Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.Erste Abtheilung. Geliebter, wo zaudert Dein irrender Fuß? Die Nachtigall plaudert Vor Sehnsucht und Kuß. Es flüstern die Bäume Im goldenen Schein, Es schlüpfen mir Träume Zum Fenster herein. Ach! kennst du das Schmachten Der klopfenden Brust? Dies Sinnen und Trachten Voll Qual und voll Lust? Beflügle die Eile Und rette mich dir, Bei nächtlicher Weile Entfliehn wir von hier. Die Seegel sie schwellen, Die Furcht ist nur Tand: Dort, jenseit den Wellen, Ist väterlich Land. Die Heimath entfliehet; -- So fahre sie hin! Die Liebe sie ziehet Gewaltig den Sinn. Horch! wollüstig klingen Die Wellen im Meer, Sie hüpfen und springen Muthwillig einher, Und sollten sie klagen? Sie rufen nach dir! Sie wissen, sie tragen Die Liebe von hier. Erſte Abtheilung. Geliebter, wo zaudert Dein irrender Fuß? Die Nachtigall plaudert Vor Sehnſucht und Kuß. Es fluͤſtern die Baͤume Im goldenen Schein, Es ſchluͤpfen mir Traͤume Zum Fenſter herein. Ach! kennſt du das Schmachten Der klopfenden Bruſt? Dies Sinnen und Trachten Voll Qual und voll Luſt? Befluͤgle die Eile Und rette mich dir, Bei naͤchtlicher Weile Entfliehn wir von hier. Die Seegel ſie ſchwellen, Die Furcht iſt nur Tand: Dort, jenſeit den Wellen, Iſt vaͤterlich Land. Die Heimath entfliehet; — So fahre ſie hin! Die Liebe ſie ziehet Gewaltig den Sinn. Horch! wolluͤſtig klingen Die Wellen im Meer, Sie huͤpfen und ſpringen Muthwillig einher, Und ſollten ſie klagen? Sie rufen nach dir! Sie wiſſen, ſie tragen Die Liebe von hier. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0391" n="380"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Erſte Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Geliebter, wo zaudert</l><lb/> <l>Dein irrender Fuß?</l><lb/> <l>Die Nachtigall plaudert</l><lb/> <l>Vor Sehnſucht und Kuß.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Es fluͤſtern die Baͤume</l><lb/> <l>Im goldenen Schein,</l><lb/> <l>Es ſchluͤpfen mir Traͤume</l><lb/> <l>Zum Fenſter herein.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ach! kennſt du das Schmachten</l><lb/> <l>Der klopfenden Bruſt?</l><lb/> <l>Dies Sinnen und Trachten</l><lb/> <l>Voll Qual und voll Luſt?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Befluͤgle die Eile</l><lb/> <l>Und rette mich dir,</l><lb/> <l>Bei naͤchtlicher Weile</l><lb/> <l>Entfliehn wir von hier.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die Seegel ſie ſchwellen,</l><lb/> <l>Die Furcht iſt nur Tand:</l><lb/> <l>Dort, jenſeit den Wellen,</l><lb/> <l>Iſt vaͤterlich Land.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Die Heimath entfliehet; —</l><lb/> <l>So fahre ſie hin!</l><lb/> <l>Die Liebe ſie ziehet</l><lb/> <l>Gewaltig den Sinn.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Horch! wolluͤſtig klingen</l><lb/> <l>Die Wellen im Meer,</l><lb/> <l>Sie huͤpfen und ſpringen</l><lb/> <l>Muthwillig einher,</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Und ſollten ſie klagen?</l><lb/> <l>Sie rufen nach dir!</l><lb/> <l>Sie wiſſen, ſie tragen</l><lb/> <l>Die Liebe von hier.</l> </lg> </lg><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [380/0391]
Erſte Abtheilung.
Geliebter, wo zaudert
Dein irrender Fuß?
Die Nachtigall plaudert
Vor Sehnſucht und Kuß.
Es fluͤſtern die Baͤume
Im goldenen Schein,
Es ſchluͤpfen mir Traͤume
Zum Fenſter herein.
Ach! kennſt du das Schmachten
Der klopfenden Bruſt?
Dies Sinnen und Trachten
Voll Qual und voll Luſt?
Befluͤgle die Eile
Und rette mich dir,
Bei naͤchtlicher Weile
Entfliehn wir von hier.
Die Seegel ſie ſchwellen,
Die Furcht iſt nur Tand:
Dort, jenſeit den Wellen,
Iſt vaͤterlich Land.
Die Heimath entfliehet; —
So fahre ſie hin!
Die Liebe ſie ziehet
Gewaltig den Sinn.
Horch! wolluͤſtig klingen
Die Wellen im Meer,
Sie huͤpfen und ſpringen
Muthwillig einher,
Und ſollten ſie klagen?
Sie rufen nach dir!
Sie wiſſen, ſie tragen
Die Liebe von hier.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |