Was ich von der Einsamkeit ausgestanden, Und wie mich endlich Menschen wieder fanden.
Erster Matrose. Es ist wohl sehr einsam da oben?
Seelmann. Freunde, Ihr glaubts nicht, wenn mans auch erzählt, Wie sehr es an guter Gesellschaft fehlt; Man ist nur immer mit sich allein, Da mag der Henker lange verständig seyn: Man lebt hier beinahe wie auf dem Land, Keine Neuigkeit kömmt einem zur Hand, Von Maskeraden schweig' ich nun gar und von Bällen, Die einzige Unterhaltung sind die Meereswellen; Ja, vernehmt Ihr erst alle meine Klagen, Was, Freunde, werdet Ihr dann wohl sagen? In dieser weiten Ferne konnt' ich den Soufleur nicht spüren, Und doch mußt' ich einen großen Monolog rezi- tiren.
Erster Matrose. Seid also froh, daß wir Euch gefunden haben. (fahren ab.)
Zweite Abtheilung.
Was ich von der Einſamkeit ausgeſtanden, Und wie mich endlich Menſchen wieder fanden.
Erſter Matroſe. Es iſt wohl ſehr einſam da oben?
Seelmann. Freunde, Ihr glaubts nicht, wenn mans auch erzaͤhlt, Wie ſehr es an guter Geſellſchaft fehlt; Man iſt nur immer mit ſich allein, Da mag der Henker lange verſtaͤndig ſeyn: Man lebt hier beinahe wie auf dem Land, Keine Neuigkeit koͤmmt einem zur Hand, Von Maskeraden ſchweig' ich nun gar und von Baͤllen, Die einzige Unterhaltung ſind die Meereswellen; Ja, vernehmt Ihr erſt alle meine Klagen, Was, Freunde, werdet Ihr dann wohl ſagen? In dieſer weiten Ferne konnt' ich den Soufleur nicht ſpuͤren, Und doch mußt' ich einen großen Monolog rezi- tiren.
Erſter Matroſe. Seid alſo froh, daß wir Euch gefunden haben. (fahren ab.)
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Zweite Abtheilung.
Was ich von der Einſamkeit ausgeſtanden,
Und wie mich endlich Menſchen wieder fanden.
Erſter Matroſe. Es iſt wohl ſehr einſam
da oben?
Seelmann.
Freunde, Ihr glaubts nicht, wenn mans auch
erzaͤhlt,
Wie ſehr es an guter Geſellſchaft fehlt;
Man iſt nur immer mit ſich allein,
Da mag der Henker lange verſtaͤndig ſeyn:
Man lebt hier beinahe wie auf dem Land,
Keine Neuigkeit koͤmmt einem zur Hand,
Von Maskeraden ſchweig' ich nun gar und von
Baͤllen,
Die einzige Unterhaltung ſind die Meereswellen;
Ja, vernehmt Ihr erſt alle meine Klagen,
Was, Freunde, werdet Ihr dann wohl ſagen?
In dieſer weiten Ferne konnt' ich den Soufleur
nicht ſpuͤren,
Und doch mußt' ich einen großen Monolog rezi-
tiren.
Erſter Matroſe. Seid alſo froh, daß wir
Euch gefunden haben. (fahren ab.)
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/367>, abgerufen am 16.06.2024.
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