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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Zweite Abtheilung.
Brauer. Wir beide können gleich in unsrer
Rüstung bleiben.
(ab mit dem Bäcker.)
Grünhelm. Thalia.
Thalia. Und Du willst Dein Weib, Dein
unmündiges Kind verlassen?
Grünhelm. Ja, liebe Frau, es ist nun
nicht anders, ich muß. Oder willst Du lieber, daß
ich im Kriege umkommen soll?
Thalia. Keins von beiden, sondern Du sollst
bei mir bleiben.
Grünhelm. Das geht aber nimmermehr.
Thalia. So versuche wenigstens Dein Heil
im Kriege.
Grünhelm. Das geht noch viel weniger.
Thalia. Du willst also Dein Vaterland und
mich verlassen? O Du Hartherziger! habe ich Dich
darum so geliebt, bin ich Dir darum so getreu
gewesen? Der König hätte vielleicht seine Nei-
gung auf mich geworfen, wenn unsre Ehe nicht
gewesen wäre.
Grünhelm. Beruhige Dich, liebe Frau,
der König hat vielleicht auch am längsten gelebt.
Thalia. (niederkniend.) Du hast mich noch nie-
mals weinen sehen, o sieh, wie ich jetzt zu Dei-
nen Füßen Thränen vergieße. Laß Dich durch
mein Flehen zurückhalten. Sind meine Worte zu
schwach, o so laß die Worte Deines Kindes die
Kraft der meinigen vermehren. Erinnre Dich der
frohen Stunden, die wir mit einander verlebt ha-
ben, gedenke der süßen Hofnungen, von denen wir
Zweite Abtheilung.
Brauer. Wir beide koͤnnen gleich in unſrer
Ruͤſtung bleiben.
(ab mit dem Baͤcker.)
Gruͤnhelm. Thalia.
Thalia. Und Du willſt Dein Weib, Dein
unmuͤndiges Kind verlaſſen?
Gruͤnhelm. Ja, liebe Frau, es iſt nun
nicht anders, ich muß. Oder willſt Du lieber, daß
ich im Kriege umkommen ſoll?
Thalia. Keins von beiden, ſondern Du ſollſt
bei mir bleiben.
Gruͤnhelm. Das geht aber nimmermehr.
Thalia. So verſuche wenigſtens Dein Heil
im Kriege.
Gruͤnhelm. Das geht noch viel weniger.
Thalia. Du willſt alſo Dein Vaterland und
mich verlaſſen? O Du Hartherziger! habe ich Dich
darum ſo geliebt, bin ich Dir darum ſo getreu
geweſen? Der Koͤnig haͤtte vielleicht ſeine Nei-
gung auf mich geworfen, wenn unſre Ehe nicht
geweſen waͤre.
Gruͤnhelm. Beruhige Dich, liebe Frau,
der Koͤnig hat vielleicht auch am laͤngſten gelebt.
Thalia. (niederkniend.) Du haſt mich noch nie-
mals weinen ſehen, o ſieh, wie ich jetzt zu Dei-
nen Fuͤßen Thraͤnen vergieße. Laß Dich durch
mein Flehen zuruͤckhalten. Sind meine Worte zu
ſchwach, o ſo laß die Worte Deines Kindes die
Kraft der meinigen vermehren. Erinnre Dich der
frohen Stunden, die wir mit einander verlebt ha-
ben, gedenke der ſuͤßen Hofnungen, von denen wir
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[376/0385] Zweite Abtheilung. Brauer. Wir beide koͤnnen gleich in unſrer Ruͤſtung bleiben. (ab mit dem Baͤcker.) Gruͤnhelm. Thalia. Thalia. Und Du willſt Dein Weib, Dein unmuͤndiges Kind verlaſſen? Gruͤnhelm. Ja, liebe Frau, es iſt nun nicht anders, ich muß. Oder willſt Du lieber, daß ich im Kriege umkommen ſoll? Thalia. Keins von beiden, ſondern Du ſollſt bei mir bleiben. Gruͤnhelm. Das geht aber nimmermehr. Thalia. So verſuche wenigſtens Dein Heil im Kriege. Gruͤnhelm. Das geht noch viel weniger. Thalia. Du willſt alſo Dein Vaterland und mich verlaſſen? O Du Hartherziger! habe ich Dich darum ſo geliebt, bin ich Dir darum ſo getreu geweſen? Der Koͤnig haͤtte vielleicht ſeine Nei- gung auf mich geworfen, wenn unſre Ehe nicht geweſen waͤre. Gruͤnhelm. Beruhige Dich, liebe Frau, der Koͤnig hat vielleicht auch am laͤngſten gelebt. Thalia. (niederkniend.) Du haſt mich noch nie- mals weinen ſehen, o ſieh, wie ich jetzt zu Dei- nen Fuͤßen Thraͤnen vergieße. Laß Dich durch mein Flehen zuruͤckhalten. Sind meine Worte zu ſchwach, o ſo laß die Worte Deines Kindes die Kraft der meinigen vermehren. Erinnre Dich der frohen Stunden, die wir mit einander verlebt ha- ben, gedenke der ſuͤßen Hofnungen, von denen wir

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/385>, abgerufen am 26.11.2024.