Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. hafte Sachen die Fülle, Sachen zum Nachdenken,damit doch auch der Verstand in einige Uebung kömmt. Ein Bote. (tritt auf.) Skaramuz. Was giebts? Bote. O mächt'ger Gott, der Du mit deinem Witze Von fernher triffst, der Du die Leyer schlägst, Du, dem Homer noch manchen Namen giebt, Die ich nicht all aus Eile nennen kann. Ich komme Dir zu sagen, daß dein Feind, Den sonst die Sterblichen Apoll genannt (Weil sie in schnöder Unerfahrenheit Die Tage ihres irdschen Daseyns lebten), Daß dieser, o Gebieter fortgeflohn, Und, wie man sagt, zu dieser Frist beim König Admet der Schafe Hürden still bewahrt, Dort übt er einsam leichte Hirtenlieder, Und zähmt, wie uns Mythologie berichtet, Die wilden Bären, Löwen, Panther, Tiger, Und was ihm sonst noch vor die Fäuste kömmt, Mit himmlischer Gewalt der Harmonie, Die er dem silbern Saitenspiel entlockt. Skaramuz. Dort mag er bleiben, und sich also auf die Idylle appliciren, daß er sich aber nur nimmermehr innerhalb der Gränzen dieses Theaters betreffen läßt, sonst soll er mit seinem Kopfe diesen Frevel büßen. -- zum Ueberfluß mag noch ein Steckbrief in die Zeitungen gerückt werden. Zweite Abtheilung. hafte Sachen die Fuͤlle, Sachen zum Nachdenken,damit doch auch der Verſtand in einige Uebung koͤmmt. Ein Bote. (tritt auf.) Skaramuz. Was giebts? Bote. O maͤcht'ger Gott, der Du mit deinem Witze Von fernher triffſt, der Du die Leyer ſchlaͤgſt, Du, dem Homer noch manchen Namen giebt, Die ich nicht all aus Eile nennen kann. Ich komme Dir zu ſagen, daß dein Feind, Den ſonſt die Sterblichen Apoll genannt (Weil ſie in ſchnoͤder Unerfahrenheit Die Tage ihres irdſchen Daſeyns lebten), Daß dieſer, o Gebieter fortgeflohn, Und, wie man ſagt, zu dieſer Friſt beim Koͤnig Admet der Schafe Huͤrden ſtill bewahrt, Dort uͤbt er einſam leichte Hirtenlieder, Und zaͤhmt, wie uns Mythologie berichtet, Die wilden Baͤren, Loͤwen, Panther, Tiger, Und was ihm ſonſt noch vor die Faͤuſte koͤmmt, Mit himmliſcher Gewalt der Harmonie, Die er dem ſilbern Saitenſpiel entlockt. Skaramuz. Dort mag er bleiben, und ſich alſo auf die Idylle appliciren, daß er ſich aber nur nimmermehr innerhalb der Graͤnzen dieſes Theaters betreffen laͤßt, ſonſt ſoll er mit ſeinem Kopfe dieſen Frevel buͤßen. — zum Ueberfluß mag noch ein Steckbrief in die Zeitungen geruͤckt werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#SKA"> <p><pb facs="#f0275" n="266"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> hafte Sachen die Fuͤlle, Sachen zum Nachdenken,<lb/> damit doch auch der Verſtand in einige Uebung<lb/> koͤmmt.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Ein Bote</hi>. (tritt auf.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Was giebts?</p> </sp><lb/> <sp who="#BOT"> <speaker><hi rendition="#g">Bote</hi>.</speaker><lb/> <lg type="poem"> <l>O maͤcht'ger Gott, der Du mit deinem Witze</l><lb/> <l>Von fernher triffſt, der Du die Leyer ſchlaͤgſt,</l><lb/> <l>Du, dem Homer noch manchen Namen giebt,</l><lb/> <l>Die ich nicht all aus Eile nennen kann.</l><lb/> <l>Ich komme Dir zu ſagen, daß dein Feind,</l><lb/> <l>Den ſonſt die Sterblichen Apoll genannt</l><lb/> <l>(Weil ſie in ſchnoͤder Unerfahrenheit</l><lb/> <l>Die Tage ihres irdſchen Daſeyns lebten),</l><lb/> <l>Daß dieſer, o Gebieter fortgeflohn,</l><lb/> <l>Und, wie man ſagt, zu dieſer Friſt beim Koͤnig</l><lb/> <l>Admet der Schafe Huͤrden ſtill bewahrt,</l><lb/> <l>Dort uͤbt er einſam leichte Hirtenlieder,</l><lb/> <l>Und zaͤhmt, wie uns Mythologie berichtet,</l><lb/> <l>Die wilden Baͤren, Loͤwen, Panther, Tiger,</l><lb/> <l>Und was ihm ſonſt noch vor die Faͤuſte koͤmmt,</l><lb/> <l>Mit himmliſcher Gewalt der Harmonie,</l><lb/> <l>Die er dem ſilbern Saitenſpiel entlockt.</l> </lg> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Dort mag er bleiben, und ſich<lb/> alſo auf die Idylle appliciren, daß er ſich aber<lb/> nur nimmermehr innerhalb der Graͤnzen dieſes<lb/> Theaters betreffen laͤßt, ſonſt ſoll er mit ſeinem<lb/> Kopfe dieſen Frevel buͤßen. — zum Ueberfluß mag<lb/> noch ein Steckbrief in die Zeitungen geruͤckt<lb/> werden.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [266/0275]
Zweite Abtheilung.
hafte Sachen die Fuͤlle, Sachen zum Nachdenken,
damit doch auch der Verſtand in einige Uebung
koͤmmt.
Ein Bote. (tritt auf.)
Skaramuz. Was giebts?
Bote.
O maͤcht'ger Gott, der Du mit deinem Witze
Von fernher triffſt, der Du die Leyer ſchlaͤgſt,
Du, dem Homer noch manchen Namen giebt,
Die ich nicht all aus Eile nennen kann.
Ich komme Dir zu ſagen, daß dein Feind,
Den ſonſt die Sterblichen Apoll genannt
(Weil ſie in ſchnoͤder Unerfahrenheit
Die Tage ihres irdſchen Daſeyns lebten),
Daß dieſer, o Gebieter fortgeflohn,
Und, wie man ſagt, zu dieſer Friſt beim Koͤnig
Admet der Schafe Huͤrden ſtill bewahrt,
Dort uͤbt er einſam leichte Hirtenlieder,
Und zaͤhmt, wie uns Mythologie berichtet,
Die wilden Baͤren, Loͤwen, Panther, Tiger,
Und was ihm ſonſt noch vor die Faͤuſte koͤmmt,
Mit himmliſcher Gewalt der Harmonie,
Die er dem ſilbern Saitenſpiel entlockt.
Skaramuz. Dort mag er bleiben, und ſich
alſo auf die Idylle appliciren, daß er ſich aber
nur nimmermehr innerhalb der Graͤnzen dieſes
Theaters betreffen laͤßt, ſonſt ſoll er mit ſeinem
Kopfe dieſen Frevel buͤßen. — zum Ueberfluß mag
noch ein Steckbrief in die Zeitungen geruͤckt
werden.
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