Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.Rothkäppchen Peter. Das nehmen wir nicht so genau, Du wirst dann meine zweite Frau. Braut. Glaubs nicht, er spricht nur wie ein Tropf! Peter, setz dem Kinde nichts in den Kopf. Rothkäppchen. Laß ihn nur reden, Anne Marie, Ich nähme doch den Peter nie, Er gefällt mir schon jetzt nicht sonderlich, Dann wär er gar alt und krüppelich; Wird mich schon, ohne mich an ihn zu hangen, Ein beßrer Bräutigam zur Braut verlangen. Braut. Siehst du, das kommt von deinem Vexiren, Die weiß die Leute abzuführen, Die ist so klug wie wir jetzt wohl sind Und ist noch ein kleines buttiges Kind. (gehn beide.) Hanne. Sie sagte, du wärst ein buttiges Kind. Rothkäppchen. O laß sie nur, denn beide sind So er wie sie etwas dümmerlich, Drum antworten sie so kümmerlich. Er hätte keine andre Braut getroffen, Sie durfte auf keinen andern Bräutigam hoffen, Drum halten sie viel von einander mit Recht, Und meinen nun jetzt, sie wären nicht schlecht. Hanne. Hier steht eine Butterblume, die will ich blasen, Zu sehn wie lang ich noch soll leben. Rothkaͤppchen Peter. Das nehmen wir nicht ſo genau, Du wirſt dann meine zweite Frau. Braut. Glaubs nicht, er ſpricht nur wie ein Tropf! Peter, ſetz dem Kinde nichts in den Kopf. Rothkaͤppchen. Laß ihn nur reden, Anne Marie, Ich naͤhme doch den Peter nie, Er gefaͤllt mir ſchon jetzt nicht ſonderlich, Dann waͤr er gar alt und kruͤppelich; Wird mich ſchon, ohne mich an ihn zu hangen, Ein beßrer Braͤutigam zur Braut verlangen. Braut. Siehſt du, das kommt von deinem Vexiren, Die weiß die Leute abzufuͤhren, Die iſt ſo klug wie wir jetzt wohl ſind Und iſt noch ein kleines buttiges Kind. (gehn beide.) Hanne. Sie ſagte, du waͤrſt ein buttiges Kind. Rothkaͤppchen. O laß ſie nur, denn beide ſind So er wie ſie etwas duͤmmerlich, Drum antworten ſie ſo kuͤmmerlich. Er haͤtte keine andre Braut getroffen, Sie durfte auf keinen andern Braͤutigam hoffen, Drum halten ſie viel von einander mit Recht, Und meinen nun jetzt, ſie waͤren nicht ſchlecht. Hanne. Hier ſteht eine Butterblume, die will ich blaſen, Zu ſehn wie lang ich noch ſoll leben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0514" n="503"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Rothkaͤppchen</hi> </fw><lb/> <sp who="#PET"> <speaker><hi rendition="#g">Peter</hi>.</speaker><lb/> <p>Das nehmen wir nicht ſo genau,<lb/> Du wirſt dann meine zweite Frau.</p> </sp><lb/> <sp who="#BRA"> <speaker><hi rendition="#g">Braut</hi>.</speaker><lb/> <p>Glaubs nicht, er ſpricht nur wie ein Tropf!<lb/> Peter, ſetz dem Kinde nichts in den Kopf.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROT"> <speaker><hi rendition="#g">Rothkaͤppchen</hi>.</speaker><lb/> <p>Laß ihn nur reden, Anne Marie,<lb/> Ich naͤhme doch den Peter nie,<lb/> Er gefaͤllt mir ſchon jetzt nicht ſonderlich,<lb/> Dann waͤr er gar alt und kruͤppelich;<lb/> Wird mich ſchon, ohne mich an ihn zu hangen,<lb/> Ein beßrer Braͤutigam zur Braut verlangen.</p> </sp><lb/> <sp who="#BRA"> <speaker><hi rendition="#g">Braut</hi>.</speaker><lb/> <p>Siehſt du, das kommt von deinem Vexiren,<lb/> Die weiß die Leute abzufuͤhren,<lb/> Die iſt ſo klug wie wir jetzt wohl ſind<lb/> Und iſt noch ein kleines buttiges Kind.</p> </sp> <stage>(gehn beide.)</stage><lb/> <sp who="#HAN"> <speaker><hi rendition="#g">Hanne</hi>.</speaker><lb/> <p>Sie ſagte, du waͤrſt ein buttiges Kind.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROT"> <speaker><hi rendition="#g">Rothkaͤppchen</hi>.</speaker><lb/> <p>O laß ſie nur, denn beide ſind<lb/> So er wie ſie etwas duͤmmerlich,<lb/> Drum antworten ſie ſo kuͤmmerlich.<lb/> Er haͤtte keine andre Braut getroffen,<lb/> Sie durfte auf keinen andern Braͤutigam hoffen,<lb/> Drum halten ſie viel von einander mit Recht,<lb/> Und meinen nun jetzt, ſie waͤren nicht ſchlecht.</p> </sp><lb/> <sp who="#HAN"> <speaker><hi rendition="#g">Hanne</hi>.</speaker><lb/> <p>Hier ſteht eine Butterblume, die will ich blaſen,<lb/> Zu ſehn wie lang ich noch ſoll leben.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [503/0514]
Rothkaͤppchen
Peter.
Das nehmen wir nicht ſo genau,
Du wirſt dann meine zweite Frau.
Braut.
Glaubs nicht, er ſpricht nur wie ein Tropf!
Peter, ſetz dem Kinde nichts in den Kopf.
Rothkaͤppchen.
Laß ihn nur reden, Anne Marie,
Ich naͤhme doch den Peter nie,
Er gefaͤllt mir ſchon jetzt nicht ſonderlich,
Dann waͤr er gar alt und kruͤppelich;
Wird mich ſchon, ohne mich an ihn zu hangen,
Ein beßrer Braͤutigam zur Braut verlangen.
Braut.
Siehſt du, das kommt von deinem Vexiren,
Die weiß die Leute abzufuͤhren,
Die iſt ſo klug wie wir jetzt wohl ſind
Und iſt noch ein kleines buttiges Kind.
(gehn beide.)
Hanne.
Sie ſagte, du waͤrſt ein buttiges Kind.
Rothkaͤppchen.
O laß ſie nur, denn beide ſind
So er wie ſie etwas duͤmmerlich,
Drum antworten ſie ſo kuͤmmerlich.
Er haͤtte keine andre Braut getroffen,
Sie durfte auf keinen andern Braͤutigam hoffen,
Drum halten ſie viel von einander mit Recht,
Und meinen nun jetzt, ſie waͤren nicht ſchlecht.
Hanne.
Hier ſteht eine Butterblume, die will ich blaſen,
Zu ſehn wie lang ich noch ſoll leben.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |