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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Zweite Abtheilung.
mannichfachen Elends dieser großen Erde vergessen,
oder auch es milder im Spiegel der Thorheit an-
schaun, und dazu dient vielleicht nachfolgendes.

Gefällt Ihnen das Stück nicht, so steht es
um so schlimmer um den Verfasser, alle Entschul-
digungen sind dann umsonst, und ich will kein
Wort zu seiner Rechtfertigung sagen. Wenn Ih-
nen also die Zeit lange währt, so wünsche ich Ih-
nen von ganzem Herzen bei irgend einem andern
Schauspiele desto mehr Vergnügen. --

Doch ich sehe so eben, es ist kein Zuschauer
da, der diesen so nothwendigen Prologus anhören
könnte.
Zuschauer. Wir sitzen hinter der Gardine,
Herr Prologus, beim Herrn Skaramuz.
Prologus. So will ich also auch zu ihm
gehn. Ich empfehle mich. --
(Er verbeugt sich sehr
ehrerbietig gegen die leeren Bänke und geht ab.)
Grünhelm. Nun ist der ganze Prolog an
mich gerichtet gewesen, der ich eine der Hauptper-
sonen im Stücke selber war, und doch ist er mich
gar nicht gewahr geworden, und doch bin ich hier
der einzige Mensch! Es ist immer sehr wunderbar,
und verdient wohl eine Untersuchung der Philoso-
phen. -- Aber ich thue wohl gut, nach Hause zu
gehn, und meiner wirklichen Frau von meinen wun-
derbaren Begebenheiten disseit und jenseit der Lam-
pen zu erzählen, denn die Verbindung mit der
Thalia war nur eine Comödienheirath.
(Er geht.)



Emi-
Zweite Abtheilung.
mannichfachen Elends dieſer großen Erde vergeſſen,
oder auch es milder im Spiegel der Thorheit an-
ſchaun, und dazu dient vielleicht nachfolgendes.

Gefaͤllt Ihnen das Stuͤck nicht, ſo ſteht es
um ſo ſchlimmer um den Verfaſſer, alle Entſchul-
digungen ſind dann umſonſt, und ich will kein
Wort zu ſeiner Rechtfertigung ſagen. Wenn Ih-
nen alſo die Zeit lange waͤhrt, ſo wuͤnſche ich Ih-
nen von ganzem Herzen bei irgend einem andern
Schauſpiele deſto mehr Vergnuͤgen. —

Doch ich ſehe ſo eben, es iſt kein Zuſchauer
da, der dieſen ſo nothwendigen Prologus anhoͤren
koͤnnte.
Zuſchauer. Wir ſitzen hinter der Gardine,
Herr Prologus, beim Herrn Skaramuz.
Prologus. So will ich alſo auch zu ihm
gehn. Ich empfehle mich. —
(Er verbeugt ſich ſehr
ehrerbietig gegen die leeren Baͤnke und geht ab.)
Gruͤnhelm. Nun iſt der ganze Prolog an
mich gerichtet geweſen, der ich eine der Hauptper-
ſonen im Stuͤcke ſelber war, und doch iſt er mich
gar nicht gewahr geworden, und doch bin ich hier
der einzige Menſch! Es iſt immer ſehr wunderbar,
und verdient wohl eine Unterſuchung der Philoſo-
phen. — Aber ich thue wohl gut, nach Hauſe zu
gehn, und meiner wirklichen Frau von meinen wun-
derbaren Begebenheiten disſeit und jenſeit der Lam-
pen zu erzaͤhlen, denn die Verbindung mit der
Thalia war nur eine Comoͤdienheirath.
(Er geht.)



Emi-
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[384/0393] Zweite Abtheilung. mannichfachen Elends dieſer großen Erde vergeſſen, oder auch es milder im Spiegel der Thorheit an- ſchaun, und dazu dient vielleicht nachfolgendes. Gefaͤllt Ihnen das Stuͤck nicht, ſo ſteht es um ſo ſchlimmer um den Verfaſſer, alle Entſchul- digungen ſind dann umſonſt, und ich will kein Wort zu ſeiner Rechtfertigung ſagen. Wenn Ih- nen alſo die Zeit lange waͤhrt, ſo wuͤnſche ich Ih- nen von ganzem Herzen bei irgend einem andern Schauſpiele deſto mehr Vergnuͤgen. — Doch ich ſehe ſo eben, es iſt kein Zuſchauer da, der dieſen ſo nothwendigen Prologus anhoͤren koͤnnte. Zuſchauer. Wir ſitzen hinter der Gardine, Herr Prologus, beim Herrn Skaramuz. Prologus. So will ich alſo auch zu ihm gehn. Ich empfehle mich. — (Er verbeugt ſich ſehr ehrerbietig gegen die leeren Baͤnke und geht ab.) Gruͤnhelm. Nun iſt der ganze Prolog an mich gerichtet geweſen, der ich eine der Hauptper- ſonen im Stuͤcke ſelber war, und doch iſt er mich gar nicht gewahr geworden, und doch bin ich hier der einzige Menſch! Es iſt immer ſehr wunderbar, und verdient wohl eine Unterſuchung der Philoſo- phen. — Aber ich thue wohl gut, nach Hauſe zu gehn, und meiner wirklichen Frau von meinen wun- derbaren Begebenheiten disſeit und jenſeit der Lam- pen zu erzaͤhlen, denn die Verbindung mit der Thalia war nur eine Comoͤdienheirath. (Er geht.) Emi-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/393>, abgerufen am 27.11.2024.