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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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Man kann sich daher nicht besser gegen die
verächtlichsten Schwächen der Menschen, gegen
blinde Eitelkeit und kurzsichtigen Stol; waff-
nen, als wenn man sich das bunte Leben im-
mer unter dem Bilde eines Schauspiels vor-
stellt; es ist ein wirkliches Drama, weil jeder-
mann es dazu zu machen strebt, denn keiner
kommt auf den Gedanken, so in den Tag,
oder in's Blaue hineinzuleben, wie man zu
sagen pflegt, sondern selbst zum kürzesten Auf-
tritte bürstet ein unbemerkter Bediente seinen
Hut ab, und will durch die Tressen auf dem
Rocke blenden. Nie muß man sich ganz an
einzelne Menschen verlieren, sondern immer
daran denken, daß diese von andern wieder
anders betrachtet werden, als wir sie betrach-
ten; denn sobald jemand Einfluß auf uns hat,
so ist unser Blick auch schon bestochen.

Vorsätze.

Wie jedermann Vorsätze faßt, wär' es
auch nur am Geburts- oder Neujahrstage, so
faßte ich auch die meinigen. Wer nicht konse-
quent handeln kann, sollte lieber gleich unbe-

Man kann ſich daher nicht beſſer gegen die
veraͤchtlichſten Schwaͤchen der Menſchen, gegen
blinde Eitelkeit und kurzſichtigen Stol; waff-
nen, als wenn man ſich das bunte Leben im-
mer unter dem Bilde eines Schauſpiels vor-
ſtellt; es iſt ein wirkliches Drama, weil jeder-
mann es dazu zu machen ſtrebt, denn keiner
kommt auf den Gedanken, ſo in den Tag,
oder in's Blaue hineinzuleben, wie man zu
ſagen pflegt, ſondern ſelbſt zum kuͤrzeſten Auf-
tritte buͤrſtet ein unbemerkter Bediente ſeinen
Hut ab, und will durch die Treſſen auf dem
Rocke blenden. Nie muß man ſich ganz an
einzelne Menſchen verlieren, ſondern immer
daran denken, daß dieſe von andern wieder
anders betrachtet werden, als wir ſie betrach-
ten; denn ſobald jemand Einfluß auf uns hat,
ſo iſt unſer Blick auch ſchon beſtochen.

Vorſaͤtze.

Wie jedermann Vorſaͤtze faßt, waͤr' es
auch nur am Geburts- oder Neujahrstage, ſo
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[439/0446] Man kann ſich daher nicht beſſer gegen die veraͤchtlichſten Schwaͤchen der Menſchen, gegen blinde Eitelkeit und kurzſichtigen Stol; waff- nen, als wenn man ſich das bunte Leben im- mer unter dem Bilde eines Schauſpiels vor- ſtellt; es iſt ein wirkliches Drama, weil jeder- mann es dazu zu machen ſtrebt, denn keiner kommt auf den Gedanken, ſo in den Tag, oder in's Blaue hineinzuleben, wie man zu ſagen pflegt, ſondern ſelbſt zum kuͤrzeſten Auf- tritte buͤrſtet ein unbemerkter Bediente ſeinen Hut ab, und will durch die Treſſen auf dem Rocke blenden. Nie muß man ſich ganz an einzelne Menſchen verlieren, ſondern immer daran denken, daß dieſe von andern wieder anders betrachtet werden, als wir ſie betrach- ten; denn ſobald jemand Einfluß auf uns hat, ſo iſt unſer Blick auch ſchon beſtochen. Vorſaͤtze. Wie jedermann Vorſaͤtze faßt, waͤr' es auch nur am Geburts- oder Neujahrstage, ſo faßte ich auch die meinigen. Wer nicht konſe- quent handeln kann, ſollte lieber gleich unbe-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/446>, abgerufen am 25.11.2024.