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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.

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Erste Abtheilung.
wenn sie, so wie der weinende Jüngling, zitterten,
bemerkt zu werden.

Jezt erklangen die lezten Accente, und wie ein
blauer Lichtstrom versank der Ton, und die Bäume
rauschten wieder, und Peter erwachte aus sich sel-
ber und fühlte, daß seine Wange von Thränen
naß sey. Die Springbrunnen plätscherten stärker
und führten von den entferntesten Gegenden des
Gartens her laute Gespräche. Peter sang leise
folgendes Lied:

Sind es Schmerzen, sind es Freuden,
Die durch meinen Busen ziehn?
Alle alten Wünsche scheiden,
Tausend neue Blumen blühn.
Durch die Dämmerung der Thränen
Seh ich ferne Sonnen stehn, --
Welches Schmachten! Welches Sehnen!
Wag ichs? soll ich näher gehn?
Ach, und fällt die Thräne nieder
Ist es dunkel um mich her,
Dennoch kömmt kein Wunsch mir wieder
Zukunft ist von Hofnung leer.
So schlage denn, strebendes Herz,
So fließet denn Thränen herab,
Ach Lust ist nur tieferer Schmerz,
Leben ist dunkeles Grab. --
Ohne Verschulden
Soll ich erdulden?
Wie ists, daß mir im Traum
Alle Gedanken
Auf und nieder schwanken!
Ich kenne mich noch kaum.

Erſte Abtheilung.
wenn ſie, ſo wie der weinende Juͤngling, zitterten,
bemerkt zu werden.

Jezt erklangen die lezten Accente, und wie ein
blauer Lichtſtrom verſank der Ton, und die Baͤume
rauſchten wieder, und Peter erwachte aus ſich ſel-
ber und fuͤhlte, daß ſeine Wange von Thraͤnen
naß ſey. Die Springbrunnen plaͤtſcherten ſtaͤrker
und fuͤhrten von den entfernteſten Gegenden des
Gartens her laute Geſpraͤche. Peter ſang leiſe
folgendes Lied:

Sind es Schmerzen, ſind es Freuden,
Die durch meinen Buſen ziehn?
Alle alten Wuͤnſche ſcheiden,
Tauſend neue Blumen bluͤhn.
Durch die Daͤmmerung der Thraͤnen
Seh ich ferne Sonnen ſtehn, —
Welches Schmachten! Welches Sehnen!
Wag ichs? ſoll ich naͤher gehn?
Ach, und faͤllt die Thraͤne nieder
Iſt es dunkel um mich her,
Dennoch koͤmmt kein Wunſch mir wieder
Zukunft iſt von Hofnung leer.
So ſchlage denn, ſtrebendes Herz,
So fließet denn Thraͤnen herab,
Ach Luſt iſt nur tieferer Schmerz,
Leben iſt dunkeles Grab. —
Ohne Verſchulden
Soll ich erdulden?
Wie iſts, daß mir im Traum
Alle Gedanken
Auf und nieder ſchwanken!
Ich kenne mich noch kaum.

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[338/0349] Erſte Abtheilung. wenn ſie, ſo wie der weinende Juͤngling, zitterten, bemerkt zu werden. Jezt erklangen die lezten Accente, und wie ein blauer Lichtſtrom verſank der Ton, und die Baͤume rauſchten wieder, und Peter erwachte aus ſich ſel- ber und fuͤhlte, daß ſeine Wange von Thraͤnen naß ſey. Die Springbrunnen plaͤtſcherten ſtaͤrker und fuͤhrten von den entfernteſten Gegenden des Gartens her laute Geſpraͤche. Peter ſang leiſe folgendes Lied: Sind es Schmerzen, ſind es Freuden, Die durch meinen Buſen ziehn? Alle alten Wuͤnſche ſcheiden, Tauſend neue Blumen bluͤhn. Durch die Daͤmmerung der Thraͤnen Seh ich ferne Sonnen ſtehn, — Welches Schmachten! Welches Sehnen! Wag ichs? ſoll ich naͤher gehn? Ach, und faͤllt die Thraͤne nieder Iſt es dunkel um mich her, Dennoch koͤmmt kein Wunſch mir wieder Zukunft iſt von Hofnung leer. So ſchlage denn, ſtrebendes Herz, So fließet denn Thraͤnen herab, Ach Luſt iſt nur tieferer Schmerz, Leben iſt dunkeles Grab. — Ohne Verſchulden Soll ich erdulden? Wie iſts, daß mir im Traum Alle Gedanken Auf und nieder ſchwanken! Ich kenne mich noch kaum.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/349>, abgerufen am 22.11.2024.