immer suchen, in der Welt irgend etwas zu Stande zu bringen, es mag auch dann seyn, was es will; es ist zwar nichts merkwürdiges eben, wenn wir den hiesigen Garten beyde ver- schönern, es wird immer noch keinen Einfluß auf die Weltgeschichte haben, aber es ist dann doch immer sehr angenehm und sehr löblich. Wenn man im Kleinen etwas Gutes thut, so kann man es doch berechnen, wie weit es sich erstreckt, und das ist immer sehr viel werth; von dem Guten aber, das im Großen geschieht, oder geschehn soll, kann man nie wissen, wie weit es gehn wird, es geht oft gar zu weit und ist nachher nicht mehr zu ändern, eben weil es gleich in der Anlage zu groß war. Er thut mir daher einen sehr großen Gefallen, lieber Thomas, wenn Er sobald als möglich wieder zurückkommt, mit Ihm kann man re- den, und Er ist ein Mann, der den Verstand da hat, wo er hingehört; das kann man nicht von allen Leuten sagen, Thomas, denn manche haben ihn in den Fußsohlen, andre im Rücken, andre auf der Zunge, das sind solche Leute, die man zu gar nichts brauchen kann. Er
immer ſuchen, in der Welt irgend etwas zu Stande zu bringen, es mag auch dann ſeyn, was es will; es iſt zwar nichts merkwuͤrdiges eben, wenn wir den hieſigen Garten beyde ver- ſchoͤnern, es wird immer noch keinen Einfluß auf die Weltgeſchichte haben, aber es iſt dann doch immer ſehr angenehm und ſehr loͤblich. Wenn man im Kleinen etwas Gutes thut, ſo kann man es doch berechnen, wie weit es ſich erſtreckt, und das iſt immer ſehr viel werth; von dem Guten aber, das im Großen geſchieht, oder geſchehn ſoll, kann man nie wiſſen, wie weit es gehn wird, es geht oft gar zu weit und iſt nachher nicht mehr zu aͤndern, eben weil es gleich in der Anlage zu groß war. Er thut mir daher einen ſehr großen Gefallen, lieber Thomas, wenn Er ſobald als moͤglich wieder zuruͤckkommt, mit Ihm kann man re- den, und Er iſt ein Mann, der den Verſtand da hat, wo er hingehoͤrt; das kann man nicht von allen Leuten ſagen, Thomas, denn manche haben ihn in den Fußſohlen, andre im Ruͤcken, andre auf der Zunge, das ſind ſolche Leute, die man zu gar nichts brauchen kann. Er
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immer ſuchen, in der Welt irgend etwas zu
Stande zu bringen, es mag auch dann ſeyn,
was es will; es iſt zwar nichts merkwuͤrdiges
eben, wenn wir den hieſigen Garten beyde ver-
ſchoͤnern, es wird immer noch keinen Einfluß
auf die Weltgeſchichte haben, aber es iſt dann
doch immer ſehr angenehm und ſehr loͤblich.
Wenn man im Kleinen etwas Gutes thut, ſo
kann man es doch berechnen, wie weit es ſich
erſtreckt, und das iſt immer ſehr viel werth;
von dem Guten aber, das im Großen geſchieht,
oder geſchehn ſoll, kann man nie wiſſen, wie
weit es gehn wird, es geht oft gar zu weit
und iſt nachher nicht mehr zu aͤndern, eben
weil es gleich in der Anlage zu groß war.
Er thut mir daher einen ſehr großen Gefallen,
lieber Thomas, wenn Er ſobald als moͤglich
wieder zuruͤckkommt, mit Ihm kann man re-
den, und Er iſt ein Mann, der den Verſtand
da hat, wo er hingehoͤrt; das kann man nicht
von allen Leuten ſagen, Thomas, denn manche
haben ihn in den Fußſohlen, andre im Ruͤcken,
andre auf der Zunge, das ſind ſolche Leute,
die man zu gar nichts brauchen kann. Er
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/348>, abgerufen am 22.11.2024.
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