Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Die verkehrte Welt. Skaramuz mit Gefolge. Skaramuz. Ich habe lange keinen so an- genehmen Spaziergang gemacht. -- Was ist das da? Schatzmeister. Das Meer, mein König. Skaramuz. Das Meer? -- Sieh, ich habe ein Meer in meinem Lande, und weiß kein Wort davon. -- Und wer seid Ihr? Harlekin. Euer getreuster Unterthan, der Admiral Harlekin, der so eben den großen feindli- chen Admiral Pantalon überwunden hat. Skaramuz. Ich weiß von Euch allen nichts. Also hat meine Flotte den Sieg davon getragen? Harlekin. Allerdings. Skaramuz. Aber, Kerle, warum sagt Ihr mir nichts davon, daß dergleichen in meinen Staa- ten vorgeht? Schatzmeister. Es wäre schädlich, wenn Ew. Majestät für alles sorgen wollten. Skaramuz. Nun das hat seine Richtigkeit. Und Du bist also mein Feind? Pantalon. Ihnen aufzuwarten, mein König. Skaramuz. Bei welchem Könige dienst Du denn? Pantalon. Ihro Majestät, ich habe den Namen vergessen, und der thut ja doch auch nichts zur Sache. Jeder Mensch hat seine Feinde, und so geht es Ihnen auch. Genug, wir sind besiegt, und die Ruhe in Ihrem Reiche ist wieder hergestellt. Skaramuz. Was ist denn das für ein Kerl da in der See? Die verkehrte Welt. Skaramuz mit Gefolge. Skaramuz. Ich habe lange keinen ſo an- genehmen Spaziergang gemacht. — Was iſt das da? Schatzmeiſter. Das Meer, mein Koͤnig. Skaramuz. Das Meer? — Sieh, ich habe ein Meer in meinem Lande, und weiß kein Wort davon. — Und wer ſeid Ihr? Harlekin. Euer getreuſter Unterthan, der Admiral Harlekin, der ſo eben den großen feindli- chen Admiral Pantalon uͤberwunden hat. Skaramuz. Ich weiß von Euch allen nichts. Alſo hat meine Flotte den Sieg davon getragen? Harlekin. Allerdings. Skaramuz. Aber, Kerle, warum ſagt Ihr mir nichts davon, daß dergleichen in meinen Staa- ten vorgeht? Schatzmeiſter. Es waͤre ſchaͤdlich, wenn Ew. Majeſtaͤt fuͤr alles ſorgen wollten. Skaramuz. Nun das hat ſeine Richtigkeit. Und Du biſt alſo mein Feind? Pantalon. Ihnen aufzuwarten, mein Koͤnig. Skaramuz. Bei welchem Koͤnige dienſt Du denn? Pantalon. Ihro Majeſtaͤt, ich habe den Namen vergeſſen, und der thut ja doch auch nichts zur Sache. Jeder Menſch hat ſeine Feinde, und ſo geht es Ihnen auch. Genug, wir ſind beſiegt, und die Ruhe in Ihrem Reiche iſt wieder hergeſtellt. Skaramuz. Was iſt denn das fuͤr ein Kerl da in der See? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#PAN"> <pb facs="#f0358" n="349"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die verkehrte Welt</hi>.</fw><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Skaramuz</hi> mit Gefolge.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Ich habe lange keinen ſo an-<lb/> genehmen Spaziergang gemacht. — Was iſt das da?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHATZ"> <speaker><hi rendition="#g">Schatzmeiſter</hi>.</speaker> <p>Das Meer, mein Koͤnig.</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Das Meer? — Sieh, ich habe<lb/> ein Meer in meinem Lande, und weiß kein Wort<lb/> davon. — Und wer ſeid Ihr?</p> </sp><lb/> <sp who="#HAR"> <speaker><hi rendition="#g">Harlekin</hi>.</speaker> <p>Euer getreuſter Unterthan, der<lb/> Admiral Harlekin, der ſo eben den großen feindli-<lb/> chen Admiral Pantalon uͤberwunden hat.</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Ich weiß von Euch allen nichts.<lb/> Alſo hat meine Flotte den Sieg davon getragen?</p> </sp><lb/> <sp who="#HAR"> <speaker><hi rendition="#g">Harlekin</hi>.</speaker> <p>Allerdings.</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Aber, Kerle, warum ſagt Ihr<lb/> mir nichts davon, daß dergleichen in meinen Staa-<lb/> ten vorgeht?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHATZ"> <speaker><hi rendition="#g">Schatzmeiſter</hi>.</speaker> <p>Es waͤre ſchaͤdlich, wenn<lb/> Ew. Majeſtaͤt fuͤr alles ſorgen wollten.</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Nun das hat ſeine Richtigkeit.<lb/> Und Du biſt alſo mein Feind?</p> </sp><lb/> <sp who="#PAN"> <speaker><hi rendition="#g">Pantalon</hi>.</speaker> <p>Ihnen aufzuwarten, mein Koͤnig.</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Bei welchem Koͤnige dienſt Du<lb/> denn?</p> </sp><lb/> <sp who="#PAN"> <speaker><hi rendition="#g">Pantalon</hi>.</speaker> <p>Ihro Majeſtaͤt, ich habe den<lb/> Namen vergeſſen, und der thut ja doch auch nichts<lb/> zur Sache. Jeder Menſch hat ſeine Feinde, und<lb/> ſo geht es Ihnen auch. Genug, wir ſind beſiegt,<lb/> und die Ruhe in Ihrem Reiche iſt wieder hergeſtellt.</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Was iſt denn das fuͤr ein Kerl<lb/> da in der See?</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [349/0358]
Die verkehrte Welt.
Skaramuz mit Gefolge.
Skaramuz. Ich habe lange keinen ſo an-
genehmen Spaziergang gemacht. — Was iſt das da?
Schatzmeiſter. Das Meer, mein Koͤnig.
Skaramuz. Das Meer? — Sieh, ich habe
ein Meer in meinem Lande, und weiß kein Wort
davon. — Und wer ſeid Ihr?
Harlekin. Euer getreuſter Unterthan, der
Admiral Harlekin, der ſo eben den großen feindli-
chen Admiral Pantalon uͤberwunden hat.
Skaramuz. Ich weiß von Euch allen nichts.
Alſo hat meine Flotte den Sieg davon getragen?
Harlekin. Allerdings.
Skaramuz. Aber, Kerle, warum ſagt Ihr
mir nichts davon, daß dergleichen in meinen Staa-
ten vorgeht?
Schatzmeiſter. Es waͤre ſchaͤdlich, wenn
Ew. Majeſtaͤt fuͤr alles ſorgen wollten.
Skaramuz. Nun das hat ſeine Richtigkeit.
Und Du biſt alſo mein Feind?
Pantalon. Ihnen aufzuwarten, mein Koͤnig.
Skaramuz. Bei welchem Koͤnige dienſt Du
denn?
Pantalon. Ihro Majeſtaͤt, ich habe den
Namen vergeſſen, und der thut ja doch auch nichts
zur Sache. Jeder Menſch hat ſeine Feinde, und
ſo geht es Ihnen auch. Genug, wir ſind beſiegt,
und die Ruhe in Ihrem Reiche iſt wieder hergeſtellt.
Skaramuz. Was iſt denn das fuͤr ein Kerl
da in der See?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/358 |
Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/358>, abgerufen am 16.06.2024. |