deckte mir seine Liebe zur Lady Milford, und bat mich um meine Vermittelung, weil ich in dem Hause oft war, und viel beym Vater galt. Ich nahm mich seiner redlich an, und es kam so weit, daß die Verlobung in kurzem gefeyert werden sollte. Marie Milford war ein trefliches Mädchen, die mir mit jedem Tage mehr gefiel, und ohne daß ich sagen könnte, wie es geschah, war ich selbst in sie verliebt, noch ehe ich daran dachte, daß es möglich wäre. Ich dachte jetzt, Lovell von ihr zu entfernen, ich that vieles, ohne genau zu überlegen, was und wie es sey, und so gelang es mir am Ende wirklich, daß ihm der Vater das Haus verbot. Der junge Burton, der Lovells Freund war, ward jetzt heimlich mein Vertrauter, wir errichteten einen ordentlichen Vertrag. So jung dieser Mensch damals auch war, so war er mir dennoch überlegen; ob ich gleich sein Oheim war, so konnte ich es doch nicht unterlassen, im Stillen eine große Ach- tung für ihn zu empfinden. Es zeigte sich auch in der Folge, daß ich hierinn Recht hatte, ob ich mich gleich im Ganzen in ihm geirrt hatte.
deckte mir ſeine Liebe zur Lady Milford, und bat mich um meine Vermittelung, weil ich in dem Hauſe oft war, und viel beym Vater galt. Ich nahm mich ſeiner redlich an, und es kam ſo weit, daß die Verlobung in kurzem gefeyert werden ſollte. Marie Milford war ein trefliches Maͤdchen, die mir mit jedem Tage mehr gefiel, und ohne daß ich ſagen koͤnnte, wie es geſchah, war ich ſelbſt in ſie verliebt, noch ehe ich daran dachte, daß es moͤglich waͤre. Ich dachte jetzt, Lovell von ihr zu entfernen, ich that vieles, ohne genau zu uͤberlegen, was und wie es ſey, und ſo gelang es mir am Ende wirklich, daß ihm der Vater das Haus verbot. Der junge Burton, der Lovells Freund war, ward jetzt heimlich mein Vertrauter, wir errichteten einen ordentlichen Vertrag. So jung dieſer Menſch damals auch war, ſo war er mir dennoch uͤberlegen; ob ich gleich ſein Oheim war, ſo konnte ich es doch nicht unterlaſſen, im Stillen eine große Ach- tung fuͤr ihn zu empfinden. Es zeigte ſich auch in der Folge, daß ich hierinn Recht hatte, ob ich mich gleich im Ganzen in ihm geirrt hatte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0431"n="424"/>
deckte mir ſeine Liebe zur Lady Milford, und<lb/>
bat mich um meine Vermittelung, weil ich in<lb/>
dem Hauſe oft war, und viel beym Vater<lb/>
galt. Ich nahm mich ſeiner redlich an, und<lb/>
es kam ſo weit, daß die Verlobung in kurzem<lb/>
gefeyert werden ſollte. Marie Milford war<lb/>
ein trefliches Maͤdchen, die mir mit jedem<lb/>
Tage mehr gefiel, und ohne daß ich ſagen<lb/>
koͤnnte, wie es geſchah, war ich ſelbſt in ſie<lb/>
verliebt, noch ehe ich daran dachte, daß es<lb/>
moͤglich waͤre. Ich dachte jetzt, Lovell von ihr<lb/>
zu entfernen, ich that vieles, ohne genau zu<lb/>
uͤberlegen, was und wie es ſey, und ſo gelang<lb/>
es mir am Ende wirklich, daß ihm der Vater<lb/>
das Haus verbot. Der junge Burton, der<lb/>
Lovells Freund war, ward jetzt heimlich mein<lb/>
Vertrauter, wir errichteten einen ordentlichen<lb/>
Vertrag. So jung dieſer Menſch damals auch<lb/>
war, ſo war er mir dennoch uͤberlegen; ob ich<lb/>
gleich ſein Oheim war, ſo konnte ich es doch<lb/>
nicht unterlaſſen, im Stillen eine große Ach-<lb/>
tung fuͤr ihn zu empfinden. Es zeigte ſich auch<lb/>
in der Folge, daß ich hierinn Recht hatte, ob<lb/>
ich mich gleich im Ganzen in ihm geirrt<lb/>
hatte.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[424/0431]
deckte mir ſeine Liebe zur Lady Milford, und
bat mich um meine Vermittelung, weil ich in
dem Hauſe oft war, und viel beym Vater
galt. Ich nahm mich ſeiner redlich an, und
es kam ſo weit, daß die Verlobung in kurzem
gefeyert werden ſollte. Marie Milford war
ein trefliches Maͤdchen, die mir mit jedem
Tage mehr gefiel, und ohne daß ich ſagen
koͤnnte, wie es geſchah, war ich ſelbſt in ſie
verliebt, noch ehe ich daran dachte, daß es
moͤglich waͤre. Ich dachte jetzt, Lovell von ihr
zu entfernen, ich that vieles, ohne genau zu
uͤberlegen, was und wie es ſey, und ſo gelang
es mir am Ende wirklich, daß ihm der Vater
das Haus verbot. Der junge Burton, der
Lovells Freund war, ward jetzt heimlich mein
Vertrauter, wir errichteten einen ordentlichen
Vertrag. So jung dieſer Menſch damals auch
war, ſo war er mir dennoch uͤberlegen; ob ich
gleich ſein Oheim war, ſo konnte ich es doch
nicht unterlaſſen, im Stillen eine große Ach-
tung fuͤr ihn zu empfinden. Es zeigte ſich auch
in der Folge, daß ich hierinn Recht hatte, ob
ich mich gleich im Ganzen in ihm geirrt
hatte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/431>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.