Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. Der Besänftiger tritt mit einem Klockenspiele auf, das er sogleich spielt. König. Wie ist mir? -- (weinend.) Ach, ich habe schon wieder meinen Zufall gehabt. -- Schafft mir den Anblick des Kaninchens aus den Augen. -- (Er legt sich voll Gram mit dem Kopf auf den Tisch und schluchzt.) Ein Hofmann. Seine Majestät leiden viel. (Es entsteht ein gewaltiges Pochen und Pfeifen im Parterr; man hustet, man zischt, die Gallerie lacht; der König rich- tet sich auf, nimmt den Mantel in Ordnung und sezt sich mit dem Zepter in größter Majestät hin. Alles ist umsonst, der Lärm wird immer größer, alle Schauspieler vergessen ihre Rol- len, auf dem Theater eine fürchterliche Pause. -- Hinze ist eine Säule hinan geklettert.) Der Dichter kömmt bestürzt aufs Theater. Dichter. Meine Herren, -- verehrungswür- digstes Publikum, -- nur einige Worte. Im Parterr. Still! still! der Narr will sprechen. Dichter. Ums Himmelswillen, machen Sie mir die Schande nicht, der Akt ist ja gleich zu Ende. -- Sehn Sie doch nur, der König ist ja auch wieder zur Ruhe, nehmen Sie an dieser gro- ßen Seele ein Beispiel, die gewiß mehr Ursache hatte, außer sich zu seyn, als Sie. Fischer. Mehr als wir? Wiesener (zum Nachbar.) Aber warum trom- meln Sie denn? Uns beiden gefällt ja das Stück. Nachbar. Ist auch wahr, -- in Gedanken, weil es alle thun. (klatscht aus Leibeskräften.) Zweite Abtheilung. Der Beſaͤnftiger tritt mit einem Klockenſpiele auf, das er ſogleich ſpielt. Koͤnig. Wie iſt mir? — (weinend.) Ach, ich habe ſchon wieder meinen Zufall gehabt. — Schafft mir den Anblick des Kaninchens aus den Augen. — (Er legt ſich voll Gram mit dem Kopf auf den Tiſch und ſchluchzt.) Ein Hofmann. Seine Majeſtaͤt leiden viel. (Es entſteht ein gewaltiges Pochen und Pfeifen im Parterr; man huſtet, man ziſcht, die Gallerie lacht; der Koͤnig rich- tet ſich auf, nimmt den Mantel in Ordnung und ſezt ſich mit dem Zepter in groͤßter Majeſtaͤt hin. Alles iſt umſonſt, der Laͤrm wird immer groͤßer, alle Schauſpieler vergeſſen ihre Rol- len, auf dem Theater eine fuͤrchterliche Pauſe. — Hinze iſt eine Saͤule hinan geklettert.) Der Dichter koͤmmt beſtuͤrzt aufs Theater. Dichter. Meine Herren, — verehrungswuͤr- digſtes Publikum, — nur einige Worte. Im Parterr. Still! ſtill! der Narr will ſprechen. Dichter. Ums Himmelswillen, machen Sie mir die Schande nicht, der Akt iſt ja gleich zu Ende. — Sehn Sie doch nur, der Koͤnig iſt ja auch wieder zur Ruhe, nehmen Sie an dieſer gro- ßen Seele ein Beiſpiel, die gewiß mehr Urſache hatte, außer ſich zu ſeyn, als Sie. Fiſcher. Mehr als wir? Wieſener (zum Nachbar.) Aber warum trom- meln Sie denn? Uns beiden gefaͤllt ja das Stuͤck. Nachbar. 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(klatſcht aus Leibeskraͤften.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#KOENIG"> <pb facs="#f0213" n="204"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Beſaͤnftiger</hi> tritt mit einem Klockenſpiele<lb/> auf, das er ſogleich ſpielt.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker> <p>Wie iſt mir? — <stage>(weinend.)</stage> Ach, ich<lb/> habe ſchon wieder meinen Zufall gehabt. — Schafft<lb/> mir den Anblick des Kaninchens aus den Augen. —</p><lb/> <stage>(Er legt ſich voll Gram mit dem Kopf auf den Tiſch und ſchluchzt.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#HOFMANN"> <speaker><hi rendition="#g">Ein Hofmann</hi>.</speaker> <p>Seine Majeſtaͤt leiden viel.</p><lb/> <stage>(Es entſteht ein gewaltiges Pochen und Pfeifen im Parterr;<lb/> man huſtet, man ziſcht, die Gallerie lacht; der <hi rendition="#g">Koͤnig</hi> rich-<lb/> tet ſich auf, nimmt den Mantel in Ordnung und ſezt ſich mit<lb/> dem Zepter in groͤßter Majeſtaͤt hin. 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Zweite Abtheilung.
Der Beſaͤnftiger tritt mit einem Klockenſpiele
auf, das er ſogleich ſpielt.
Koͤnig. Wie iſt mir? — (weinend.) Ach, ich
habe ſchon wieder meinen Zufall gehabt. — Schafft
mir den Anblick des Kaninchens aus den Augen. —
(Er legt ſich voll Gram mit dem Kopf auf den Tiſch und ſchluchzt.)
Ein Hofmann. Seine Majeſtaͤt leiden viel.
(Es entſteht ein gewaltiges Pochen und Pfeifen im Parterr;
man huſtet, man ziſcht, die Gallerie lacht; der Koͤnig rich-
tet ſich auf, nimmt den Mantel in Ordnung und ſezt ſich mit
dem Zepter in groͤßter Majeſtaͤt hin. Alles iſt umſonſt, der
Laͤrm wird immer groͤßer, alle Schauſpieler vergeſſen ihre Rol-
len, auf dem Theater eine fuͤrchterliche Pauſe. — Hinze iſt
eine Saͤule hinan geklettert.)
Der Dichter koͤmmt beſtuͤrzt aufs Theater.
Dichter. Meine Herren, — verehrungswuͤr-
digſtes Publikum, — nur einige Worte.
Im Parterr. Still! ſtill! der Narr will
ſprechen.
Dichter. Ums Himmelswillen, machen Sie
mir die Schande nicht, der Akt iſt ja gleich zu
Ende. — Sehn Sie doch nur, der Koͤnig iſt ja
auch wieder zur Ruhe, nehmen Sie an dieſer gro-
ßen Seele ein Beiſpiel, die gewiß mehr Urſache
hatte, außer ſich zu ſeyn, als Sie.
Fiſcher. Mehr als wir?
Wieſener (zum Nachbar.) Aber warum trom-
meln Sie denn? Uns beiden gefaͤllt ja das Stuͤck.
Nachbar. Iſt auch wahr, — in Gedanken,
weil es alle thun. (klatſcht aus Leibeskraͤften.)
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