnung zu halten; und ſo ſind die Gaͤrten
entſtanden. Die Gartenkunſt iſt gewiß eine
große Kunſt, und ich hoͤre, daß man jetzt auch
ordentliche gedruckte Buͤcher daruͤber hat, und
das verdient ſie auch ganz ohne Zweifel. Ew.

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[319/0326] Der Garten hier iſt in einige Unordnung gerathen; ich muß Ew. Wohlgebohren die Ehre haben zu verſichern, daß ich hier ſonſt ſchon einmal Gaͤrtner geweſen bin und noch jeden Buſch und jeden Steg kenne, aber da- mals hatte ich keine freye Hand, denn die gnaͤdige Beſitzerinn hatte, wenn ich der Wahr- heit die Ehre geben ſoll, nicht ſehr viel Ge- ſchmack, es war ihr nur darum zu thun, daß der Garten gruͤn ſey, und damit war dann alles gut und fertig. Dieſelben aber werden wohl einſehn, daß das noch lange keinen Garten ausmacht, und wir beyde wiſſen es am beſten, was wir in Bonſtreet fuͤr Arbeit gehabt haben und gewiß noch haben werden. Seit unſere Eltern aus dem Paradieſe getrieben ſind und auf die Erde ein Fluch gelegt wurde, haͤngt ſie ganz außerordentlich nach dem Verwildern hin, nun muß der Menſch immer dagegen ſtrei- ten und arbeiten, um nur alles in der gehoͤrigen Ordnung zu halten; und ſo ſind die Gaͤrten entſtanden. Die Gartenkunſt iſt gewiß eine große Kunſt, und ich hoͤre, daß man jetzt auch ordentliche gedruckte Buͤcher daruͤber hat, und das verdient ſie auch ganz ohne Zweifel. Ew.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/326>, abgerufen am 22.11.2024.