Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Der Blaubart. Und Zögern gereut: Die Stunde vergeht, Dann ist es zu spät. Brigitte zeigt sich an der Thür. Brigitte. Leopold. Leopold. Liebste Brigitte. Brigitte. Ich habe Euch schon lange an Eurer Stimme erkannt. Was wollt Ihr hier? Leopold. Du kannst noch fragen? Folge mir, wenn Du mich liebst. Zwei Pferde stehn drau- ßen gesattelt, alle schlafen, es ist Nacht; Dein Vater kehrt zurück, dort auf dem Tische liegen die Schlüssel der Burg. Brigitte. Ich sollte meinen alten Vater verlassen? Leopold. Er wird nachher unsre Ehe seg- nen, aber vorerst müssen wir in Sicherheit seyn. Folgst du mir nicht, so lebe wohl, dann seh ich, daß du mich nie geliebt hast. Brigitte. Ich bin Dein. Leopold. Eilen wir, ehe man uns übereilt. (er nimmt die Schlüssel, sie gehen ab; bald darauf hört man den Thürmer blasen.) Caspar. (richtet sich etwas auf.) Was war denn das? -- War das nicht der Thürmer? -- Aber ich glaube, es hat mir nur geträumt. Was sagt Ihr, Spielmann? -- Hanswurst, Ihr habt ganz Recht, ja, Ihr seid ein solider Mann. -- Wie? -- Richtig, ganz recht, das ist auch meine Mei- nung. (er legt sich wieder zum Schlafen hin; es bläst von Der Blaubart. Und Zoͤgern gereut: Die Stunde vergeht, Dann iſt es zu ſpaͤt. Brigitte zeigt ſich an der Thuͤr. Brigitte. Leopold. Leopold. Liebſte Brigitte. Brigitte. Ich habe Euch ſchon lange an Eurer Stimme erkannt. Was wollt Ihr hier? Leopold. Du kannſt noch fragen? Folge mir, wenn Du mich liebſt. Zwei Pferde ſtehn drau- ßen geſattelt, alle ſchlafen, es iſt Nacht; Dein Vater kehrt zuruͤck, dort auf dem Tiſche liegen die Schluͤſſel der Burg. Brigitte. Ich ſollte meinen alten Vater verlaſſen? Leopold. Er wird nachher unſre Ehe ſeg- nen, aber vorerſt muͤſſen wir in Sicherheit ſeyn. Folgſt du mir nicht, ſo lebe wohl, dann ſeh ich, daß du mich nie geliebt haſt. Brigitte. Ich bin Dein. Leopold. Eilen wir, ehe man uns uͤbereilt. (er nimmt die Schluͤſſel, ſie gehen ab; bald darauf hoͤrt man den Thuͤrmer blaſen.) Caspar. (richtet ſich etwas auf.) Was war denn das? — War das nicht der Thuͤrmer? — Aber ich glaube, es hat mir nur getraͤumt. Was ſagt Ihr, Spielmann? — Hanswurſt, Ihr habt ganz Recht, ja, Ihr ſeid ein ſolider Mann. — Wie? — Richtig, ganz recht, das iſt auch meine Mei- nung. (er legt ſich wieder zum Schlafen hin; es blaͤſt von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#LEO"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0102" n="93"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Blaubart</hi>.</fw><lb/> <l>Und Zoͤgern gereut:</l><lb/> <l>Die Stunde vergeht,</l><lb/> <l>Dann iſt es zu ſpaͤt.</l> </lg><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Brigitte</hi> zeigt ſich an der Thuͤr.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#BRI"> <speaker><hi rendition="#g">Brigitte</hi>.</speaker> <p>Leopold.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leopold</hi>.</speaker> <p>Liebſte Brigitte.</p> </sp><lb/> <sp who="#BRI"> <speaker><hi rendition="#g">Brigitte</hi>.</speaker> <p>Ich habe Euch ſchon lange an<lb/> Eurer Stimme erkannt. Was wollt Ihr hier?</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leopold</hi>.</speaker> <p>Du kannſt noch fragen? Folge<lb/> mir, wenn Du mich liebſt. Zwei Pferde ſtehn drau-<lb/> ßen geſattelt, alle ſchlafen, es iſt Nacht; Dein<lb/> Vater kehrt zuruͤck, dort auf dem Tiſche liegen<lb/> die Schluͤſſel der Burg.</p> </sp><lb/> <sp who="#BRI"> <speaker><hi rendition="#g">Brigitte</hi>.</speaker> <p>Ich ſollte meinen alten Vater<lb/> verlaſſen?</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leopold</hi>.</speaker> <p>Er wird nachher unſre Ehe ſeg-<lb/> nen, aber vorerſt muͤſſen wir in Sicherheit ſeyn.<lb/> Folgſt du mir nicht, ſo lebe wohl, dann ſeh ich,<lb/> daß du mich nie geliebt haſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#BRI"> <speaker><hi rendition="#g">Brigitte</hi>.</speaker> <p>Ich bin Dein.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leopold</hi>.</speaker> <p>Eilen wir, ehe man uns uͤbereilt.</p><lb/> <stage>(er nimmt die Schluͤſſel, ſie gehen ab; bald darauf hoͤrt man<lb/> den Thuͤrmer blaſen.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#CAS"> <speaker><hi rendition="#g">Caspar</hi>.</speaker> <stage>(richtet ſich etwas auf.)</stage> <p>Was war<lb/> denn<lb/> das? — War das nicht der Thuͤrmer? — Aber<lb/> ich glaube, es hat mir nur getraͤumt. Was ſagt<lb/> Ihr, Spielmann? — Hanswurſt, Ihr habt ganz<lb/> Recht, ja, Ihr ſeid ein ſolider Mann. — Wie?<lb/> — Richtig, ganz recht, das iſt auch meine Mei-<lb/> nung.</p> <stage>(er legt ſich wieder zum Schlafen hin; es blaͤſt von<lb/></stage> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [93/0102]
Der Blaubart.
Und Zoͤgern gereut:
Die Stunde vergeht,
Dann iſt es zu ſpaͤt.
Brigitte zeigt ſich an der Thuͤr.
Brigitte. Leopold.
Leopold. Liebſte Brigitte.
Brigitte. Ich habe Euch ſchon lange an
Eurer Stimme erkannt. Was wollt Ihr hier?
Leopold. Du kannſt noch fragen? Folge
mir, wenn Du mich liebſt. Zwei Pferde ſtehn drau-
ßen geſattelt, alle ſchlafen, es iſt Nacht; Dein
Vater kehrt zuruͤck, dort auf dem Tiſche liegen
die Schluͤſſel der Burg.
Brigitte. Ich ſollte meinen alten Vater
verlaſſen?
Leopold. Er wird nachher unſre Ehe ſeg-
nen, aber vorerſt muͤſſen wir in Sicherheit ſeyn.
Folgſt du mir nicht, ſo lebe wohl, dann ſeh ich,
daß du mich nie geliebt haſt.
Brigitte. Ich bin Dein.
Leopold. Eilen wir, ehe man uns uͤbereilt.
(er nimmt die Schluͤſſel, ſie gehen ab; bald darauf hoͤrt man
den Thuͤrmer blaſen.)
Caspar. (richtet ſich etwas auf.) Was war
denn
das? — War das nicht der Thuͤrmer? — Aber
ich glaube, es hat mir nur getraͤumt. Was ſagt
Ihr, Spielmann? — Hanswurſt, Ihr habt ganz
Recht, ja, Ihr ſeid ein ſolider Mann. — Wie?
— Richtig, ganz recht, das iſt auch meine Mei-
nung. (er legt ſich wieder zum Schlafen hin; es blaͤſt von
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