Rothkäppchen. So sollst du mein roth Käppchen erben. Doch leb ich wohl länger wie du mit Luft, Denn man sieht ich hab' eine bessere Brust, Drum sind die Haare so weg geflogen. Meine Mutter hat mich zu gut erzogen, Als daß ich an so was glauben sollte, Ich wüßte auch nicht, wie es die Blume wissen wollte; Erst ist sie gelb, und wird dann greis, Wie ein kindlicher Mann, der von sich nicht weiß, Da steht sie am Wege und kömmt ein Wind Ihr alle Haare ausgerissen sind.
Kuckuck. Kuckuck! Kuckuck! Kuckuck!
Hanne. Das glaubst du nicht? So weiß ich noch was: Frag den Kuckuck, wie lang du zu leben hast; Wenn ders nicht weiß, so weiß es keiner.
Rothkäppchen. Ja solchen Vögeln trau nur einer, Der sitzt in seiner Dunkelheit, Wo er aus Langeweile schreit. Kuckuck! wie lange hab ich zu leben? -- --
Hanne. Siehst du! er will keine Antwort geben. Ach, armes Kind! so lebe wohl, Und wenn ich dich nicht wieder sehen soll,
Rothkaͤppchen.
Hanne. Ach, armes Kind! So bald zu ſterben!
Rothkaͤppchen. So ſollſt du mein roth Kaͤppchen erben. Doch leb ich wohl laͤnger wie du mit Luft, Denn man ſieht ich hab' eine beſſere Bruſt, Drum ſind die Haare ſo weg geflogen. Meine Mutter hat mich zu gut erzogen, Als daß ich an ſo was glauben ſollte, Ich wuͤßte auch nicht, wie es die Blume wiſſen wollte; Erſt iſt ſie gelb, und wird dann greis, Wie ein kindlicher Mann, der von ſich nicht weiß, Da ſteht ſie am Wege und koͤmmt ein Wind Ihr alle Haare ausgeriſſen ſind.
Kuckuck. Kuckuck! Kuckuck! Kuckuck!
Hanne. Das glaubſt du nicht? So weiß ich noch was: Frag den Kuckuck, wie lang du zu leben haſt; Wenn ders nicht weiß, ſo weiß es keiner.
Rothkaͤppchen. Ja ſolchen Voͤgeln trau nur einer, Der ſitzt in ſeiner Dunkelheit, Wo er aus Langeweile ſchreit. Kuckuck! wie lange hab ich zu leben? — —
Hanne. Siehſt du! er will keine Antwort geben. Ach, armes Kind! ſo lebe wohl, Und wenn ich dich nicht wieder ſehen ſoll,
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Rothkaͤppchen.
Hanne.
Ach, armes Kind! So bald zu ſterben!
Rothkaͤppchen.
So ſollſt du mein roth Kaͤppchen erben.
Doch leb ich wohl laͤnger wie du mit Luft,
Denn man ſieht ich hab' eine beſſere Bruſt,
Drum ſind die Haare ſo weg geflogen.
Meine Mutter hat mich zu gut erzogen,
Als daß ich an ſo was glauben ſollte,
Ich wuͤßte auch nicht, wie es die Blume wiſſen
wollte;
Erſt iſt ſie gelb, und wird dann greis,
Wie ein kindlicher Mann, der von ſich nicht weiß,
Da ſteht ſie am Wege und koͤmmt ein Wind
Ihr alle Haare ausgeriſſen ſind.
Kuckuck.
Kuckuck! Kuckuck! Kuckuck!
Hanne.
Das glaubſt du nicht? So weiß ich noch was:
Frag den Kuckuck, wie lang du zu leben haſt;
Wenn ders nicht weiß, ſo weiß es keiner.
Rothkaͤppchen.
Ja ſolchen Voͤgeln trau nur einer,
Der ſitzt in ſeiner Dunkelheit,
Wo er aus Langeweile ſchreit.
Kuckuck! wie lange hab ich zu leben? — —
Hanne.
Siehſt du! er will keine Antwort geben.
Ach, armes Kind! ſo lebe wohl,
Und wenn ich dich nicht wieder ſehen ſoll,
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/516>, abgerufen am 17.07.2024.
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