Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. Zweite Scene. (Parnaß.) Skaramuz oben, Bediente näher, Volk unten, die Musen. Skaramuz. Giebts heute was Neues? Grünhelm. Nichts eben, als daß mehrere Studenten von der Universität gekommen sind, die den Wunsch hegen, sich examiniren zu lassen, um brauchbar zu werden. Skaramuz. Laßt sie vorkommen. Löwe, Tiger und die übrigen wilden Thiere wer- den hereingeführt. Skaramuz. So ein Student hat doch immer ein munteres Wesen. Grünhelm. Das macht die freie Lebensart, und sie wissen von keinen Sorgen, diese Musensöhne. Skaramuz. Musensöhne? -- Was muß ich denn da von Euch hören, Ihr Gesindel von Musen? Grünhelm. O gnädigster Apollo, das ist nur so eine hergebrachte Redensart, womit weder den Musen noch den Studenten zu nahe geschieht, so wie man ja auch den Kirchhof, Gottesacker, und die Advokaten, Diener der Gerechtigkeit zu nennen pflegt. An so etwas müßt Ihr Euch nicht stoßen, denn unsre Sprache hat außerordentlich viele Sy- nonimen. Skara-
Zweite Abtheilung. Zweite Scene. (Parnaß.) Skaramuz oben, Bediente naͤher, Volk unten, die Muſen. Skaramuz. Giebts heute was Neues? Gruͤnhelm. Nichts eben, als daß mehrere Studenten von der Univerſitaͤt gekommen ſind, die den Wunſch hegen, ſich examiniren zu laſſen, um brauchbar zu werden. Skaramuz. Laßt ſie vorkommen. Loͤwe, Tiger und die uͤbrigen wilden Thiere wer- den hereingefuͤhrt. Skaramuz. So ein Student hat doch immer ein munteres Weſen. Gruͤnhelm. Das macht die freie Lebensart, und ſie wiſſen von keinen Sorgen, dieſe Muſenſoͤhne. Skaramuz. Muſenſoͤhne? — Was muß ich denn da von Euch hoͤren, Ihr Geſindel von Muſen? Gruͤnhelm. O gnaͤdigſter Apollo, das iſt nur ſo eine hergebrachte Redensart, womit weder den Muſen noch den Studenten zu nahe geſchieht, ſo wie man ja auch den Kirchhof, Gottesacker, und die Advokaten, Diener der Gerechtigkeit zu nennen pflegt. An ſo etwas muͤßt Ihr Euch nicht ſtoßen, denn unſre Sprache hat außerordentlich viele Sy- nonimen. Skara-
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Zweite Abtheilung.
Zweite Scene.
(Parnaß.)
Skaramuz oben, Bediente naͤher, Volk unten,
die Muſen.
Skaramuz. Giebts heute was Neues?
Gruͤnhelm. Nichts eben, als daß mehrere
Studenten von der Univerſitaͤt gekommen ſind, die
den Wunſch hegen, ſich examiniren zu laſſen, um
brauchbar zu werden.
Skaramuz. Laßt ſie vorkommen.
Loͤwe, Tiger und die uͤbrigen wilden Thiere wer-
den hereingefuͤhrt.
Skaramuz. So ein Student hat doch
immer ein munteres Weſen.
Gruͤnhelm. Das macht die freie Lebensart,
und ſie wiſſen von keinen Sorgen, dieſe Muſenſoͤhne.
Skaramuz. Muſenſoͤhne? — Was muß ich
denn da von Euch hoͤren, Ihr Geſindel von Muſen?
Gruͤnhelm. O gnaͤdigſter Apollo, das iſt
nur ſo eine hergebrachte Redensart, womit weder
den Muſen noch den Studenten zu nahe geſchieht,
ſo wie man ja auch den Kirchhof, Gottesacker, und
die Advokaten, Diener der Gerechtigkeit zu nennen
pflegt. An ſo etwas muͤßt Ihr Euch nicht ſtoßen,
denn unſre Sprache hat außerordentlich viele Sy-
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/313>, abgerufen am 26.06.2024. |