Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. Apoll. Eure Leidenschaft spricht noch aus Euch, und deshalb seid Ihr unbillig gegen mich; lebt wohl, wir sprechen uns wohl ein andermal wie- der, denn jetzt seid Ihr nicht aufgelegt. (geht ab.) Admet. Nicht aufgelegt? Was kann er da- mit meinen? Ich fürchte, das da ist ein böser Bube, ein Satiriker, der immer Personalitäten mit einmengt. -- Nicht aufgelegt? Ei, ich bin noch in meinem Leben nicht aufgelegt gewesen. -- Sage mir, theuerste Gattin, warum habe ich ihm nicht gleich den Kopf entzwei geschlagen? Alceste. Er war so klug, sehr eilig zu entweichen, Drum konnte deine Hand ihn nicht erreichen, Doch tröste Dich, mein Gatte, nimm die Schmerzen Nicht ohne Noth zu heftig Dir zu Herzen, Nach Winter kömmt der Lenz, und glücklich wenden Die Mächte, was sie jetzt als Jammer senden. Admet. Ja, beste Gattin, ich will mich bequemen, Und, was ich sonst nicht thu, Vernunft annehmen. Wir wollen unser Elend standhaft dulden, Es sei uns Trost, daß wir es nicht verschulden. Du bist jetzt, Theure, Hofnung mir und Labe, Drum ließ mir ja das Glück die schönste Gabe, Wir steigen willig von des Thrones Stufen, Zur Bürgertugend werden wir gerufen, Und schmerzlos seh ich auf den Glanz zurück, Er wandelt sich in ein Familienstück, Zweite Abtheilung. Apoll. Eure Leidenſchaft ſpricht noch aus Euch, und deshalb ſeid Ihr unbillig gegen mich; lebt wohl, wir ſprechen uns wohl ein andermal wie- der, denn jetzt ſeid Ihr nicht aufgelegt. (geht ab.) Admet. Nicht aufgelegt? Was kann er da- mit meinen? Ich fuͤrchte, das da iſt ein boͤſer Bube, ein Satiriker, der immer Perſonalitaͤten mit einmengt. — Nicht aufgelegt? Ei, ich bin noch in meinem Leben nicht aufgelegt geweſen. — Sage mir, theuerſte Gattin, warum habe ich ihm nicht gleich den Kopf entzwei geſchlagen? Alceſte. Er war ſo klug, ſehr eilig zu entweichen, Drum konnte deine Hand ihn nicht erreichen, Doch troͤſte Dich, mein Gatte, nimm die Schmerzen Nicht ohne Noth zu heftig Dir zu Herzen, Nach Winter koͤmmt der Lenz, und gluͤcklich wenden Die Maͤchte, was ſie jetzt als Jammer ſenden. Admet. Ja, beſte Gattin, ich will mich bequemen, Und, was ich ſonſt nicht thu, Vernunft annehmen. Wir wollen unſer Elend ſtandhaft dulden, Es ſei uns Troſt, daß wir es nicht verſchulden. Du biſt jetzt, Theure, Hofnung mir und Labe, Drum ließ mir ja das Gluͤck die ſchoͤnſte Gabe, Wir ſteigen willig von des Thrones Stufen, Zur Buͤrgertugend werden wir gerufen, Und ſchmerzlos ſeh ich auf den Glanz zuruͤck, Er wandelt ſich in ein Familienſtuͤck, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0317" n="308"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <sp who="#APO"> <speaker><hi rendition="#g">Apoll</hi>.</speaker> <p>Eure Leidenſchaft ſpricht noch aus<lb/> Euch, und deshalb ſeid Ihr unbillig gegen mich;<lb/> lebt wohl, wir ſprechen uns wohl ein andermal wie-<lb/> der, denn jetzt ſeid Ihr nicht aufgelegt.</p> <stage>(geht ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#ADM"> <speaker><hi rendition="#g">Admet</hi>.</speaker> <p>Nicht aufgelegt? Was kann er da-<lb/> mit meinen? Ich fuͤrchte, das da iſt ein boͤſer<lb/> Bube, ein Satiriker, der immer Perſonalitaͤten<lb/> mit einmengt. — Nicht aufgelegt? Ei, ich bin<lb/> noch in meinem Leben nicht aufgelegt geweſen. —<lb/> Sage mir, theuerſte Gattin, warum habe ich ihm<lb/> nicht gleich den Kopf entzwei geſchlagen?</p> </sp><lb/> <sp who="#ALC"> <speaker><hi rendition="#g">Alceſte</hi>.</speaker><lb/> <p>Er war ſo klug, ſehr eilig zu entweichen,<lb/> Drum konnte deine Hand ihn nicht erreichen,<lb/> Doch troͤſte Dich, mein Gatte, nimm die Schmerzen<lb/> Nicht ohne Noth zu heftig Dir zu Herzen,<lb/> Nach Winter koͤmmt der Lenz, und gluͤcklich wenden<lb/> Die Maͤchte, was ſie jetzt als Jammer ſenden.</p> </sp><lb/> <sp who="#ADM"> <speaker><hi rendition="#g">Admet</hi>.</speaker><lb/> <p>Ja, beſte Gattin, ich will mich bequemen,<lb/> Und, was ich ſonſt nicht thu, Vernunft annehmen.<lb/> Wir wollen unſer Elend ſtandhaft dulden,<lb/> Es ſei uns Troſt, daß wir es nicht verſchulden.<lb/> Du biſt jetzt, Theure, Hofnung mir und Labe,<lb/> Drum ließ mir ja das Gluͤck die ſchoͤnſte Gabe,<lb/> Wir ſteigen willig von des Thrones Stufen,<lb/> Zur Buͤrgertugend werden wir gerufen,<lb/> Und ſchmerzlos ſeh ich auf den Glanz zuruͤck,<lb/> Er wandelt ſich in ein Familienſtuͤck,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [308/0317]
Zweite Abtheilung.
Apoll. Eure Leidenſchaft ſpricht noch aus
Euch, und deshalb ſeid Ihr unbillig gegen mich;
lebt wohl, wir ſprechen uns wohl ein andermal wie-
der, denn jetzt ſeid Ihr nicht aufgelegt. (geht ab.)
Admet. Nicht aufgelegt? Was kann er da-
mit meinen? Ich fuͤrchte, das da iſt ein boͤſer
Bube, ein Satiriker, der immer Perſonalitaͤten
mit einmengt. — Nicht aufgelegt? Ei, ich bin
noch in meinem Leben nicht aufgelegt geweſen. —
Sage mir, theuerſte Gattin, warum habe ich ihm
nicht gleich den Kopf entzwei geſchlagen?
Alceſte.
Er war ſo klug, ſehr eilig zu entweichen,
Drum konnte deine Hand ihn nicht erreichen,
Doch troͤſte Dich, mein Gatte, nimm die Schmerzen
Nicht ohne Noth zu heftig Dir zu Herzen,
Nach Winter koͤmmt der Lenz, und gluͤcklich wenden
Die Maͤchte, was ſie jetzt als Jammer ſenden.
Admet.
Ja, beſte Gattin, ich will mich bequemen,
Und, was ich ſonſt nicht thu, Vernunft annehmen.
Wir wollen unſer Elend ſtandhaft dulden,
Es ſei uns Troſt, daß wir es nicht verſchulden.
Du biſt jetzt, Theure, Hofnung mir und Labe,
Drum ließ mir ja das Gluͤck die ſchoͤnſte Gabe,
Wir ſteigen willig von des Thrones Stufen,
Zur Buͤrgertugend werden wir gerufen,
Und ſchmerzlos ſeh ich auf den Glanz zuruͤck,
Er wandelt ſich in ein Familienſtuͤck,
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/317>, abgerufen am 26.06.2024. |